Institutionelle Anleger setzen auf Infrastrukturanleihen – damit wollen sie von den potenziellen Vorteilen profitieren, die von einer Illiquiditätsprämie gegenüber den öffentlich gehandelten Märkten bis hin zu einem besseren Asset-Liability-Matching reichen.

Von Pieter Welman, Head of Global Infrastructure, Barings

Die Definitionen für Infrastructure Debt können unterschiedlich ausfallen. Wir stützen sie auf die Art des Vermögenswerts, der den Cashflow generiert. Dabei liegt der Schwerpunkt auf wesentlichen Objekten, die wichtige soziale oder wirtschaftliche Bedürfnisse erfüllen und das Potenzial haben, stabile, langfristige Cashflows zu erwirtschaften. Unserer Ansicht nach umfasst das Infrastrukturuniversum heute sechs grosse Kategorien:

  • Wirtschaftliche Infrastruktur und transportbezogene Vermögenswerte, einschliesslich Mautstrassen und Flughäfen
  • Versorgungsbetriebe und Pipelines, die in der Regel Wasser, Abwasser, Strom, Erdgas und sonstige Brennstoffe transportieren
  • Infrastruktur für die Stromerzeugung wie Anlagen auf Basis erneuerbarer Energien
  • Soziale Infrastruktur wie staatlich geförderte öffentlich-private Partnerschaften, sozialer Wohnungsbau, Krankenhäuser und Schulen
  • Midstream- (Transport und Aufbereitung) und Speicheranlagen für Rohstoffe, Energie- und nicht auf Energie bezogene Anlagen
  • Digitale Infrastruktur wie Masten, Glasfaserkabel und Rechenzentren

Warum in Infrastructure Debt investieren?

Anlagen in Unternehmen und Einrichtungen im Bereich Infrastruktur können über verschiedene öffentliche und direkt originierte Aktien- und Renteninstrumente getätigt werden. Im Rentenbereich bieten sowohl das etablierte Investment-Grade-Segment des Marktes als auch der rasch wachsende High-Yield-Sektor potenzielle Vorteile für langfristige Anleger.

Zu den wichtigsten Merkmalen von Infrastrukturanleihen zählen ihre defensiven Eigenschaften. Infrastrukturanlagen erzielen in der Regel starke Cashflows und weisen hohe Eintrittsbarrieren auf. Da es sich um grundlegende Wirtschaftsgüter handelt, schneiden sie in Rezessionszeiten normalerweise gut ab.

Darüber hinaus sind Schuldtitel in der Regel besichert, stehen in der Kapitalstruktur an vorrangiger Stelle und profitieren von Schutzklauseln, die an den Verschuldungsgrad oder die Zinsdeckung gebunden sind. Aufgrund der hohen Qualität von Infrastrukturanleihen und des wesentlichen Charakters der erbrachten Dienstleistungen wurden in der Vergangenheit zudem nur geringe Verluste verzeichnet – in Verbindung mit hohen Rückgewinnungsquoten und einer niedrigen Ratingvolatilität.

Wirksames Mittel zur Diversifikation

Schuldtitel, die direkt begeben werden, sind tendenziell weniger liquide als ihre Pendants auf den öffentlichen Märkten. Daher bieten Infrastrukturanleihen seit jeher höhere Renditen, um diese Illiquidität zu kompensieren. Über die Jahre haben langfristige Anleger eine Illiquiditätsprämie von deutlich mehr als 50 Basispunkten (Bp.) für Investment-Grade-Kredite und von weit über 100 Basispunkte (Bp). für Kredite unterhalb von Investment-Grade erhalten1.

Die Anlageklasse kann auch ein wirksames Mittel zur Diversifikation in einem Portfolio sein, das traditionelle, langfristige Rentenwerte wie Staatsanleihen und öffentliche Investment-Grade-Unternehmensanleihen sowie Direktkredite enthält. Infrastrukturprojekte erstrecken sich auf öffentliche und direkt originierte Schuldtitel mit und ohne Rating sowie auf Regionen und eine breite Palette von Branchen, die alle ein einzigartiges Renditeprofil aufweisen.

Schliesslich ist Infrastructure Debt aufgrund der Langfristigkeit vieler direkter Infrastrukturinvestitionen (in der Regel fünf bis 30 Jahre) und der sehr gut vorhersehbaren Cashflows, die durch die finanzierten Anlagen erwirtschaftet werden, für Versicherungsunternehmen besonders attraktiv – vor allem zur Abstimmung von langfristigen Forderungen und Verbindlichkeiten und als Ergänzung oder Ersatz für Immobilienallokationen.

Neue Impulsgeber

Angesichts des weltweiten Bedarfs zur Erneuerung von veralteter Infrastruktur und zur Schaffung neuer Formen, um veränderten Bedürfnissen gerecht zu werden, dürften noch auf lange Sicht Anlagechancen bei Infrastrukturanleihen bestehen. Vier wichtige, miteinander verknüpfte Trends beeinflussen diese starke und anhaltende Nachfrage:

  • Übergang zu saubereren, erneuerbaren Energiequellen wie Solar- und Windkraft, Biomasse, Wasserstoff und Wasserkraft
  • Zunehmende Elektrifizierung, da die Bemühungen um eine Dekarbonisierung mit der Umstellung auf eine rein elektrische Wirtschaft zusammenfallen und Nachfrage nach Ladestationen, Speichermöglichkeiten und der Modernisierung von Verteilernetzen schaffen
  • US- und EU-Regierungspolitik zur Förderung von Infrastrukturausgaben
  • Das beschleunigte Tempo der Digitalisierung, das die Nachfrage nach Rechenzentren, Mobilfunkmasten, Glasfaserkabeln und anderen Bausteinen der digitalen Infrastruktur antreibt

Da staatliche Stellen allein diese Nachfrage nicht bedienen können, sind zunehmend private Investitionen – oft in Verbindung mit Regierungsausgaben – erforderlich. Infrastrukturgeschäfte werden bereits vermehrt direkt originiert und privat ausgehandelt.

Manager mit starken Originierungsplattformen und langfristigen Beziehungen zu grossen, angesehenen Eigenkapitalsponsoren sind besonders gut aufgestellt, um Zugang zu den attraktivsten Transaktionen zu erhalten und die besten Gelegenheiten für Anleger ausfindig zu machen.

1 Quelle: Barings. Stand: September 2024


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