Die grösste Hürde für die Pharmahersteller Novo Nordisk und Eli Lilly ist die Produktionskapazität. Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich, und die Kapazitäten werden wohl noch lange Zeit nicht ausreichen.

Von Rune Sand-Holm, Portfolio Manager DNB Fund Health Care bei DNB Asset Management

Neben dem Produktionsengpass ist auch der Versicherungsschutz ein weiteres Problem: Weniger als 50 Prozent der adipösen Bevölkerung in den USA haben eine Krankenversicherung, die das Medikament abdeckt. Der Druck der Regulierungsbehörden muss ebenfalls berücksichtigt werden. Diese Themen sind im Vergleich zur Kapazitätsfrage jedoch zweitrangig.

Wir sehen weiterhin Potenzial für den Markt, aber beide Titel hatten über Jahre hinweg einen unglaublichen Lauf, so dass wir nicht erwarten, dass sie im aktuellen Tempo weiter steigen. Die Wettbewerber sind Jahre im Rückstand; frühestens 2027, realistischerweise eher 2028, könnten weitere Produkte auf den Markt kommen. Wettbewerber müssen darüber hinaus gewaltige Summen investieren, um ihre Produktionskapazitäten in Betrieb zu nehmen, was noch einige weitere Jahre dauern wird.

Novo Nordisk als auch Eli Lilly sowie andere Wettbewerber arbeiten an oralen Versionen des Medikaments. Allerdings ist die Menge der Inhaltsstoffe, die für eine solche orale Formulierung benötigt wird, im Vergleich zu den injizierbaren massiv (50-100x). Die Herstellung des Wirkstoffs könnte damit zu einem Engpass werden.

Auswirkungen in der Medizintechnik

Für bestimmte Medizintechnikunternehmen können die GLP-1-Präparate eine echte Bedrohung darstellen, zum Beispiel für Hersteller von CPAP-Geräten zur Behandlung von Schlafapnoe, während sie für andere potenziell die Nachfrage ankurbeln könnten, zum Beispiel für kontinuierliche Glukosemessgeräte (CGM), bei denen die bisherigen Daten zeigen, dass Patienten, die eine GLP-1-Therapie erhalten, häufig auch ein CGM-Gerät einsetzen.

Zudem wird eine weniger übergewichtige Bevölkerung mehr Patienten die Möglichkeit geben, sich einer Operation zu unterziehen, die sie zwar benötigen, bei der ihr Gewicht jedoch ein Hindernis darstellt, zum Beispiel bei Hüft- und Kniegelenkersatzoperationen.

Generell könnten die GLP-1-Medikamente dazu beitragen, dass wir länger gesund leben und somit den Zeitpunkt hinauszögern, an dem wir krank werden und eine Operation benötigen, aber das könnte auch die Lebenserwartung erhöhen, was schliesslich den Behandlungsbedarf in die Höhe treibt, denn egal wie gesund die Menschen sind, müssen Verschleisserscheinungen irgendwann ersetzt respektive behandelt werden.

Ausblick zweites Halbjahr 2024

In unserem Health-Care-Fonds haben wir grosse Positionen sowohl in Novo Nordisk als auch in Eli Lilly, aber im Vergleich zur Benchmark sind wir in Novo Nordiskv übergewichtet und in Eli Lilly untergewichtet (aufgrund der Bewertung). Im Biotech-Fonds haben wir Positionen in Viking Therapeutics (übergewichtet) und Amgen (untergewichtet), die zu den interessantesten Wettbewerbern gehören, die in Zukunft zu Konkurrenten werden könnten.

Neben dem Problem der Fettleibigkeit wird die Behandlung neurologischer Erkrankungen, wie Alzheimer, ein Bereich sein, auf den sich Unternehmen und Investoren in den kommenden Jahren verstärkt konzentrieren werden. Mit dem Medikament Kisunla gibt es seit kurzem von Eli Lilly eine zweite Behandlungsmöglichkeit für Alzheimer-Kranke in den USA.


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