Wo sollen Anleger in einem Umfeld, das von höheren Renditen, aber auch von grösserer Unsicherheit geprägt ist, nach Wachstum suchen?

Von Alex King, CFA, Supriya Menon, Head of Multi Asset Strategy und John Mullins, Investment Director – EMEA bei Wellington

Das neue makroökonomische Umfeld dürfte für Anleger mehr Volatilität und Zyklizität, aber wahrscheinlich auch höheres nominales Wachstum bedeuten. Während Aktien und alternative Anlagen im Allgemeinen als die naheliegendsten Möglichkeiten zum Ausschöpfen dieses Potenzials angesehen werden, machen höhere Renditen festverzinsliche Anlagen attraktiver als in der Vergangenheit – nicht nur für Anleger auf der Suche nach regelmässigen Einkünften, sondern auch für jene mit Fokus auf einer langfristigen Vermögenssteigerung.

Betrachtet man das Thema Wachstum aus der Perspektive festverzinslicher Anlagen, sind Schwellenländeranleihen und High-Yield-Anleihen die beiden naheliegendsten Kandidaten – die Anlageklassen im Rentenbereich mit dem höchsten Ertragspotenzial für Anleger.

Erhebliche Unterschiede

Schwellenländeranleihen (das heisst Staats- oder Unternehmensanleihen aus Schwellenländern) können ein volatiler und komplexer Markt sein, bieten aber das Potenzial für höhere Kupons und mehr Kapitalzuwachs als Anleihen der Industrieländer.

Es gibt jedoch erhebliche Unterschiede und länderspezifische Risiken. Sowohl bei Schwellenländeranleihen in Lokalwährung als auch bei Hartwährungsanleihen empfehlen wir einen vorsichtigen, langfristigen Aufbau des Engagements im Einklang mit der Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont des jeweiligen Anlegers.

Regelmässige Kuponzahlungen

High-Yield-Anleihen können eine weitere Möglichkeit bieten, Wachstumspotenzial auszuschöpfen. High-Yield-Anleihen, die in der Regel von Unternehmen mit geringerer Bonität begeben werden, sind meist höher verzinst als Investment-Grade-Anleihen, und eine gut gesteuerte aktive Allokation kann in Portfolios eine wichtige Rolle spielen.

Da High-Yield-Anleihen in der Vergangenheit aufgrund ihres Potenzials für hohe und regelmässige Kuponzahlungen aktienähnliche Renditen bei geringerer Volatilität1 erzielen konnten, können sie eine besonders attraktive Option für Anleger sein, die noch nicht bereit sind, aus Wachstumsgründen in Aktien zu investieren, oder die das mit Aktien verbundene Risiko reduzieren möchten.

Überzeugende Option

Die Gründe: Hohe laufende Renditen und eine bessere Kreditqualität können High-Yield-Anleihen zu einer überzeugenden Option machen

Die Gesamtrenditen an den globalen High-Yield-Märkten sind derzeit attraktiv – so hoch wie heute waren sie seit der globalen Finanzkrise nur selten. Höhere laufende Renditen bedeuten nicht nur höhere zukunftsgerichtete Erträge, sondern können auch als Puffer gegen steigende Zinsen und sich ausweitende Credit Spreads dienen.

Die nachstehende Abbildung zeigt die historischen zukunftsgerichteten Drei-Jahres-Erträge zwischen Januar 1998 und Dezember 2023 sowie die Yield to Worst (Anfangsrendite unter der Annahme, dass es weder zu einem Ausfall noch zu einer vorzeitigen Rückzahlung durch den Emittenten kommt).

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(Zum Vergrössern, Grafik anklicken)

Wie die Abbildung weiter illustriert, bestand in der Vergangenheit eine positive Beziehung zwischen den Anfangsrenditen und den zukunftsgerichteten drei-Jahres-Erträgen, und Renditen von 8,5 Prozent oder mehr haben in der Regel zu positiven zukunftsgerichteten drei-Jahres-Gesamterträgen geführt.

Konkret zeigt sich: Als die Rendite 8,5 Prozent oder mehr betrug, lag der schlechteste zukunftsgerichtete annualisierte drei-Jahres-Gesamtertrag bei minus 3,4 Prozent, der Durchschnitt aber bei plus 9,2 Prozent. Auch wenn sich dieses historische Muster nicht mit absoluter Sicherheit fortsetzen wird, deuten diese Daten unserer Meinung nach darauf hin, dass die derzeit relativ hohen Renditeniveaus Anlegern ein potenziell bedeutsames Polster bieten könnten.

Höhere Qualität

Neben den attraktiven laufenden Renditen hat sich auch die Zusammensetzung des High-Yield-Marktes verändert. Der Markt für High-Yield-Anleihen ist heute grösser, global diversifizierter und qualitativ hochwertiger. Ein Grund dafür besteht darin, dass ein immer grösserer Teil des Index aus «Fallen Angels» besteht, also Investment-Grade-Anleihen, die im Zuge schwieriger Marktbedingungen, insbesondere in den Jahren 2009 und 2020, auf High-Yield-Status herabgestuft wurden.

Als Neuankömmlinge am High-Yield-Markt weisen diese Titel tendenziell eine höhere Qualität auf als der Rest der Anlagekategorie und können so attraktive Anlagechancen für aktive Manager bieten. Ein weiterer Grund für die höhere Qualität liegt an der zuletzt generell besseren Qualität von Neuemissionen und des disziplinierteren Verhaltens der High-Yield-Marktteilnehmer – viele neue Transaktionen wurden nicht über den High-Yield-Markt finanziert, sondern über andere Märkte, zum Beispiel Private Credit.

Fundamentaldaten generell solide

Da High-Yield-Anleihen eine niedrigere Kreditqualität als Investment-Grade-Anleihen aufweisen, sind Anleger häufig besorgt über das Ausfallrisiko, insbesondere wenn sich die Finanzierungsbedingungen verschlechtern. Wir gehen zwar davon aus, dass die Ausfälle im kommenden Jahr zunehmen werden, glauben aber, dass sie deutlich unter dem Niveau früherer spätzyklischer Phasen liegen werden und dass ein Index mit höherer Qualität insgesamt weniger Ausfälle bedeuten sollte.

Hilfreich ist ausserdem, dass die Fundamentaldaten der Unternehmen im High-Yield-Segment generell solide sind, und es war kein offensichtlicher Anstieg der Verschuldung in bestimmten Sektoren oder übermässiges Kreditwachstum am Gesamtmarkt aufgrund allgemein schwächerer Kreditvergabestandards zu beobachten.

Geduld kann sich auszahlen, aber man muss vorbereitet sein

Für Anleger, die eine strategische Allokation aufbauen wollen, kann es weniger wichtig sein, den günstigsten Einstiegszeitpunkt zu finden. Wir empfehlen dennoch ein schrittweises Vorgehen. Die Spreads liegen unter ihren historischen Mittelwerten, was bedeutet, dass es für Anleger ratsam sein könnte, nach Gelegenheiten Ausschau zu halten, um das Engagement zu attraktiveren Bewertungen taktisch zu erhöhen.

Es kann daher sinnvoll sein, das Engagement schrittweise zu erhöhen und eine strategische Allokation in High-Yield-Anleihen über einen längeren Zeitraum hinweg aufzubauen. Auf diese Weise können Anleger von den derzeit attraktiven Renditen profitieren und gleichzeitig für zukünftige Anlagechancen vorbereitet bleiben.

Allerdings sollte auch nicht vergessen werden, dass höhere laufende Renditen einen wichtigen Schutz vor einer möglichen Spreadausweitung bieten können.

Vorteile eines aktiven Ansatzes

Wir gehen davon aus, dass sich die Streuung zwischen den Regionen in diesem Jahr fortsetzen wird und aktive globale High-Yield-Strategien in der Lage sein könnten, von den sich bietenden Chancen in unterschiedlichen Wirtschaftsräumen zu profitieren.

Die Spreads in Europa sind derzeit weiter als am US-Markt, was Anlegern attraktive Möglichkeiten bieten kann, Wertschöpfungspotenzial zu erschliessen – vorausgesetzt, die emittierenden Unternehmen sind gut aufgestellt, um ein möglicherweise schwächeres makroökonomisches Umfeld erfolgreich zu bewältigen.

Absolut entscheidend

Wie auch immer Anleger ihre Allokation in High-Yield-Anleihen gestalten, wir sind der Meinung, dass ein aktives Management im aktuellen Umfeld absolut entscheidend ist. Das High-Yield-Universum ist zwar im Allgemeinen von höherer Qualität als in der Vergangenheit, insgesamt schwächen sich aber die Fundamentaldaten der Unternehmen derzeit allmählich ab, und die Zahlungsausfälle nehmen zu.

Wir sind der Ansicht, dass eine detaillierte, fundamentale Analyse in Kombination mit einer fundierten Branchen- und ESG-Expertise die effektivste Möglichkeit bietet, um diejenigen High-Yield-Unternehmen zu identifizieren, die am besten positioniert sind, um langfristig eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen – und die Unternehmen mit dem höchsten Ausfallrisiko zu meiden.

  • Um mehr über die Anleihenlösungen von Wellington Management zu erfahren, besuchen Sie die entsprechende Webseite.

1Quelle: MSCI, Bloomberg, Dezember 2023. | 2Quelle: J.P. Morgan, September 2022.


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