Die KPT hat ihre IT-Infrastruktur, ihr Kernsystem und alle Umsysteme in die Cloud der Inventx verlagert. Roland Bosshard, IT-Leiter der KPT, erläutert, warum sich der Krankenversicherer auf Open Insurance und den Aufbau von Ökosystemen ausrichtet.
Interview von Daniel Wenger, Leiter Insurance der Inventx
Die Krankenkasse KPT gilt als digitale Pionierin in der Versicherungswelt. Was versprechen Sie sich von Ihrer neuen Cloudplattform…?
Die Wahl der Inventx zur neuen Betriebspartnerin und der Entscheid für ihre Cloudplattform sind wichtige Meilensteine in der Umsetzung der IT-Strategie unserer Krankenkasse. Die Cloudplattform stellt uns dynamisch und automatisiert IT-Ressourcen bereit, die wir orts-, termin- und bedarfsgerecht beziehen können.
So können wir neue Serviceangebote mit kürzerer Time-to-Market lancieren. Zeit-, Ort- und Device-unabhängige Services stärken unsere Innovationskraft und damit unsere Stellung im Wettbewerb. Indem wir nur bezahlen, was wir brauchen, senken wir zugleich unsere Betriebskosten.
Mehr noch: Wir senken auch unsere Betriebsrisiken dank den erprobten Security-Lösungen der Inventx. Beide Faktoren kommen letztlich unseren Versicherten zugute.
…und was von Ihrem neuen Betriebspartner?
Inventx und KPT verbinden gemeinsame Werte: Zuverlässigkeit, Sicherheit und Swissness. Wir schätzen es sehr, mit einem Partner auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Von KMU zu KMU sozusagen. Wir haben die Zusammenarbeit als konstruktiv, verbindlich, pragmatisch und respektvoll erlebt.
Das liegt sicher auch daran, dass Inventx von Eigentümern geführt ist, die persönlich für eine hohe Qualität und Sicherheit einstehen. Nicht zuletzt sehen wir Inventx auch als Garant dafür, dass wir flexibel und unkompliziert Innovation im Bereich Insurance vorantreiben können.
Was bedeutet das für die Kunden?
Sie spüren es zunächst indirekt. Wir sind dank hoher Verfügbarkeit und Sicherheit der Ressourcen zuverlässig vor Ausfällen gewappnet. Und sie profitieren auch ganz unmittelbar, denn die KPT kann bei neuen Bedürfnissen innert kürzester Zeit neue, komfortable und zukunftsweisende Anwendungen integrieren, die etwa von InsurTechs entwickelt werden.
Was haben Sie an neuen Ideen in Bezug auf Digitalisierung und Innovation schon in der Pipeline?
Natürlich haben wir bereits verschiedene Ideen und auch schon konkrete Pläne. Die möchten wir aber noch nicht verraten. Im Fokus stehen derzeit die Automatisierung mittels Künstlicher Intelligenz und Anwendungen, die ganz spezifische Zielgruppen ansprechen und konkreten Mehrwert für die Versicherten schaffen. Damit können wir uns von unserer Konkurrenz noch besser abheben.
Was ist Ihre Sicht auf Open Insurance?
Open Insurance schafft die Voraussetzung für die Optimierung der Zusammenarbeit unter den Versicherern. Für mich als Mitarbeiter einer Krankenversicherung steht aber der Kundennutzen von Krankenversicherten im Vordergrund. Daher geht unsere Sicht weit über Open Insurance hinaus.
Wir konzentrieren uns auf die Menschen, die das Gesundheitswesen mit ihren Steuern und Prämien finanzieren. Und insofern streben wir über den Open-Insurance-Standard einen weitergehenden «Open-Healthcare»-Standard an, mit dem sich das gesamte Gesundheitsökosystem erschliessen lässt: von den verschiedenen Leistungserbringern über die Versicherer bis hin zu den Patienten und Kunden.
Eine offene Zusammenarbeit der verschiedenen Stakeholder fördert Innovation, steigert Effizienz, senkt Kosten, vereinfacht Prozesse und lässt vor allem neue Lösungen entstehen – etwa, dass endlich das elektronische Patientendossier seinen Durchbruch schafft.
Der Trend geht aktuell hin zu Kooperationen, die punktuell einzelnen Beteiligten Vorteile verschaffen. Das ist verständlich und auch nachvollziehbar, denn kurzfristig braucht es Vorinvestitionen, damit langfristig das System durchlässig und effizienter werden kann.
Was können die Versicherungen von den Banken lernen?
Banken arbeiten mittlerweile sehr unverkrampft und offen bei verschiedensten Themen zusammen und haben insbesondere im Umgang mit Fintechs und Open Banking einen Vorsprung.
Auf Stufe IT-Leitung/CIO erlebe ich auch bei den Versicherungen eine Öffnung, doch mit den Insurtechs und dem Ökosystem-Ansatz tun sich viele in meiner Wahrnehmung noch schwer. Das Healthcare-Ökosystem bietet für alle Teilnehmer attraktive Möglichkeiten zum Wohle der Kunden.
Einzelkämpfer werden sich längerfristig wohl ins Abseits manövrieren. Wenn wir uns darauf konzentrieren, für unsere Kunden Mehrwert zu schaffen, wird kein Weg an Healthcare-Ökosystemen und damit an Open Insurance respektive eben «Open Healthcare» vorbeiführen.