In den deutschsprachigen Märkten steigt die Zahl der neu aufgelegten Private-Label-Fonds kontinuierlich. Worin liegen die Gründe dafür und worauf sollten Fondspromotoren bei der Fondsgründung achten.
Dass es immer mehr Gründungen von Private-Label-Fonds gibt, liegt unter anderem in der zunehmenden Regulierung der EU, die zum Teil auch Schweizer Berater mit Kunden aus dem EWR-Raum betrifft.
Vermögensverwalter können Ihre Aufgaben in diesem Zusammenhang mithilfe einer Fondslösung vereinfachen. Als Fondspromoter können sie administrative Aufgaben und Haftungsrisiken an die Fonds-Verwaltungsgesellschaft auslagern. Ebenso wird der grenzüberschreitende Vertrieb einfacher und sicherer für den Vermögensverwalter.
Überblick bewahren
Hintergrund ist, dass im Zuge von MiFID II einzelne Länder zusätzliche Vorschriften eingeführt haben. Es wird immer aufwändiger den Überblick zu bewahren, vor allem wenn ein Berater Kunden aus mehreren Ländern betreut. Für Fonds hingegen gibt es klare Regelungen und die Verwaltungsgesellschaft übernimmt die notwendige Administration für das Cross-Border-Geschäft, die Überwachung von Änderungen in der Regulierung und die regulatorisch notwenige Berichterstattung.
Durch eine Fondslösung wird zusätzlich die Steuerkonformität sowohl im Fonds als auch im Wohnsitzland des Kunden sichergestellt. Die dafür notwendige Aufbereitung der Unterlagen übernimmt die Verwaltungsgesellschaft des Fonds.
Erleichterte Expansion
Ein weiterer Grund für die Zunahme der Fondslösungen ist die erleichterte Expansion. Es können neue Kundensegmente erschlossen werden, zum Beispiel solche, die nur in Fonds investieren dürfen. Ebenso kann ich den Bekanntheitsgrad des Unternehmens und die Aufmerksamkeit der Investoren erhöhen, da die erzielten Anlageergebnisse geprüft und öffentlich sind.
Nicht vergessen darf man, dass Fonds ein immer beliebteres Instrument zur Vermögensstrukturierung sind.
Liechtenstein wächst überproportional
Während der Markt sich stetig nach oben bewegt, steigt die Zahl der neuen Private-Label-Fonds in Liechtenstein in den letzten Jahren weit überproportional. Konkret haben sich die Fondsgründungen von 2016 bis 2020 verdoppelt und 2021 lag der Fondsstandort nach drei Quartalen nochmals über dem Rekord des Vorjahres.
Im selben Zeitraum hat laut European Fund and Asset Management Association (EFAMA) die Anzahl der Fonds europaweit nur in Irland absolut stärker zugenommen als in Liechtenstein. Weder Luxemburg noch Frankreich oder Deutschland konnten da mithalten.
Attraktiver Fondsplatz
Neue Topwerte gab es per Ende September zudem bei den Nettomittelzuflüssen und dem Vermögenszuwachs, ein weiterer Beweis für die Attraktivität des Fondsplatzes. Meistgenannte Gründe für die Wahl des Fondsdomizils Liechtenstein sind die zügigen Prozesse und die Servicequalität. Das Stempelsteuerprivileg wie bei Schweizer Fonds ist indes ebenso hilfreich wie die Befreiung von jeglichen Steuern des Fondsdomizils.
Darüber hinaus wurden einige vorteilhafte Elemente geschaffen bzw. beibehalten, die andere EU Standorte weniger kennen, zum Beispiel die Möglichkeit, Gründer- und Anlegeranteile mit und ohne Stimmrecht auszustatten.
Einzigartigkeit hilft
Voraussetzung für den Erfolg von vertriebenen Fonds ist natürlich eine gute Performance, aber sie alleine ist nicht ausreichend. Die Anlagestrategie muss logisch nachvollziehbar sein und idealerweise etwas Einzigartiges beinhalten. Optimal ist es, wenn die Strategie schon erfolgreich umgesetzt wurde. Der zweite entscheidende Faktor ist das Anlagevolumen des Fonds.
Ist es zu gering, drücken die Kosten auf die Ergebnisse des Fonds. Ein Fondsinitiator braucht also ein angemessenes Startvolumen und eine erfolgversprechende Marketing- und Vertriebsstrategie. Bei den Commitments der Seed-Capital-Geber hilft eine kurze Time-to-market und diesbezügliche Planungssicherheit, beides bietet Liechtenstein.
Kosten richtig kalkulieren
Worauf sollte man noch achten: Bei den Angeboten der Fondsgesellschaften und der Verwahrstellen muss man oft etwas genauer hinsehen. Punkte wie Transaktionsgebühren, Devisenspreads, Abwicklung der Ausschüttungen etc. werden oftmals zu wenig beachtet und sind ebenso Kostenfaktoren wie die laufend anfallenden Übersetzungen von Dokumenten an nicht deutschsprachigen Fondstandorten. Notwendige Reisen zum Fondsdomizil kosten nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit. Beides sind oft unterschätzte Faktoren.
Berücksichtigt man alle Faktoren, so bietet Liechtenstein für Schweizer Fondspromotoren ausgezeichnete Voraussetzungen. Diese nutzen das auch entsprechend, wie man an der Entwicklung des Fondsplatzes sieht.
David Gamper ist seit 2014 Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband und seit 2020 Mitglied des Stiftungsrates der Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungs-Stiftung SV Liechtenstein. Er hat sich schon während seines Studiums der Betriebswirtschaftslehre auf die Bereiche Finanz- und Bankbetriebslehre spezialisiert. Vor seiner Tätigkeit beim LAFV arbeitete er als Vermögensberater und -verwalter und später in Führungspositionen in Österreich, Italien und Liechtenstein.