Wer fit ist im Umgang mit komplexen Datenstrukturen und programmieren kann, ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt. Neu können sich Finanzfachleute in der Schweiz diese Kompetenzen gezielt aneignen.

Von Andreas Jacobs, CEO Ausbildungszentrum AZEK und SFAA (Swiss Financial Analysts Association)

In den vergangenen zehn Jahren gingen mehr als 20'000 Stellen im Bankensektor verloren, und das Ende des Konsolidierungsprozesses ist noch nicht abzusehen. Die tiefen Zinsen, steigende Regulierungs-Dichte und die intensivierte Konkurrenz drücken auf die Margen.

Als Gegenmassnahme werden oft weitere Kostensparprogramme lanciert. In den meisten Fällen reicht es aber nicht aus, auf die Kostenbremse zu drücken. Erfolgreiche Finanzdienstleister haben ihre Kosten im Griff, darüber hinaus zeichnen sie sich aus durch gutes Risikomanagement und erkennen neue Ertragspotenziale. Die digitale Transformation eröffnet dabei viele neue Möglichkeiten. In diesem Zusammenhang überdenken viele Finanzinstitute derzeit ihre Geschäftsmodelle.

Digitalisierung als Chance

Die Digitalisierung beeinflusst die Strukturen und die Anforderungen an die Jobprofile der Finanzdienstleister massgeblich. Die Digitalisierung von Routine-Tätigkeiten mit immer wieder gleichen Arbeitsabläufen geht oft einher mit einem Verlust an Stellen. Insgesamt wird die Digitalisierung zunehmend als die grosse Bedrohung für die Beschäftigung wahrgenommen, obwohl im Gegenzug neue Arbeitsplätze geschaffen werden, vor allem an der Schnittstelle zwischen klassischen Bankaufgaben und IT.

In einer Umfrage der Swiss Financial Analysts Association SFAA unter 280 Finanzspezialisten im Jahr 2018 wurden den Bereichen Informatik und Fintech denn auch die besten Arbeitsplatzaussichten attestiert. Gemäss Aussagen von ICT Switzerland (Dachorganisation Digital Economy) wächst die Beschäftigung im ICT-Bereich zweieinhalbmal so schnell wie die Zahl der gesamtschweizerisch Beschäftigten.

Höheres Bildungsniveau

Die neu geschaffenen Stellen erfordern im Allgemeinen ein höheres Bildungsniveau. Dies spiegelt sich auch im Finanzbereich. So werben Finanzinstitute zunehmend Mathematiker, Physiker und Informatiker an. Entscheidend bei diesen neuen Jobprofilen sind das Interesse und die Affinität für die digitale Transformation und deren Umsetzung in einer Organisation.

Immer grössere Datenmengen und komplexere Datenstrukturen müssen verarbeitet werden. Ob in der Datenanalyse, -verarbeitung oder für Prognosen, Finanzfachleute müssen mit grossen Datenmengen umgehen und zunehmend auch Kenntnisse in den gängigen Programmiersprachen vorweisen.

Technikaffine Profis gefragt

Wer diese technischen und analytischen Kompetenzen mitbringt, ist auf dem Markt sehr gefragt. Angesprochen sind dabei nicht nur junge technikaffine Mitarbeitende. Auch auf höheren Hierarchiestufen müssen sich die Finanzfachleute zunehmend mit der Digitalisierung auseinandersetzen, um die technologische Transformation professionell anzugehen und umzusetzen. Angesichts der raschen Weiterentwicklung, beispielsweise im Bereich Artificial Intelligence mit lernenden Algorithmen, muss das Wissen laufend auf den neusten Stand gebracht werden.

Auch Ausbildungsinstitute wie AZEK sind gefordert, das Thema Digitalisierung in ihre Ausbildungslandschaft zu integrieren und die notwendigen Kompetenzen adressatengerecht zu vermitteln. Neu bietet AZEK eine massgeschneiderte Weiterbildung zum Chartered Financial Data Scientist in Kooperation mit der DVFA (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) an.