BNY Mellon Investment Management verfügt über eine breite Palette an Anlagelösungen, weil die einzelnen Boutiquen völlig unabhängig vom Mutterhaus agieren können, sagt Jürg Zollinger im Interview.


Herr Zollinger, BNY Mellon Investment Management (BNY) hat kürzlich sein 15-jähriges Bestehen in der Schweiz gefeiert. Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt?

Vor 15 Jahren hatten wir als «Mellon» noch deutlich weniger Boutiquen. Im Jahr 2007 kam dann der Zusammenschluss mit der Bank of New York (BNY), was es für uns lokal interessanter gemacht hat. Neben dem Mellon-Universum kamen die Tochtergesellschaften von BNY hinzu. Die Anzahl der Investmentboutiquen und damit unser Produkteangebot haben sich somit stetig erhöht.

Die Finanzkrise ist auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen. Doch seit 2010 befinden wir uns auf einem konstanten Aufwärtspfad und konnten unseren Bekanntheitsgrad deutlich steigern. Bis vor einigen Jahren verband man den Brand «BNY Mellon» vor allem mit einer der weltgrössten Custodian-Banken und nicht mit einem der zehn grösstens Vermögensverwalter der Welt. Unser Marketing sowie der personelle Ausbau haben Früchte getragen.

Was sind die Stärken von BNY?

Die grosse Stärke liegt darin, dass wir uns als BNY Mellon IM auf die Distribution konzentrieren und die Vermögensverwalter, unsere Boutiquen, sich auf ihre Kernkompetenz fokussieren können: das Management von Anlagefonds und Mandaten. Wir haben als BNY Mellon IM an allen wichtigen Finanzzentren ein lokales Office, was für die Boutiquen alleine in dieser Form kaum effizient wäre. Von daher sehe ich unseren Set-up als Win-Win-Situation.

«Wir sind gut unterwegs, vor allem seit wir unsere Ressourcen ausgebaut haben»

Wichtig ist auch, dass die Boutiquen unabhängig vom Mutterhaus agieren: Sie können mit ihrer Marke und ihrem Leistungsausweis (Track Record) auftreten, haben eigenständige Management-Teams, verfügen allesamt über eine eigene Anlagephilosophie, müssen auf keinen gruppenweiten Investmentchef achten und können so ihre Identität behalten. Das macht es auch für deren Mitarbeiter/Fund Manager attraktiv: Unsere Boutiquen haben eine sehr niedrige Fluktuations-Quote.

Was sind Ihre weiteren Pläne?

Wir streben einen soliden und gleichmässigen Wachstumspfad an. Wir sind gut unterwegs, vor allem seit wir unsere Ressourcen ausgebaut haben. Aktuell sind wir ein Team von sechs Personen, das von Zürich aus die deutsch- und französische Schweiz sowie Liechtenstein und Österreich betreut. Wir fokussieren uns sowohl auf das Wholesale-Geschäft als auch auf institutionelle Kunden wie Pensionskassen und Versicherungen.

Wir verfügen über ein stabiles Team und haben zuletzt auch marketingtechnisch grössere Anstrengungen übernommen. In der französischsprachigen Schweiz wie auch in Liechtenstein besteht sicherlich noch Aufholpotenzial. Aber aufgrund unserer diversifizierten und spezialisierten Produktepalette sehen wir grundsätzlich überall Wachstumspotenzial – sowohl im Wholesale als auch im institutionellen Kanal und über alle Regionen hinweg.

Wie sehen Ihre Kernangebote im Wholesale- sowie im institutionellen Bereich aus?

Wir können aufgrund unseres Multi-Boutiquen-Modells in sehr vielen Anlageklassen Lösungen anbieten: Unsere Palette hat eine extreme Breite und Tiefe – für Wholesale- wie für institutionelle Kunden.

«Auf der Wholesale-Seite sind wir historisch stark im Bereich Anleihefonds»

Zunächst zu den institutionellen Produkten: Hier besitzen wir im Fixed-Income-Bereich eine hohe Expertise, namentlich bei Unternehmensanleihen dank unserer Boutique Insight Investment. Auf der Private-Debt- und Senior-Loan-Seite gibt es interessante Lösungen von Alcentra. Ausserdem möchte ich zwei Nischenstrategien von der Firma Standish hervorheben, aktuell sind das US-Municipal Bonds sowie Emerging Market-Bonds.

Auf der Wholesale-Seite sind wir historisch stark im Bereich Anleihefonds. Ein Beispiel wäre der BNY Mellon Euroland-Bond-Fund (5-Sternefonds bei Morningstar), aber auch der Schwellenländer Lokalwährungsfonds, beide von Standish.

Wir bieten daneben noch diverse interessante Anleihenfonds an, wie den auf Total Return orientierten BNY Mellon Global-Dynamic-Bond-Fund (Newton) und den BNY Mellon Emerging-Market-Corporate-Debt Fund (Insight). Aktienseitig verfügen wir über einen äusserst erfolgreichen globalen Emerging Markets Fund (Newton).

«Wir sind dezentral organisiert, was ein Teil unserer DNA ist»

Ein weiteres Flagship-Produkt im Wholesale-Bereich ist der BNY Mellon Global Real Return Fund (Newton). Darüber hinaus bieten verschiedene BNY-Boutiquen eine ganze Reihe von Absolute Return-Strategien an.

Wie hat sich der Schweizer Markt in den vergangenen 15 Jahren verändert?

Es dominieren zwei Trends, die beide aber kein Schweizer Phänomen sind, sondern ein globales. Der erste Trend ist tatsächlich schon 15 Jahre alt, nämlich der Trend zum passiven Investieren. Bei unseren institutionellen Kunden sehen wir das Interesse sowohl auf der Aktienseite – was für mich bedingt nachvollziehbar ist – als auch auf der Fixed-Income-Seite – was für mich weniger verständlich ist.

Die Passivierungswelle führt zu Margenerosionen und zwingt die Asset Manager, effizienter zu arbeiten. Damit kommen wir zum zweiten Trend: Wir erleben derzeit eine grosse Konsolidierungswelle in der Vermögensverwaltungsbranche.

Wie ist es für einen Schweizer bei einem amerikanischen Vermögensverwalter zu arbeiten?

Der Multi-Boutiquen-Charakter von BNY und damit verbunden die grosse Variabilität von interessanten Themen empfinde ich als einzigartig. Ausserdem sind wir dezentral organisiert, was ein Teil unserer DNA ist. Das heisst, wir haben auf lokaler Ebene eine sehr hohe Entscheidungskompetenz, was nicht selbstverständlich ist in der heutigen Unternehmenswelt.


Jürg Zollinger ist Länderchef Schweiz bei BNY Mellon Investment Management und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche. Er begann seine Karriere in den 1980er-Jahren als Aktienhändler und studierte anschliessend Betriebswirtschaft an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften. Danach stieg er ins Investmentgeschäft ein, bei Vontobel in New York.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz wechselte er 1998 in den Fondsvertrieb. In diesem Bereich war er über die vergangenen sechs Jahre bei der Firma GL Funds als Direktor für den Vertrieb und die Betreuung inländischer Finanzintermediäre und institutioneller Kunden verantwortlich. Seit 2011 arbeitet er für BNY Mellon.