Was sind die Wachtumstreiber in Schwellenländern? Investmentexperte Rob Marshall-Lee nennt die wichtigsten.

Von Rob Marshall-Lee, Investmentleiter im Team für Schwellenländeraktien bei der BNY Mellon-Boutique Newton

1. Verschuldung

Die Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zum Verhältnis privater Schulden/zum Bruttoinlandprodukt (BIP) zeigen den Unterschied: Während der Wert etwa in den USA und in Grossbritannien sehr hoch ist, weisen Indien und Indonesien eine wesentlich geringere Verschuldung auf, haben dafür aber ein markant grösseres Potenzial für Kreditwachstum. Davon sollte das Wirtschaftswachstum profitieren (siehe nachfolgende Grafik).
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(Quellen: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Newton, Thomson Reuters, März 2017.)

2. Politisches Umfeld

In der Vergangenheit wiesen die Märkte in den Schwellenländern einen Bewertungsabschlag auf, der teilweise auch der politischen Instabilität in diesen Ländern geschuldet war. Auch die Korruption im öffentlichen Bereich bleibt ein ernstzunehmender Faktor, wobei in der Tendenz manche Länder Fortschritte machen.

3. Produktivität

Die meisten Schwellenländer verfügen über das Potenzial, ihre Produktivität noch zu steigern, indem sie auf technologischer Ebene sowie bei der Corporate Governance von den Industriestaaten lernen. Zudem werden in einer Reihe von Schwellenländern wie Indien, Mexiko – sowie in gewissem Masse auch in China und Indonesien – derzeit Wirtschaftsreformen umgesetzt. In Indien haben die Gewinne ein zyklisches Tief erreicht und bergen grosses Potenzial für einen Anstieg (siehe nachstehende Grafik).

USA vs. Indien bei der Kapitalrendite

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Quelle: Thomson Reuters Datastream, 31. Mai 2017.

In Brasilien haben sich die Aussichten nach den politischen Erschütterungen zum Besseren gewandelt. Das Land befindet sich aber nach wie vor in einer Korrekturphase: ausgeprägter Kreditzyklus, verschwenderischer Umgang mit Haushaltsmitteln sowie niedrige Exportpreise für Rohstoffe bleiben drängende Herausforderungen.

4. Bevölkerungsentwicklung

Während die Bevölkerung in der westlichen Welt rasant altert, wächst in den Schwellenländern hauptsächlich die erwerbstätige Bevölkerung. Die Wachstumsaussichten von Staaten wie Indien und den Philippinen sind daher vielversprechend. Viele Schwellenländer sind zudem nur gering verschuldet und können ihre Produktivität noch steigern (zum Beispiel China aufgrund seiner geringen Automatisierung im produzierenden Gewerbe). Bei einigen Staaten hingegen werden diese Aussichten durch den Kreditzyklus, politische Interventionen sowie die Rohstoffzyklen überschattet.

5. Protektionismus

Die Agenda von US-Präsdident Donald Tump bleibt ungewiss. Falls der Grenzsteuerausgleichs (der negative Auswirkungen auf Exporteure weltweit hätte) eingeführt würde, wäre eine solche Entscheidung für die amerikanische Binnenkonjunktur abträglich. Der Schutz respektive die Schaffung einer kleinen Zahl von Arbeitsplätzen in relativ geringwertigen Produktionssparten könnte zur Folge haben, dass weniger Geld für Konsum und Dienstleistungen übrig bleibt.

Eine höhere Inflation (und zwar nicht aufgrund eines soliden Wachstums) und damit auch höhere Kapitalkosten wären die Folgen. Dies würde kreditfinanzierte Strukturen, die das «Wirtschaftswachstum» sowie die Einkommensströme innerhalb der Volkswirtschaft bestimmen, erheblich belasten.


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