Immuntherapien waren auch dieses Jahr das Thema auf dem weltweit grössten Fachkongress der Krebsmedizin. Die Beteiligungsgesellschaft BB Biotech hat sich frühzeitig auf dieses vielversprechende Gebiet ausgerichtet. Der Onkologie-Anteil in ihrem Portfolio beträgt 41,5 Prozent.
Die alljährlich im Juni stattfindende Konferenz der American Society for Clinical Oncology (Asco) ist für Wissenschaftler, Mediziner und Investoren der weltweit wichtigste Fachkongress für die Krebsforschung. Rund 30'000 Teilnehmer folgten in Chicago den mehr als 5'000 Vorträgen und Präsentationen.
Für das Investment Team von BB Biotech war auch die diesjährige Veranstaltung das Schlüsselevent, um die Präsentationen der eigenen Portfoliofirmen wie auch die aktuell «heissen» wissenschaftlichen Diskussionen in der Krebsmedizin zu verfolgen.
Mit Immuntherapien gegen Tumorzellen
Wie im Vorjahr waren die klinischen Fortschritte mit Immuntherapien das wichtigste Gesprächsthema. Verschiedene molekulare Ansätze aktivieren das körpereigene Immunsystem, die Tumorzellen zu identifizieren und auszuschalten. Entscheidend ist hier, die Immunzellen auf Antigene, also geeignete Angriffspunkte der Tumorzellen, zu programmieren.
So heben Checkpoint-Inhibitoren zentrale Mechanismen der Immun-Unterdrückung auf, mit denen es den Tumorzellen gelingt, sich der Enttarnung durch die körpereigenen T-Zellen zu entziehen. Nach der Zulassung der ersten Substanzen aus dieser Medikamentenklasse geht es jetzt darum, in Kombination mit anderen immunonkologischen Verfahren die Wirkung zu optimieren.
Klinische Fortschritte auf Basis von CAR-T-Zellen
Unter den neuen gentherapeutischen Verfahren verzeichneten zuletzt vor allem Wirkstoffe auf der Basis der sogenannten chimärischen Antigenrezeptoren-T-Zellen (CAR-T) eine Reihe von klinischen Fortschritten. Dabei werden die T-Zellen auf die direkte Zerstörung der Tumore ausgerichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, werden den Patienten aus dem Blut T-Zellen entnommen, im Labor genetisch verändert, vermehrt und dann wieder per Infusion verabreicht.
Die «aufgeladenen» Immunzellen erkennen die Tumorzellen und greifen diese an. Das Hauptproblem dieses Ansatzes besteht darin, dass die veränderten T-Zellen das Immunsystem zu sehr anregen können. Dadurch kann es zum Zytokin-Freisetzungssyndrom kommen, bei dem sich die T-Zellen auch gegen körpereigene natürliche B-Lymphozyten richten. Diese Immunzellen produzieren Antikörper, die den Körper vor Infektionen schützen.
Highlights aus dem Portfolio von BB Biotech
- Epacadostat aus der Klasse der IDO-Inhibitoren überzeugte in zahlreichen Kombinationstherapien mit dem bereits zugelassenen Checkpoint-Inhibitor Keytruda des US-Pharmakonzerns Merck sowie in einer Studie mit Opdivo, einem Checkpoint-Inhibitor von Bristol-Myers Squibb.
- Beiden Arzneien erzielen bereits jährliche Milliardenumsätze.
- Die klinischen Ergebnisse von Incyte zeigten noch weiter verbesserte Ansprechraten in fünf Krebsarten, wenn den Patienten Epacadostat in Verbindung mit Keytruda oder Opdivo verabreicht wurde.
- Es ist davon auszugehen, dass bis zum Jahresende bis zu acht zulassungsrelevante Studien in der klinischen Endphase III beginnen.
- Eine Phase-III-Studie mit Epacadostat als Kombinationstherapie bei Melanomen läuft bereits, die klinischen Endergebnisse werden 2018 erwartet.
- Update für das am weitesten fortgeschrittene Produkt KTE-C19 zu den positiven Daten zur Behandlung des B-Zellen-Lymphoms, die das Unternehmen bereits Ende Februar 2017 veröffentlicht hatte.
- Die Marktzulassung für dieses Produkt in dieser Indikation wird bis zum Jahresende erwartet.
- Die Kursgewinne für die Kite-Aktie im Anschluss an die Konferenz sind ein weiteres Indiz dafür, dass die Aktie bei einer wachsenden Zahl von Investoren wieder auf dem Radar ist.
- Sehr gute Wirksamkeitsdaten in derselben Indikation wie Kite Pharma mit einer sehr hohen Ansprechrate.
- Wir sind jedoch der Auffassung, dass Juno diese sehr ermutigenden Resultate in einer grösseren Patientengruppe bestätigen muss, um sich in Wirksamkeit und Sicherheit vom Produkt zu differenzieren, mit dem Kite vor der Zulassung steht.
- Finalen Daten für den Hoffnungsträger Enasidenib mit einer beeindruckenden Ansprechrate von 40 Prozent in refraktärer oder rezidivierter akuter myeloischer Leukämie (in Kooperation mit der BB Biotech Beteiligung Celgene).
- Für diese besonders aggressive Blutkrebsart, gibt es bislang nur unzureichende Therapiemöglichkeiten, um die Lebensdauer deutlich zu verlängern.
- Wir gehen davon aus, dass Agios 2017 die Zulassung in dieser Indikation erhalten wird.
Ausblick
In Zeiten, in denen die politischen Debatten um Arzneimittelpreise und deren staatliche Finanzierung zunehmen, beginnen auch Heilmittel gegen Krebs einer pharmaökonomisch getriebenen Preispolitik unterworfen zu werden.
Gleichwohl werden in der Onkologie forschende Biotech-Firmen grössere Spielräume bei der Preisgestaltung haben, solange neu zugelassene Produkte ihren hohen medizinischen Nutzen im Hinblick auf längere Überlebensdauer und verbesserte Lebensqualität der Patienten in klinischen Studien beweisen.