Fussballspieler der englischen Premier League gehen eine Währungswette ein, wie es 2007 schon Rapper und Models getan haben. Liegen sie richtig, wenn sie dem britische Pfund entsagen?

Von Anthony Doyle, Investment Director, M&G

Laut einem Bericht der «Irish Times» wollen sich ausländische Spitzenfussballer in der englischen Premier League in Euro anstatt in Pfund Sterling bezahlen lassen. Seit dem Ergebnis des Referendums in Grossbritannien im Juni 2016 ist das Pfund gegenüber dem Euro um 12 Prozent gefallen. So überrascht es wenig, dass manche Spieler die Währung ihres Gehalts in Frage stellen.

Es ist nicht das erste Mal, dass internationale Stars darum bitten, in einer bestimmten Währung bezahlt zu werden. Rapper Jay-Z zeigte 500-Euro-Scheine in seinem Videoclip zu «Blue Magic». Die Hip-Hop-Gruppe Wu-Tang Clan wollte laut «Independent» für ihr neues Album «8 Diagrams» lieber in Euro als in Greenbacks bezahlt werden. Und Model Gisèle Bündchen bat darum, für sämtliche Werbedeals in Euro statt in Dollar entschädigt zu werden.

Pessimissmus war fehl am Platz

Es gibt viele gute Gründe dafür, weshalb man damit rechnen sollte, dass sich der Euro gegenüber dem Pfund noch stärker aufwerten wird. Es könnte sich also um einen Trend handeln, an den sich Fussballvereine gewöhnen sollten, wenn sie sich auf dem internationalen Markt nach Talenten umschauen.

Die beeindruckende Leistung der britischen Wirtschaft nach dem Referendum überraschte sowohl die Bank of England als auch professionelle Wirtschaftsprognostiker. Die Bank of England schätzte die Aussicht für das Wirtschaftswachstum sogar so pessimistisch ein, dass sie den Leitzins schnell auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent senkte und damit eine weitere Runde quantitativer Lockerungsmassnahmen einläutete. Im Nachhinein lässt sich leicht feststellen, dass dieser Pessimismus fehl am Platz war.

Keine Veränderung in der realen Welt

Der wichtigste Einflussfaktor für diese starke Entwicklung war die Tatsache, dass sich in der realen Welt nichts verändert hatte. Die Unternehmen behielten ihren Zugang zum europäischen Binnenmarkt und durch die Abwertung des britischen Pfund waren Exportgüter auf dem internationalen Markt schlagartig wesentlich günstiger.

Der britische Verbraucher wurde von den niedrigen Zinsen und dem stabilen Arbeitsmarkt beflügelt und konsumierte weiter, wie sich anhand einer der niedrigsten Sparquoten in der EU erkennen lässt.

Sich eindecken vor dem EU-Ausstieg

Je nachdem, wie die Aussichten für den Fortschritt der Brexit-Verhandlungen aussehen, könnte die britische Wirtschaft auf kurze Sicht erneut für positive Überraschungen sorgen. Grund dafür sind die Unternehmen, die ihre Vorräte aufstocken wollen. Und die Verbraucher sind bestrebt, Waren einzukaufen, bevor Grossbritannien den europäischen Binnenmarkt verlässt.

Sollte es zunehmend wahrscheinlich werden, dass sich Grossbritannien nach den Bestimmungen der Welthandelsorganisation richten muss, würden Verbraucher, wenn sie rational handeln, ihren Konsum vorziehen, bevor die Erhebung von Zöllen die Preise europäischer Importe nach oben drückt. In einem solchen Szenario generieren Konsum und Vorräte, ungeachtet des Einflusses, den eine schwächere Währung auf eine Importpreissteigerung hat, ein höheres Wirtschaftswachstum.

Druck auf die Realeinkommen

In den letzten Wochen konnte man eine Rally beim britischen Pfund beobachten, was auf die besser als erwartete Wirtschaftsleistung sowie auf eine höhere Inflation und Zinserwartung zurückzuführen ist.

Die Zuversicht in die britische Wirtschaft scheint unangebracht und der mittel- bis langfristige Ausblick für das Wachstum in Grossbritannien sowie für das britische Pfund ist noch schwieriger. Der Druck auf die Realeinkommen dürfte sich aufgrund des schwachen Lohnwachstums intensivieren, gleichzeitig dürfte die Tendenz für Investitionen aus Sicht des Privatsektors im Verlauf der Brexit-Verhandlungen abnehmen.

Solide Wirtschaftsleistung in Europa

Aufgrund der Ungewissheit um das zukünftige Verhältnis zwischen Grossbritannien und der EU ist es jedoch extrem schwierig, die Auswirkungen des Brexit auf die Realwirtschaft abzuschätzen. Wenn wir über Grossbritannien hinausblicken, gibt es Anzeichen dafür, dass sich Wachstum und Zinsunterschiede allmählich in eine nachteilige Richtung für Grossbritannien und zugunsten Europas und der USA entwickeln.

In Europa kann man Anzeichen einer breit angelegten Erholung in der Stimmungslage innerhalb der Eurozone erkennen. Einkaufsmanagerindizes sowie das Verbrauchervertrauen sind in der gesamten Eurozone so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Da die politischen Risiken nach den Wahlen in Frankreich allmählich abnehmen, ist es wahrscheinlich, dass in Europa im Jahr 2017 eine solide Wirtschaftsleistung erzielt werden kann.

Komfortable Situation

Die europäische Wirtschaft dürfte über die kommenden 18 Monate in dieser komfortablen Situation bleiben – das Wachstum ist stabil, die Inflation ist niedrig und die EZB behält die ultralockere Geldpolitik bei. Was den letzten Punkt jedoch angeht, so könnte die solide Basis der europäischen Wirtschaft zu einer stärkeren Zuversicht für die EZB führen, die die quantitativen Lockerungsmassnahmen allmählich drosseln und gegen Jahresende eventuell den Einlagenzinssatz erhöhen dürfte.

Wenn sich diese Erwartungshaltung stärker am Markt etabliert, wird dies dem Euro Auftrieb verleihen, vor allem gegenüber dem britischen Pfund, da die Bank of England in ihrer abwartenden Position verharrt.

US-Wirtschaft strotzt vor Kraft

Mit Blick auf die USA werden Unsicherheiten bezüglich der fiskalpolitischen Pläne der neuen Regierung erkennbar. In den vergangenen Monaten fand am Markt eine neue Beurteilung über die Aussichten für eine Steuerreform statt, was zu einem Rückgang der Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen und des Dollar führte.

Abgesehen davon weist die Wirtschaft eine gesunde Basis auf: Das Wachstum findet Unterstützung durch wichtige Treiber. Erstens läuft der Arbeitsmarkt derzeit beinahe auf Vollbeschäftigung, wie die Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent belegt. Sie ist so niedrig wie seit 17 Jahren nicht mehr. Dies deutet auf steigende Löhne hin (und Inflationsdruck), da die Nachfrage nach Arbeitnehmern zunimmt.

Stimmungslage der Bauherren

Zweitens haben sich die Energiepreise gefestigt, was Investitionen in Bereichen mit Bezug zum Energiesektor über die kommenden zwölf Monate unterstützen dürfte. Drittens befinden sich Verbrauchervertrauen und Geschäftsklima auf stabilen Niveaus, was auf eine expandierende Wirtschaft hindeutet. Viertens sind die finanziellen Bedingungen, trotz der Zinserhöhungen durch die Fed im letzten Jahr, historisch betrachtet immer noch gelockert.

Zu guter Letzt befindet sich die Stimmungslage der Bauherren auf einem Niveau wie zuletzt 2005, was darauf schliessen lässt, dass der Beitrag von Bauinvestitionen zum Wirtschaftswachstum gegen Jahresende zunehmen wird. Es wird dieses Jahr mindestens noch zu zwei weiteren Zinserhöhungen durch den Offenmarktausschuss kommen, bevor wir überhaupt Details zu den fiskalpolitischen Plänen der Regierung erfahren werden, was die Abkopplung von Wachstum und Zinsen im Verhältnis zu Grossbritannien intensivieren wird.

Fussballer könnten richtig liegen

Aus historischer Perspektive bleibt das britische Pfund nach signifikanten Ereignissen wie der EWS-Krise 1992 und der globalen Finanzkrise 2007 tendenziell weiter auf einem niedrigen Niveau. Von diesem Standpunkt betrachtet erscheint die jüngste Rally eher zyklischer anstatt struktureller Natur zu sein (vgl. nachstehende Grafik).

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Längerfristig betrachtet werden eher fundamentale Faktoren wie Zinsunterschiede die Richtung für das Pfund vorgeben. Die Fussballspieler der Premier League, die einen Drei- bis Fünfjahresvertrag unterschreiben, könnten richtig damit liegen, eine Bezahlung in Euro anstatt in britischen Pfund zu fordern.