Die statischen Allokationen sind ein Erfolgsrezept von gestern. Sie reichen nicht mehr aus, um die angestrebten Renditen zu generieren. Ein aktiver Ansatz ist nun aus mehreren Gründen notwendig.

Von Craig Moran, Co-Fondsmanager M&G Dynamic Allocation Fund

Letztes Jahr publizierten die Medien mehrere Artikel, die andeuteten, dass 2016 einen Wendepunkt darstellte: eine Verschiebung vom aktiven zum passiven Management. sowohl an den Aktien- als auch den Anleihenmärkten.

Ob dies nun stimmt oder nicht, in Bezug auf die Asset Allocation scheint eine Periode vor uns zu liegen, die nach noch mehr aktivem Management verlangt als es in der Vergangenheit der Fall war.

Traditionelle Daumenregel

Wir haben uns in einem Umfeld befunden, das in Bezug auf die Renditen für passive Ansätze bei der Asset Allocation positiv war. Die meiste Zeit hat sich die «Standardallokation» ausbezahlt: Fast jede Mischung aus Aktien und Anleihen hat anständige Erträge erwirtschaftet und dies bei reduzierter Volatilität. Das Marktumfeld hat der unkomplizierten «Set & Forget»-Vermögensallokation zugespielt.

Wir stellten bereits in der Vergangenheit fest, dass die Stärke der Obilgationenrally in den vergangenen Jahrzehnten zu Erträgen bei Staatsanleihen führte, die typischerweise mit mehr risikobelasteten Anlageklassen assoziiert sind. Im Gegensatz zur traditionellen Daumenregel, der zufolge Staatsanleihen mit dem Zweck der Volatilitätsreduzierung in ein Multi-Asset-Portfolio aufgenommen werden, haben besagte Staatspapiere die Renditen sogar verbessert.

Verändertes Umfeld

Es hat keinen grossen Unterschied gemacht, wie viele der sogenannten «sicheren Häfen» hinzugefügt wurden. Die erwirtschafteten Renditen waren sich ziemlich ähnlich, egal ob es sich um ein Aktien-/Anleihenverhältnis von 70/30, 50/50 oder 30/70 handelte.

Es gibt jedoch Anzeichen, dass sich das Umfeld zu ändern beginnt und 2016 effektiv ein Wendepunkt gewesen sein könnte. Die statischen Allokationen reichen nicht mehr aus, die von den Investoren angestrebten Renditen zu generieren. Ein aktiver Ansatz könnte aus mehreren Gründen notwendig sein:

1. Wenn sich die Muster ändern

Eine statische Mischung der Aktien- und Anleihenallokation war hervorragend für das Risikomanagement, da Staatsanleihen und Aktien tendenziell negativ korreliert haben und Anleihen weniger volatil waren. Jedoch hielt diese Dynamik seit 2016 nicht mehr. Korrelationsmuster können sich ändern und tun dies auch.

Das «Taper Tantrum» im Jahr 2013 bot die Möglichkeit für einen Probelauf der Situation, wenn Anleihen und Aktien positiv zu korrelieren beginnen. Steigende Zinsen oder ein steigender Inflationsdruck können bei mangelndem Gewinnwachstum sowohl auf Aktien als auch auf Anleihen Druck ausüben.

2. Obligationenbewertungen noch nie so niedrig

Es ist wahr, dass Zinsen und Obligationenrenditen in der weit entfernten Vergangenheit einmal auf einem ähnlichen Niveau gelegen haben (insbesondere real). De facto ist es jedoch eine Tatsache der modernen Finanzgeschichte, dass die Renditen noch nie so niedrig waren. Dies allein deutet aber nicht auf signifikante Verluste von Staatsanleihen in der nahen Zukunft hin.

Dasselbe Argument hätte schon in der Vergangenheit gebraucht werden können. Es ist vielmehr der Fall, dass starke Kaptalgewinne durch Anleihen die Erträge von der Zukunft «leihen» und ein niedrigeres Renditewachstum die Anfälligkeit gegenüber Veränderungen im Umfeld erhöht.

Die Vergangenheit könnte sogar für die Zukunft noch weniger relevant sein als normalerweise, was simplifizierende Daumenregeln wie die Idee, dass risikoscheue Investoren mehr Staatsanleihen halten sollten oder ein Portfolio durch das Halten von weniger Aktien risikoärmer ist, hinterfragt.

3. Gegenwind für Aktienbewertungen?

Seit der Finanzkrise war die Performance des US-Aktienmarktes besser als die Wertentwicklung im grössten Teil der restlichen Welt. Der Markt profitierte in erheblichem Umfang von einer überragenden Gewinngenerierung und teilweise von der grösseren Gewichtung von Aktien mit «obligationenähnlichen» Eigenschaften.

Da die USA 60 Prozent des MSCI World repräsentieren, war es in der Folge schwieriger, durch die Länderallokation besser als der MSCI World abzuschneiden. Der US-Markt ist derzeit fair und nicht teuer bewertet.

Einige Bereiche des Marktes wurden jedoch neu bewertet, nicht aber aufgrund von wachsenden Erträgen, sondern aufgrund der Stabilität der Erträge. Die Vermeidung dieser Bereiche, die für solche Veränderungen anfällig sind, ist für viele passive Aktienallokationsstrategien unwahrscheinlich.

4. Bedeutung der Währungen im Portfolio

Seit drei Jahren gibt es bei den wichtigsten Währungen erhebliche Verschiebungen. Diese folgten auf eine Phase der relativen Stabilität, während der die Zentralbanken der Welt eine gemeinsame, auf die Inflation zielende Geldpolitik verfolgt haben. Solch grosse Währungsbewegungen wie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben durch die Wechselkurseffekte nicht nur einen Einfluss auf die Renditen für ausländische Investoren.

Sie beeinflussen ebenfalls die Inflationsdynamik, die geldpolitischen Massnahmen und die Unternehmenserträge multinationaler Konzerne eines Landes (zum Beispiel Grossbritannien nach dem Brexit-Votum). Das Verständnis dieses Zusammenspiels der Kräfte könnte durchaus entscheidend sein und im Anschluss an die Finanzkrise beim Währungsmanagement nach einem aktiveren Ansatz verlangen.

Fazit: Aktives Management hat Zukunft

Wie die Leser von Richard Thalers «Nudge» wissen werden, ist auch die «Standardposition» eine aktive Entscheidung. In der letzten Phase hat man mit der passiven Standardoption extrem gute Ergebnisse erzielt. Die Argumente für und gegen einen passiven Ansatz sollten aber nicht mit den Erträgen der jüngsten Zeit durcheinandergebracht werden.

Dies ist insbesondere bei der Vermögensallokation der Fall, wo sämtliche Zeichen darauf hindeuten, dass das aktive Management in Zukunft von zunehmender Bedeutung sein könnte.


Craig Moran stiess 2005 als Performance- und Risk-Analyst zu M&G Investments. Später wurde er als Assistent der Fondsmanager im Multi-Asset-Team aufgenommen, wo er 2010 Investment Analyst wurde. 2015 wurde er Co-Manager des M&G Prudent Allocation Fund. Er ist auch stellvertretender Fondsmanager des M&G Episode Allocation Fund, M&G Dynamic Allocation Fund und the M&G Managed Growth Fund.

Moran hat einen Bachelor Business Degree der Queensland University of Technology und einen Masters in Applied Finance & investments vom Financial Services Institute of Australasia. Er ist zudem ein CFA-Charterholder.