Educate Girls ist seit 2008 eine Portfolio-Organisation von LGT Venture Philanthropy. Sie ermöglicht indischen Mädchen den Schulbesuch und hilft, die Benachteiligung von Frauen im Land zu überwinden.
Die Stiftung LGT Venture Philanthropy unterstützt weltweit soziale Organisationen und Unternehmen, die eine wirksame Lösung für ein soziales oder ökologisches Problem bieten, durch Spenden, den Transfer von Wissen sowie den Zugang zu Netzwerken.
Eine der von ihr unterstützten Organisationen ist Educate Girls, die 2007 von der Inderin Safeena Husain gegründet wurde.
Frau Husain, warum haben Sie Educate Girls gegründet?
Educate Girls ist eine Antwort auf eine Frage, mit der ich mich seit Jahren beschäftige: Wie können wir Gleichheit in der Gesellschaft schaffen? Wie können wir die grosse Lücke schliessen, die in Indien zwischen Mädchen und Jungen, zwischen Männern und Frauen besteht?
«Ich glaube fest daran, dass Bildung diese Ungleichheit ausgleichen kann»
Die Antwort war einfach: Indem wir sicherstellen, dass alle Mädchen zur Schule gehen und eine Chance auf Bildung und Fortschritt im Leben haben. Ich glaube fest daran, dass Bildung diese Ungleichheit ausgleichen kann. Bildung vermittelt einer Person das Wissen und die Fähigkeiten, die notwendig sind, um persönliche, soziale, wirtschaftliche und politische Aspekte zu beeinflussen und zu verbessern.
Können durch Bildung traditionelle Rollenmuster überhaupt überwunden werden?
Wir glauben fest daran, dass sich Mädchen aus bildungsfernen Regionen, die jetzt ausgebildet werden, künftig in die Wirtschaft einbringen können, einen Job finden und ihre Familien aus der Armut holen können.
«Das Modell ist wirksam, weil es sich leicht auf andere Regionen übertragen lässt»
Unsere Vision ist eigentlich einfach: Wir möchten sicherstellen, dass wir die unterversorgtesten Gemeinden Indiens erreichen, und dass jedes Mädchen zur Schule gehen und lernen kann. Und nicht nur das. Wir möchten den Ausbildungsstand aller Kinder verbessern – seien es Mädchen oder Jungen.
Was möchten Sie mittel- bis langfristig erreichen?
Das Modell von EG ist besonders wirksam, weil es sich leicht auf andere Gemeinden oder Regionen übertragen lässt.
Safeena Husain, geboren in Delhi (Indien), studierte in London und arbeitete im IT-Bereich im Silicon Valley. Sie war unter anderem sieben Jahre lang Geschäftsführerin einer Nicht-Regierungsorganisation in den USA und hat viele Jahre in verschiedenen Entwicklungsprojekten in Ecuador, Mexiko, Bolivien und Südafrika gearbeitet.
Seit 2007 ist Educate Girls von einem Pilotprojekt mit 500 Schulen in einer einzigen Region zu einer Organisation mit über 12'000 Schulen, verteilt auf 8'000 Dörfer in 10 Regionen, angewachsen. Bis 2018 möchte Educate Girls rund 2,8 Millionen Kindern pro Jahr Zugang zu guter Bildung ermöglichen. Langfristig gesehen wollen wir damit die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in unserem Land überbrücken.
Educate Girls
Obwohl sie noch Kinder sind, dürfen sie nicht lernen, sondern müssen im Haushalt, auf dem Feld, bei der Betreuung ihrer Geschwister oder beim Versorgen der Tiere helfen. Bis zu 42 Prozent der Kinder in Indiens ärmsten Staaten gehen nicht zur Schule – nicht weil sie arm sind, sondern vor allem weil Ausbildungsqualität und Infrastruktur der Schulen miserabel sind und viele Eltern keinen Sinn in einer schlechten Schulbildung sehen.
Mädchen sind besonders betroffen, bei ihnen ist nach landläufiger Meinung Bildung ohnehin vergebens, da sie früh verheiratet werden und danach ihre Rolle als Hausfrau und Mutter erfüllen sollen.
Viel Überzeugungsarbeit
Educate Girls möchte das ändern. «Bildung ist die wichtigste Waffe, um die Welt zu verändern», davon ist Safeena Husain überzeugt. Dafür arbeitet sie eng mit der Regierung und den staatlichen Schulen zusammen. Und dafür gehen fast 2'000 freiwillige Helfer von Dorf zu Dorf und von Tür zu Tür. Sie suchen nach Mädchen, die nicht zur Schule gehen, und versuchen, Eltern und Dorfoberhäupter im persönlichen Gespräch von den Vorteilen einer guten Schulbildung für ihre Töchter zu überzeugen.
Ausserdem unterstützen die freiwilligen Helfer die Dorfgemeinschaften bei der Beantragung von Mitteln zum Ausbau der örtlichen Schulen. Und sie bilden Lehrer aus, um mit kreativen Lehrmethoden die Bildungsqualität zu verbessern.