Bei Kryptowährungen, Tokenisierung und Digital Assets geht ein Aspekt oft vergessen: die Versicherung. Im Interview erklären Mark Dambacher, CEO InCore Bank, und Rolf Langenbach, CEO Swiss Quality Broker, was es mit Digital-Asset-Versicherungen auf sich hat.


Herr Dambacher, Herr Langenbach: Warum braucht es spezifische Versicherungen für Digital Assets?

Mark Dambacher: Als Bank muss man sich grundsätzlich versichern. Wir können kein Segment ausschliessen, ob traditionell oder digital. Unseren Kunden maximalen Versicherungsschutz zu bieten, ist für uns nicht zuletzt eine Frage der Reputation.

Rolf Langenbach: Wenn neue Produkte und Services zum etablierten Angebot stossen, braucht es Kontinuität und Sicherheit, um sie im Markt zu etablieren und zum nachhaltigen Erfolg zu führen.

Woher kam die Idee für die Digital-Assets-Versicherung?

Langenbach: Es entspricht einem Bedürfnis. Ob im B2B oder im B2C Bereich: Der Bankkunde verlässt sich darauf, dass sein Finanzdienstleister eine Versicherungslösung mit entsprechender Deckung hat. Wir als Swiss Quality Broker haben die Aufgabe, passende Produkte zu entwickeln.

Dambacher: Ich betrachte es als Vorteil, dass wir mit Digital Assets den entsprechenden Schutz bieten – im Gegensatz zu anderen Anbietern, die sich im Krypto-Bereich tummeln, diese Sicherheit jedoch nicht bieten. Das Thema Versicherungen ist derart komplex, dass es fatal wäre zu glauben, als Bank sei man in der Lage, das selbst zu regeln. Es braucht Experten und massgeschneiderte Lösungen.

Was macht die Versicherung von Digital Assets so anspruchsvoll?

Langenbach: Banking und ICT amalgamieren seit Jahren zusehends. Die versicherungstechnische Verschmelzung ist eine Herausforderung, denn die Versicherer haben für jeden Bereich eigene Abteilungen und Produkte, die nicht aufeinander abgestimmt sind. Diese beiden Welten zu vereinen, ist anspruchsvoller geworden. Uns gefällt das, weil wir uns traditionellerweise im Banking und in der ICT bewegen und auskennen.

Profitiert jeder Kunde von InCore Bank von dieser Digital-Assets-Versicherung?

Dambacher: Ja. Die Kunden müssen nichts dafür tun. Die Versicherung wird auch nicht als Gebühr abgewälzt. Wenn der Kunde seine Digital Assets bei InCore Bank lagert, kriegt er die Sicherheit automatisch mitgeliefert. Dies, obwohl immer mehr Anbieter in den Markt drängen und sich der Preiskampf intensiviert.

Sind Anbieter verpflichtet, entsprechende Versicherungen abzuschliessen?

Langenbach: Eben nicht. Selbst Banken mit einer FINMA-Bewilligung sind bislang nicht verpflichtet, Versicherungen für digitale Vermögenswerte abzuschliessen.

Umso besser für InCore Bank, die damit über ein Alleinstellungsmerkmal verfügt...

Dambacher: Ich würde noch einen Schritt weitergehen. Wir leisten uns die Sicherheit zugunsten unserer Kunden und zulasten unserer Marge. Es gibt sicher MarktteiInehmer, die das anders handhaben.

Wo stehen wir bezüglich Höhe der Limiten für Digital Assets?

Langenbach: Es handelt sich um ein Zusammenspiel von Versicherungsschutz und Faktoren wie Technologie und Security, Compliance und Governance. Nirgends auf der Welt ist es für Verwahrer möglich, eine Deckung für fünfhundert Millionen US-Dollar zu erhalten. Darum muss er die Risiken durch gezielte Massnahmen vermeiden respektive vermindern und eine adäquate Deckung einkaufen. Der Arbeit des Risk Managers kommt eine zentrale Bedeutung zu.

Dambacher: Ohne Vorbereitung, Auseinandersetzung und Minimierung der Risiken erhält ein Finanzintermediär keine Deckung. Im Endeffekt ist es ein enges Zusammenspiel zwischen Bank, Broker sowie Versicherer unter dem Motto: risk management first.

Handelt es sich um ein rein technisches Risk Management?

Dambacher: Es geht um das ganze Control Framework. InCore Bank hat über vierhundert Kontrollen definiert, zusätzlich wird alles durch interne und externe Revisoren geprüft. Risiken werden auf ihre Eintretenswahrscheinlichkeit und das mögliche Schadensausmass betrachtet. Dank dieser umfassenden Kontrollen werden die Risiken mitigiert. Für Anbieter ist es zentral, das Kontrollsystem zu verstehen, andernfalls werden sie keine Police ausstellen können.

Das tönt nach einer intensiven Zusammenarbeit...

Langenbach: Versicherer, Broker und Kunde bringen ihr spezifisches Know-how, ihre Erfahrung und Experten an einen Tisch, um eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. Diese oft grossen Runden sind nicht klassisch für den Versicherungsbereich.

Nun arbeitet InCore Bank mit Partnern zusammen. Wie sieht es hier punkto Risk Management aus?

Dambacher: Neben der Technologie setzen wir uns mit dem Risk Management unserer Outsourcer auseinander. Zu guter Letzt fragen wir, wie gut sie versichert sind. Hier kommt Swiss Quality Broker wieder ins Spiel: Es geht nicht nur darum, die richtigen Versicherungen, sondern auch die richtig versicherten Partner zu finden.

Langenbach: Der Versicherungsschutz kann durchaus das Zünglein an der Waage sein, wenn es darum geht, sich für den einen oder anderen Partner zu entscheiden.

Unterscheidet sich eine Digital-Assets-Versicherung von einer traditionellen Versicherung?

Langenbach: Nein. Ein Token, ein Cryptocoin sind einfach andere Valoren. Ob man einen Dollar oder einen Token stiehlt: Der Schaden ist der gleiche, Diebstahl ist ein krimineller Akt. Einen Unterschied gibt es beim Risikopotenzial, diesbezüglich betreten die Versicherten und Versicherungen Neuland. Diese Dynamik macht es anspruchsvoller, sonst ist es dasselbe.

Weshalb ist das Angebot an Digital-Assets-Versicherungen so klein?

Langenbach: Noch ist der Markt für Digital Assets vergleichsweise klein. Nur wenige Finanzinstitute respektive Technologie-Unternehmen generieren Erfahrungswerte. Diese sind für den Versicherer wichtig. Die Folge ist ein überschaubarer Anbietermarkt mit entsprechenden Preisen: Die Versicherung digitaler Assets ist im Vergleich zu Fiat-Währungen um ein mehrfaches höher.

Trotz hoher Prämien bietet InCore Bank diese Versicherung gratis an?

Dambacher: Das ist eine Frage der Philosophie. Ob klassische Anlagen oder Digitale Assets: Wir betrachten alles gleich. Wenn wir unterscheiden, wird sich dieser neue Bereich nie etablieren und exotisch bleiben. Darum machen wir bei den Versicherungen keinen Unterschied.

Apropos: Warum wird unterschieden, obwohl längst alles digital gehandelt und verwahrt wird?

Dambacher: Viele Leute versuchen nach wie vor, Digital Assets technologisch zu verstehen. Wenn ich den Computer benutze, dann weiss ich auch nicht, wie der funktioniert. Für mich sind Digital Assets Finanzanlagen wie andere auch.

Langenbach: Technologien wie die Blockchain sind relativ neu. Ich denke, in ein paar Jahren ist dieses Thema für alle Teilnehmer gegessen.

Dambacher: Da stimme ich zu. Aus meiner und Anlegersicht besteht das grösste Risiko nicht in der Technologie, sondern in der Volatilität und den teilweise extremen Reaktionen des Markts.

Wo orten Sie, abgesehen von der Volatilität, das grösste Risiko von Digital Assets?

Dambacher: Der Betrug steht an erster Stelle, unabhängig davon, ob er von extern oder von intern kommt.

Langenbach: Neben technologischen und prozessualen Fragen, setzen sich die Versicherungen intensiv mit Fraud-Aspekten auseinander. Wie gross ist beispielsweise die Wahrscheinlichkeit eines Betrugs, falls sich mehrere Personen zusammentun? Das versucht man durch gezielte Vorkehrungen zu verunmöglichen.

Werden die Attacken die Entwicklung rund um Digital Assets negativ beeinflussen oder gar stoppen?

Dambacher: Nein, das denke ich nicht. Eher werden grosse Länder versuchen, die Entwicklung zu unterbinden, weil sie befürchten, die Hoheit über die Währungen und damit Macht und Einfluss zu verlieren. Aber diesen Kampf haben sie längst verloren. Die Entwicklung ist unaufhaltbar, weil sie dezentral stattfindet.

Gibt es im Zusammenhang mit Digital-Assets-Versicherungen Aspekte, die zu wenig beachtet werden?

Langenbach: Directors & Officers Liabilty (D&O) ist ein brandaktuelles, dennoch vernachlässigtes Thema. Der Verwaltungsrat eines Finanzinstituts oder Technologiepartners, der in Digital Assets einsteigt, begibt sich in ein für ihn unbekanntes Feld. Er muss sich mit Technologien und Services auseinandersetzen, mit denen er meist noch nie konfrontiert war.

Die Risiken sind grösser, was Einfluss auf die Versicherungen hat: Eine Organhaftpflicht wird nur wenigen Organisationen zur Verfügung gestellt. Gerade im Technologie- und Start­ up-Bereich ist das Thema zurzeit ziemlich heiss. In Zusammenhang mit dem Storage hat sich der Markt hingegen positiv entwickelt, weil viel in die Technologie investiert wurde und die Security-Frameworks als ausgereift angesehen werden. Dieses Beispiel verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Minimierung der Risiken und Angebot an Versicherungslösungen.

Der Abschluss einer Versicherung ist das eine, das Claims Management das andere.

Langenbach: Unser Versicherungsanbieter hat eine Schadenabteilung mit Experten aus den verschiedensten Bereichen, seien es Juristen, Informatiker, Forensiker etc. Als Broker und als Versicherter ist es wertvoll, einen Anbieter hinter sich zu wissen, der im schlimmsten Fall nicht bloss finanziell hilft, sondern vor Ort unterstützen kann. Ein Schadenfall ist und bleibt eine Katastrophe, da braucht es mehr als jemanden, der nur Geld gibt.

Wo stehen Sie heute mit Ihrem Angebot?

Langenbach: Wir haben lnCore Bank von Tag Eins an umfassende Versicherungsleistungen für Digital Assets zur Verfügung gestellt und kontinuierlich weiterentwickelt. So bilden wir heute höhere Summen ab, begleiten den gesamten Life Cycle und versichern zusätzliche Services.

Dambacher: Sobald wir in den neuen Markt eingestiegen sind, waren wir für alle Eventualitäten versichert – dabei haben wir nicht irgendeine Versicherung gekauft, sondern das Produkt aufgrund unserer spezifischen Bedürfnisse entwickelt.

War der Abschluss einer Digital-Assets-Versicherung ein Kriterium für den Einstieg?

Dambacher: Da bin ich ganz ehrlich: Nein. Der Einstieg in die Digital Assets ist ein Pfeiler unserer Strategie. Nach dem Entscheid haben wir uns überlegt, was es für die erfolgreiche Umsetzung braucht. Versicherungen waren da ein Aspekt.

Wie geht es mit den Digital-Assets-Versicherungen weiter?

Dambacher: Zentral ist die Aufklärung. Für Endkunden ist nicht immer verständlich, welche Versicherungsleistungen eingeschlossen sind.

Langenbach: Im Moment steht die Suche nach neuen Anbietern, die Aufklärungs- und die Lobby-Arbeit im Vordergrund. Wir müssen aufzeigen, dass es in diesem Segment gute Dienstleister auf höchstem Niveau gibt.

Dambacher: Und das sowohl bei den Versicherern wie auch bei den Versicherten, sprich: den Banken.


Die InCore Bank ist eine 2007 gegründete Business-to-Business Transaktionsbank, die Banken, Wertpapierhäusern, Vermögensverwaltern und Fintech-Unternehmen erstklassige Transaction-Banking- und Outsourcing-Dienstleistungen aus einer Hand anbietet. Als Schweizer Unternehmen mit einer Bank- und Wertpapierhauslizenz bietet InCore Bank ein umfassendes und modulares Dienstleistungsspektrum, das von Transaction Banking für traditionelle und digitale Vermögenswerte, über Business Process Outsourcing bis hin zu massgeschneiderten White-Label-Anlageprodukten und anderen Dienstleistungen reicht. Dieses Angebot ermöglicht es Marktteilnehmern, die Komplexität zu reduzieren und sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

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Die Firma Swiss Quality Broker wurde 2002 gegründet und ist bis heute ein Inhaber-geführtes Schweizer Dienstleistungsunternehmen. Als Problemlöser fokussieren wir auf das komplexe Individualgeschäft für Unternehmenskunden mit einem hohen Beratungs- und Dienstleistungsbedarf. Die hohe Fachkompetenz der Mitarbeitenden auf allen Stufen sowie hochmoderne Infrastrukturen ermöglichen es der Swiss Quality Broker AG die Extrameile für ihre Kunden zu gehen.

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