Der Finanzplatz Liechtenstein zeichnet sich durch Stabilität, Sicherheit und Konformität aus. Gerade in Krisenzeiten zeigt sich aber auch, wie reaktionsschnell und anpassungsfähig das Land ist.
Von Ivo Elkuch, Geschäftsführer, Liechtensteinische Treuhandkammer
Bereits bevor die russischen Truppen in die Ukraine einmarschiert sind, waren die internationalen Finanzmärkte unruhig; Gründe dafür waren die anhaltende Pandemie, gepaart mit einer weltumspannenden, galoppierenden Inflation, die in diesem Ausmass nicht (mehr) für möglich gehalten wurde.
Hinzu kamen Lieferkettenprobleme, Rohstoffengpässe und die möglichen Reaktionen der Zentralbanken. Seit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine haben sich diese Negativbewegungen noch verstärkt. Liechtensteins Finanzplatz denkt in Generationen und kennt die Herausforderungen, die sich in internationalen Krisen ergeben – und ist deshalb auch in solchen Zeiten gut aufgestellt.
Klare Positionierung
Kundinnen und Kunden, die dem Finanzplatz Liechtenstein ihr Vertrauen schenken, dürfen zu Recht erwarten, dass mit ihrem Geld äusserst verantwortungsvoll umgegangen wird – und zwar nicht nur in rein finanzieller, sondern auch in ethischer Hinsicht.
Es ist deshalb klar, dass Liechtenstein sich dezidiert gegen Geldwäscherei, Steuerflucht und andere Delikte der Wirtschaftskriminalität stellt. Dies gilt selbstverständlich auch für den Krieg in der Ukraine und die sich daraus ergebenden möglichen Auswirkungen auf Kapitalströme.
Liechtenstein trägt Sanktionen mit
In mehreren beispiellosen Schritten hat die internationale Gemeinschaft kurz nach Beginn des Krieges schwerwiegende Sanktionen gegen Russland und kremlnahe Personen erlassen. Diese wurden auch von Liechtenstein unverzüglich mitgetragen.
Die Treuhandkammer sowie der liechtensteinische Bankenverband, die beiden wichtigsten und grössten Berufsverbände des Finanzplatzes Liechtensteins, verurteilen in einer gemeinsamen Erklärung die russische Invasion in der Ukraine aufs Schärfste und zeigen sich zutiefst betroffen und besorgt.
Reaktionsschnell in Krisensituationen
Liechtensteins Finanzplatz überzeugt seit jeher durch ausgeprägte Stabilität und Sicherheit. In einem immer globaleren Finanzmarkt ist in den letzten Jahrzehnten auch die Konformität mit einem umfangreichen Netz aus internationalen Regulierungen in den Mittelpunkt gerückt; für Liechtenstein ist es absolut zentral, dass seine Finanzdienstleistungen international anerkannt werden.
Die Umsetzung von internationalen Sanktionen gehört für liechtensteinische Finanzmarktteilnehmer zum täglichen Geschäft. Folglich war auch die Umsetzung der Sanktionen gegen Russland kein Neuland, sondern eher ein anschauliches Beispiel dafür, wie schnell und flexibel der liechtensteinische Finanzplatz auf regulatorische Änderungen zu reagieren im Stande ist.
Begünstigt durch die eingeübten Prozesse und die kurzen Wege in unserem Land wurden die Auflagen aus der EU-Verordnung im Falle der Sanktionen gegen Russland unverzüglich nach deren Erlass übernommen und umgesetzt. Und bereits zwei Werktage später waren in einem «Schweizer Finish» die den Schweizer Rechtsgegebenheiten entsprechenden Änderungen angepasst.
Eingebettet in verschiedene Wirtschaftsräume
Das Fürstentum liegt nicht nur geografisch im Herzen Europas, sondern identifiziert sich auch als Teil eines grossen Ganzen. Seit 1995 gehört Liechtenstein zum europäischen Wirtschaftraum EWR, für die Finanzmarktteilnehmer Liechtensteins gelten damit die gleichen Bedingungen wie in den EU-Ländern.
Gleichzeitig hat Liechtenstein die Schweizer Gesetzmässigkeiten zu beachten. Diese Ansprüche zu vereinen, erfordert ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. In der jetzigen Krise zeigt sich, wie sehr Liechtenstein diese Eigenschaften verinnerlicht hat.
Solidarität und geschlossenes Vorgehen
In der aktuellen Situation werden Solidarität und ein geschlossenes Vorgehen gegen die russische Invasion benötigt – und auch Liechtensteins Finanzplatz trägt dazu einen wichtigen Teil bei. Wir hoffen weiterhin, dass in diesem Konflikt so bald wie möglich wieder zu Dialog und Diplomatie zurückgekehrt werden kann.