Die politischen Entscheidungsträger sind zur Einsicht gekommen, dass es von zentraler Bedeutung ist, die Natur zu schützen und zu erhalten – einschliesslich einer Reihe von Gütern und Dienstleistungen, die für die Ökosysteme lebenswichtig sind.

Von Robert-Alexandre Poujade, ESG-Analyst, BNPP AM

Die in Glasgow abgehaltene COP26 (VN-Konferenz über Klimaänderungen) beherrschte im November die internationalen Schlagzeilen. Aber es lohnt sich, einen Blick auf eine andere wichtige Konferenz zu werfen: die VN-Biodiversitätskonferenz COP15. Der erste Teil der COP15 wurde online im Oktober dieses Jahres abgehalten. Der zweite Teil findet im Frühjahr 2022 in einem hybriden Format in Kunming (China) statt.

Es darf nicht unterschätzt werden, wie sehr unsere Welt auf gesunde Ökosysteme angewiesen ist: Das «World Economic Forum» schätzt, dass etwa 50 Prozent des weltweiten BIP von 44 Billionen Dollar – zum Beispiel Ackerbau, Fischerei und Viehzucht – in hohem Masse von der Natur oder ihren Erzeugnissen abhängen.1

Die grössten systemischen Risiken betreffen hauptsächlich das Naturkapital. Es handelt sich beispielsweise um den Klimawandel, sowie um Pandemien, oder den Verlust der biologischen Vielfalt – also um Krisen, die miteinander zusammenhängen.

Besondere Ziele und Herausforderungen

Die COP15 hat eine Erklärung verabschiedet, in der die Länder aufgefordert werden, dringend Massnahmen zum Schutz der Artenvielfalt zu ergreifen. Ihr Ziel war es dabei, ein globales Abkommen darüber zustande zu bringen, wie die Menschheit in Harmonie mit der Natur leben kann. Die abschliessenden Verhandlungen werden auf einem Entwurf des globalen Rahmens für die biologische Vielfalt nach 2020 aufbauen, in dem vier langfristige Ziele für 2050 sowie 21 Zielvorgaben beschrieben werden.

Die Hauptziele sind: die Bedrohung der biologischen Vielfalt verringern, durch Vorteilsausgleich und nachhaltige Nutzung die Bedürfnisse der Menschen erfüllen, sowie Werkzeuge und Lösungen zur Umsetzung und Gleichbehandlung erarbeiten.

Bedrohung verringern

Schlüsselelemente der 21 Ziele sind namentlich die Erhaltung von Land- und Meeresgebieten, die Herabsetzung der Einschleppungsrate invasiver Arten, die Reduzierung der Nährstoffverluste in die Umwelt, die Verringerung des Einsatzes von Pestiziden und die Verhinderung von Plastikmüll.

Weitere Elemente sind die schrittweise Abschaffung, beziehungsweise Neuzuweisung zweckwidriger Subventionen, sowie die Anerkennung der Rolle, die lokale Gemeinschaften und indigene Völker bei der Überwachung und Überprüfung der Fortschritte spielen. Ausserdem werden im Entwurf des Kunminger Rahmens für die biologische Vielfalt mehr finanzielle Mittel gefordert, um die Bedrohungen für die biologische Vielfalt zu verringern.

Land- und Meeresgebiete schützen

Der Kunming-Biodiversitätsfonds wurde ins Leben gerufen, für den China rund 230 Millionen Dollar zur Förderung der biologischen Vielfalt in Entwicklungsländern zugesichert hat.

Das wichtigste Ergebnis des ersten Teils der COP15 war die Annahme der Erklärung von Kunming, in der die Länder ihren politischen Willen zur Zusammenarbeit bekannt geben. Aber es muss noch viel mehr getan werden, um die dafür notwendige Grundstruktur zu schaffen. Der sogenannte «30x30»-Vorschlag zielt beispielsweise darauf ab, 30 Prozent aller weltweiten Land- und Meeresgebiete zu schützen und zu erhalten.

Finanzströme neu ausrichten

Er wird von mehr als 70 Staaten unterstützt, deren Gruppe durch Costa Rica, Frankreich und das Vereinigte Königreich angeführt wird. Allerdings wird dieser Vorschlag in der Erklärung von Kunming nicht näher erläutert, was darauf hindeutet, dass noch kein Konsens erreicht werden konnte.

Positiv zu werten ist die Tatsache, dass in der Erklärung ausdrücklich festgehalten wird, dass die Finanzströme so ausgerichtet sein werden, dass sie der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt dienen.

Die Artenvielfalt wurde auch am COP26-Treffen in Glasgow erörtert und die Konferenz wurde zum Schauplatz einer weltweit eingegangenen Verpflichtung, die Abholzung zu stoppen. Denn immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass Wälder hocheffiziente und kosteneffektive Kohlendioxidabscheider und -speicher für die Atmosphäre sind.

Die Rolle der Finanzbranche

Der Finanzsektor kann einen entscheidenden Part übernehmen, da umweltbezogene Investitionsstrategien dazu beitragen können, dem Klimawandel zu begegnen, indem sie Kapital neu einem Wachstumsmarkt zuweisen, der in den nächsten Jahrzehnten mit Billionen von Dollars versorgt werden müsste. Für Anleger, die darauf bedacht sind, einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten, sind diese Strategien eine Möglichkeit, Teil der Lösung zu sein.

Bessere Informationen werden es Finanzinstituten und Unternehmen ermöglichen, naturbezogene Risiken und Chancen in ihre Entscheidungsprozesse einzubeziehen. Initiativen wie die «Taskforce for Nature-Related Financial Disclosures» (TNFD), die sich zum Ziel gesetzt hat, ein Gesamtbild der Umweltrisiken eines Unternehmens zu vermitteln, werden bei der Bewältigung dieses Problems eine wesentliche Rolle spielen. Es bedarf genau dieser Art von weltumspannenden Partnerschaften und gemeinsamen Initiativen, um den Niedergang der biologischen Vielfalt aufzuhalten.

1 Die Hälfte des weltweiten BIP ist mässig oder hochgradig von der Natur abhängig, wie in einem Bericht des World Economic Forum (WEF) zu lesen ist.

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