Biodiversität bezieht sich auf die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten auf verschiedenen Ebenen – von Genen über Arten bis hin zu Ökosystemen. Für die meisten von uns, die in Städten und urbanen Gebieten leben, kann die Tierwelt wie etwas Fernes erscheinen – etwas, das wir uns im Fernsehen ansehen.
Was genau ist Biodiversität und warum ist sie wichtig?
In Wirklichkeit sind wir aber alle in hohem Masse auf die Natur und Biodiversität angewiesen, da sie uns mit vielen essentiellen Dingen versorgen, die wir als selbstverständlich erachten, so etwa saubere Luft und sauberes Wasser, Hochwasserschutz und die Kohlenstoffspeicherung.
Dennoch sehen wir uns heute einem beispiellosen Verlust an Biodiversität gegenüber, der die Stabilität ganzer Ökosysteme und die von ihnen erbrachten Dienstleistungen, auf die wir angewiesen sind, gefährden. In den letzten 50 Jahren haben wir die Ressourcen unseres Planeten schneller erschöpft, als sie sich regenerieren können.
Schätzungen zufolge verringert der Biodiversitätsverlust das globale BIP um 3 Prozent pro Jahr1 , und da über die Hälfte des weltweiten BIP von der Natur und ihren Ressourcen abhängt2 , müssen wir heute handeln, um sicherzustellen, dass unser Planet weiter florieren kann.
Wie identifizieren Sie Anlagechancen im Hinblick auf Biodiversität?
Wir haben ein Rahmenwerk entwickelt, das die naturbezogenen Herausforderungen in drei Kategorien unterteilt: Wasserökosysteme, Boden und Luft.
Unseres Erachtens können Unternehmen, die diese Herausforderungen mittels innovativer Lösungen angehen, attraktive Anlagegelegenheiten darstellen.
Darüber hinaus profitieren sie von einem günstigen Umfeld, das von drei wesentlichen Trends bestimmt wird. Zum einen beflügelt das wachsende Bewusstsein unter Verbrauchern und Unternehmen die Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten wie Elektrofahrzeugen, Wassereffizienz und erneuerbaren Energien. Zum anderen stellen die rückläufigen Kosten grüner Lösungen einen Wendepunkt dar.
In den letzten zehn Jahren sind die Kosten für erneuerbare Energie und andere grüne Technologien wie Wasserstoff und Wasseraufbereitung deutlich gesunken und liegen nun in vielen Fällen auf demselben Niveau wie für herkömmliche Technologien.
Und schliesslich ist zu bedenken, dass die Bedingungen für die Umsetzung von Umweltlösungen dank Stimulierungsplänen von Regierungen und Zentralbanken sowie neuer Vorschriften mit dem Ziel der CO2-Neutralität noch nie günstiger waren.
Der Green Deal der EU beispielsweise wird zusätzliche Investitionen in Höhe von 470 Milliarden Euro bereitstellen3, die sich auf Bereiche wie Energieeffizienz, Kreislaufwirtschaft und Umweltschutz verteilen werden.
Wie berücksichtigen Sie Biodiversität bei Ihren Anlageentscheidungen?
Bei der Analyse von Investments legen wir den Fokus bewusst auf Unternehmen, die Lösungen bieten, mit denen langfristigen transformatorischen Trends begegnet werden kann.
Als Folge legen wir im Rahmen unserer Anlageanalyse einen besonderen Schwerpunkt auf bestimmte wesentliche Kennzahlen im Zusammenhang mit Naturkapital, zum Beispiel Recyclingquoten, Wassermanagement und Umweltverschmutzung. Diese Kennzahlen werden im Laufe der Zeit nachverfolgt, um zu beurteilen, ob ein Unternehmen seine Bemühungen zum Schutz von Naturkapital ausweitet oder nicht.
Wir sind uns der Notwendigkeit detaillierterer Daten bewusst, und jüngst wurden Initiativen zur Verbesserung der Transparenz lanciert. So strebt etwa die Task Force on Nature-related Financial Disclosures an, die Kennzahlen im Zusammenhang mit Biodiversität verständlicher zu gestalten, und plant, 2022 einen ersten Testbericht zu veröffentlichen.
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Können Sie ein Beispiel für ein Unternehmen nennen, das sich Gelegenheiten mit Bezug zu Biodiversität zunutze macht?
Die Welt sieht sich derzeit einem enormen Problem in Bezug auf Plastikabfall gegenüber, das sich negativ auf die Biodiversität vor allem in den Meeren auswirkt. Als Folge nimmt der regulatorische Druck zur Reduzierung von Plastikmüll zu.
Allein in der EU sollen bis 2025 10 Millionen Tonnen an recycelten Kunststoffen den Weg in neue Produkte am EU-Markt finden. Unternehmen spielen eine wesentliche Rolle, wenn es darum geht, die EU bei der Erreichung dieses Ziels durch Entwicklung neuer und innovativer Lösungen zu unterstützen.
Carbios4 stellt ein gutes Beispiel dar. Das Unternehmen hat eine einzigartige Technologie entwickelt, bei der in Plastikabfällen und Textilien enthaltene PET-Kunststoffe mittels eines Enzyms aufgespalten werden, sodass diese zu neuen Produkten recycelt werden können.
Dies dürfte Carbios zugutekommen, das eine Führungsrolle im Hinblick auf umfassende und skalierbare Lösungen zur Lösung des Plastikproblems einnimmt. Als reines Umweltunternehmen trägt es mit seiner Tätigkeit zur Erreichung von Ziel Nr. 12 «Nachhaltige/r Konsum und Produktion» der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei.
Unsere interne Analyse zeigt, dass Carbios aus ESG-Perspektive ein «Best in Class»-Unternehmen ist. Es wendet überdies einen enzymbasierten Bio-Recyclingprozess an, bei dem geringere Temperaturen vonnöten sind als bei anderen Technologien, wodurch der Energieverbrauch und die Energieintensität gesenkt werden.
Obschon wir in Bezug auf die Bewertungen junger Unternehmen wie Carbios Vorsicht walten lassen müssen, sind wir der Ansicht, dass diese vielversprechenden innovativen Technologien noch über viele Jahre hinweg das Wachstum beflügeln und potenziell enorme Anlagegelegenheiten bereithalten werden.
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1 Europäische Umweltagentur, Biodiversitätsbericht, 2015
2 Weltwirtschaftsforum, «The New Nature Economy Report», Januar 2020
3 Europäische Europäische Kommission, Morgan Stanley, European Green Deal: The Opportunity (2020)
4 Das dargestellte Unternehmen dient als Anlagebeispiel und ist möglicherweise im Anlageportfolio des Fonds nicht vertreten. Das Beispiel dient nur zur Veranschaulichung und stellt keine Anlageberatung dar. Die individuellen Umstände potenzieller Anleger werden dabei nicht berücksichtigt.
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