Der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft ist umstritten. Was genau sind die Auswirkungen?
Von Benjamin Gränicher, Sustainable Investment Analyst bei J. Safra Sarasin Sustainable Asset Management
Auf rund 33 Billion Dollar jährlicher Ertrag erwirtschaftet unser Ökosystem, etwa gleich viel wie das BIP der USA und China. Derzeit sind rund eine Million Pflanzen und Arten vom Aussterben bedroht. Der Verlust an biologischer Vielfalt bedeutet auch, dass wir einige von der Natur erbrachte Leistungen verlieren, wie die Bestäubung von Nutzpflanzen durch Bienen.
Der intensive Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft trägt wesentlich zur Zerstörung der Artenvielfalt bei, sorgt aber auch für Effizienzgewinne in der Nahrungsmittelproduktion. Wie halten sich Kosten und Nutzen des Pestizideinsatzes die Waage? Und wie sollten Anleger diese Faktoren in ihren Portfolios berücksichtigen?
Pestizide verbessern die Effizienz, aber zu welchem Preis?
Weltweit werden jedes Jahr etwa 4,1 Millionen Tonnen Pestizide eingesetzt. Zwei Drittel davon entfallen auf die Landwirtschaft, der Rest auf Industrie und Privathaushalte. Etwa 45 Prozent der jährlichen Ernte gehen durch Schädlinge verloren.
Pestizide reduzieren die Verluste. Ausserdem wird heute etwa die Hälfte des bewohnbaren Landes der Erde für die Nahrungsmittelproduktion genutzt. Eine weitere Ausdehnung würde zu einem noch grösseren Verlust an Biodiversität führen und die Probleme des Klimawandels verschärfen. Gemäss Studien reduziert sich der Ertrag bei der Umstellung auf Bio um etwa 15 Prozent.
Je nach Zusammensetzung können Pestizide nützliche Bodenorganismen wie Insekten oder Würmer schädigen. Eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel und andere Arten fällt dadurch weg. Pestizide können auch von Pflanzen aufgenommen werden oder von den Feldern in Seen und Flüsse abfliessen, wodurch deren empfindliche Ökosysteme gestört werden.
Es gibt also viele Wege, auf denen Pestizide in die menschliche Nahrungskette gelangen können. Krebs oder Atembeschwerden gehören zu den negativen Auswirkungen. Es stellt sich die Frage, ob die negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und das Ökosystem die wirtschaftlichen Vorteile der höheren Erträge durch Pestizide aufwiegen.
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Nachhaltige Anbaumethoden stehen auf dem Speiseplan
Heutzutage befürworten Experten die integrierte Schädlingsbekämpfung. Ein Ansatz, der auf Verhinderung von Schädlingsbefall statt Pestizideinsatz setzt. Biobauern setzen bereits verschiedene Techniken zur Schädlingsbekämpfung ein.
Dazu zählen die Rotation oder Bepflanzung sich ergänzender Sorten, verbesserte Bewässerungstechniken oder technische Vorhersage- und Warnsysteme. Die meisten dieser Massnahmen erfordern jedoch technisches Wissen über die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Pflanzen und einen intensiveren Einsatz von Maschinen oder Arbeitskräften.
Veränderungen in Regulierung und Konsumverhalten bergen Chancen und Risiken
Verändertes Verbraucherverhalten oder strengere Vorschriften wirken sich auf Unternehmen aus. Letztes Jahr hat die EU beispielsweise eine Reduktion von 50 Prozent für den Einsatz von Pestiziden bis 2030 festgelegt.
In der Schweiz stehen zwei Initiativen zur Trinkwasserqualität und das Verbot von Pestiziden an. Dies hat Auswirkungen auf den Umsatz grosser Produzenten wie Bayer oder DuPont. Auch ohne ein komplettes Verbot könnten die Gewinne unter Druck geraten. Strengere Vorschriften führen zu höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung.
Gleichzeitig bringt die Umstellung auf ökologische Anbaumethoden auch Gewinner hervor. Hersteller von innovatien Maschinen oder Technologiefirmen gehören dazu. Dies verdeutlicht die Zunahme neuartiger Technologien zur Überwachung und Vorhersage von Schädlingen bei grossen Landwirtschaftsbetrieben. Bei der Analyse konzentrieren wir uns auf Unternehmen, die Lösungen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes in der Landwirtschaft anbieten.
Als Beispiel kann Kubota, ein Hersteller von Landmaschinen für die Präzisionslandwirtschaft, dienen. Bodenveränderungen werden genau kartiert, um eine gezieltere Verteilung von Saatgut und Düngemitteln zu ermöglichen. Dies reduziert oder ermöglicht gar den Verzicht auf Pestizide. In den letzten Jahren hat dies Kubota geholfen, seine Umsätze zu steigern.
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