Deloitte ist sehr optimistisch für die Zukunft der Schweizer Vermögensverwaltung. Aber es braucht Veränderungen. Richtig umgesetzt würden diese ein neues Kapitel in der langen Erfolgsgeschichte von Schweizer Privatbanken schreiben, ist Patrik Spiller überzeugt.

Von Patrik Spiller, Wealth Management Industry Leader Schweiz, Deloitte

Die Schweizer Vermögensverwaltung kann auf eine lange, stolze Tradition zurückblicken. Doch in der jüngsten Vergangenheit war ihre finanzielle Performance enttäuschend.

Obwohl der Swiss Market Index (SMI) seit der Finanzkrise insgesamt zulegte, sind die Kurse der Schweizer Privatbanken (PBs) deutlich gesunken.

Kostensenkungen nur begrenzt erfolgreich

Auch wenn viele internationale Kunden während der jüngsten Krise weiterhin Schweizer Banken bevorzugten und starke neue Vermögenszuflüsse zu verzeichnen waren, haben der Gebühren- und Margenverfall und die zunehmende Regulierung die Gewinne negativ beeinträchtigt. Kostensenkungen waren nur begrenzt erfolgreich.

Dabei stehen die PBs vor neuen und grossen Herausforderungen. BigTechs, FinTechs und NeoBanken mit ihrem instinktiven Verständnis für Millennials rütteln die Branche auf und konkurrieren mit Privatbanken um talentierte Nachwuchskräfte.

Wie können die Privatbanken reagieren?

Nachhaltiges, sozial verantwortliches Investieren hat ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Wie können Schweizer PBs darauf reagieren?

Deloitte hat fünf Erfolgsstrategien identifiziert, mit denen sich PBs für den Erfolg in der Zukunft neu aufstellen können.

1. M&A oder Partnerschaften nutzen, um auf Kernstärken aufzubauen

Ein einzelner Akteur kann nicht in allen Bereichen Best-in-Class sein. Jede Bank muss ihre Stärken erkunden und dann dieses Kernangebot ausbauen und Skaleneffekte erzielen. Eine Option könnten Fusionen und Übernahmen oder Partnerschaften mit grossen asiatischen oder lateinamerikanischen PBs, PB-Abteilungen von Universalbanken oder Versicherungsunternehmen sein.

Gemeinsam mit Ökosystempartnern kann ein breiteres Spektrum an hochwertigen Dienstleistungen ausgearbeitet werden. Gleichzeitig wäre zu erwägen, Teile der derzeitigen Standard-Anlageverwaltung abzustossen.

2. Neue Wege finden, um mit Kunden und Interessenten in Kontakt zu treten

Im Zuge der Digitalisierung der Bankenwelt müssen sich Vermögensverwalter der Herausforderung stellen, kundenorientiert zu bleiben. Hier helfen zum einen verbesserte Marketingfähigkeiten, erfolgreicher mit potenziellen Kunden in Kontakt zu treten. Und zum anderen könnten die PBs vermehrt Analytics nutzen, damit ihre Kundenbeziehungen vertiefen und Partnerschaften mit völlig neuen Branchen und Sektoren eingehen, wie z. B. mit Luxusplattformen.

Auch die Kundenberatung, das menschliche Kernelement der Vermögensverwaltung, kann digital aufgewertet werden. Die Beratung der Zukunft findet auf hybride Art und Weise statt, indem Kundenberater das Beste aus menschlichen und maschinellen Elementen kombinieren und effizient integrierte Tools, analytische Erkenntnisse und optimierte Arbeitsweisen nutzen.

3. Fokus auf Innovation und Forschung und Entwicklung

Das Bankwesen und insbesondere die Vermögensverwaltung hinken in Sachen Innovation hinterher. Laut der EU-Rangliste für Forschungsausgaben (EU Industrial R&D Investment Scoreboard) finden sich nur 24 Banken unter den 1’000 Unternehmen mit den grössten Forschungs- und Entwicklungsausgaben in der EU wieder.

Investitionen in digitale Verbesserungen sind für Banken jedoch unerlässlich: Beispiele für Innovationen sind Co-Browsing und Beratungs-Dashboards, mit denen Bankmitarbeiter Kunden helfen können, Optionen online zu erkunden. PBs müssen daher zu Innovatoren werden.

4. Die Cloud nutzen

PBs setzen häufig noch veraltete IT-Systeme ein, die ihre Innovationsfähigkeit einschränken. Cloud-fähige Organisationen lösen sich dagegen von ihrer «Do-it-yourself-Mentalität» und vertrauen vermehrt auf externe Dienstleister mit skalierbaren, flexiblen, schnellen und kosteneffizienten Services.

Cloud-Services haben in der Regel das Potenzial, die IT-Kosten einer Organisation zu senken – so können etwa nicht zum Kerngeschäft gehörende Anwendungen rationalisiert und gestrafft werden. Der Einsatz von Cloud-Technologie ermöglicht es den PBs, agiler zu werden, Innovationen voranzutreiben und branchenspezifische Lösungen zu nutzen.

5. «Platin-Standard» für Geheimhaltung und Datenschutz

Die Vermögensverwaltungsbranche als Ganzes ist gehalten, bei der Bekämpfung von Finanzkriminalität, Terrorismusfinanzierung und Steuerbetrug die höchsten internationalen Sorgfaltsstandards einzuhalten. Diese Verpflichtung kollidiert teilweise mit der wachsenden Bedeutung des Datenschutzes.

Die Einhaltung aller Vorschriften und die volle Nutzung digitaler Innovationen bei gleichzeitigem Schutz der Privatsphäre und der persönlichen Kundendaten werden daher entscheidend sein. Der aktuelle regulatorische Rahmen, in dem jede Bank ihren eigenen Weg durch die komplexen Vorschriften finden muss, gefährdet dies.

Die Privatbanken sollten sich daher mit den politischen Entscheidungsträgern zusammensetzen und das Schweizer Bankgeheimnis modernisieren, um mehr Innovationen zu ermöglichen.

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Fünf Transformationsstrategien für Schweizer Privatbanken

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