Die Bewertungslücke zwischen Wachstums- und Value-Aktien ist auf den höchsten Stand seit 20 Jahren. Diese Übertreibung dürfte sich abschwächen – und Value-Strategien begünstigen.

Von Heather McPherson, Co-Portfolio Managerin für die Institutional U.S. Large-Cap Value Equity Strategy in der U.S. Equity Division und Analystin bei T. Rowe Price

Weitreichende Innovationen und die daraus resultierenden Disruptionen in vielen Industriezweigen sind ein wichtiger Grund dafür, dass Value-Aktien in den vergangenen 15 Jahren dem Markt hinterherhinkten. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie spielen Fundamentaldaten für die Outperformance der Wachstumstitel jedoch eine geringere Rolle.

Nur ein Drittel der im «Russell 1000»-Index enthaltenen Firmen entwickelten sich in der ersten Hälfte dieses Jahres besser als der Index selber. Microsoft, Apple, Amazon, Facebook und die Google-Muttergesellschaft Alphabet repräsentierten Ende Juni zusammen mehr als 21 Prozent des S&P 500 und steuerten 480 Basispunkte zur Rendite des Index vom Jahresanfang bis zur Jahresmitte bei.

Untypischerweise haben sich Value-Aktien mit höheren Dividendenrenditen in der Zeit der Risikoaversion unterdurchschnittlich entwickelt – wahrscheinlich, weil die extreme wirtschaftliche Unsicherheit Ängste geschürt hat, ob die Unternehmen in der Lage sind, ihre Ausschüttungen aufrechtzuerhalten.

Bewertungslücke verengt sich

Die Tatsache, dass der Markt langfristiges Wachstum um jeden Preis bevorzugt sowie die mangelnde Bereitschaft der Investoren, sich zyklischen Risiken auszusetzen, erklären, warum 92 Prozent der Aktien im «Russell 1000 Growth»-Index den «Russell 1000 Value»-Index in den vergangenen zwölf Monaten bis Ende Juni 2020 übertrafen. Dieser Trend hat die Bewertungslücke zwischen Wachstums- und Value-Aktien auf den höchsten Stand seit Anfang der 2000er-Jahre getrieben.

Diese Exzesse dürften letztlich ein Ende finden oder sich zumindest abschwächen. Wir konzentrieren uns daher weiterhin darauf, qualitativ hochwertige Unternehmen zu finden, die unter ihrem inneren Wert handeln. Dabei suchen wir nicht nach den preiswertesten Aktien, sondern nach Titeln, die im Verhältnis zu ihren langfristigen Aussichten besonders überzeugend bewertet sind.

Der Finanzsektor enthält viele günstige Aktien. Hier konzentrieren wir uns auf Titel, bei denen das Kurspotenzial von unternehmensspezifischen Faktoren abhängt, zum Beispiel Kostensenkungen oder ein geringeres Kreditrisiko aufgrund von geschäftlichen Veränderungen, die als Reaktion auf die Finanzkrise 2008/2009 durchgeführt wurden.

Papier als langfristiger Katalysator

Zudem streben wir nach Möglichkeiten in Bereichen, von denen wir glauben, dass der Markt zyklische Risiken einpreist, als wären sie langfristige Risiken, dabei allerdings das Verbesserungspotenzial in den Fundamentaldaten des Unternehmens und der Branche übersieht. So bestärkt uns unser Research, dass die Kostenkurven in der Wertschöpfungskette für Papier- und Forstprodukte Luft nach oben haben - was die Produktpreise unterstützt und die Gewinnmargen der Branche verbessert. Einen weiteren langfristigen Katalysator sehen wir in der Substitution von Kunststoff durch Papier bei Verpackungen.

Zudem nutzen wir Gelegenheiten, langfristige Profiteure zu erwerben, die mit Kontroversen konfrontiert sind und daher attraktive Bewertungen bieten. Ein Beispiel ist Qualcomm, das als führender Chiphersteller von der weltweiten Einführung der 5G-Mobilfunknetze profitieren könnte.

Rigoroses Fundamental-Research

Bei Value-Anlagen kann es geraume Zeit dauern, bis sich Anlagethesen bewahrheiten. Das gesamtwirtschaftliche Umfeld, das wegen dem Coronavirus von grosser Unsicherheit gekennzeichnet ist, konnte dies noch weiter verzögern.

Dennoch sind wir zuversichtlich, dass unser rigoroses Fundamental-Research und der längere Anlagehorizont letztendlich das Wertpotenzial freisetzen werden, sofern sich die Lage normalisiert und der Markt wieder besser differenziert.


Heather McPherson ist Co-Portfoliomanagerin für die Institutional U.S. Large-Cap Value Equity Strategy in der U.S. Equity Division und Analystin bei T. Rowe Price in Baltimore. Sie stiess 2002 zum Unternehmen und war davor Analystin bei Salomon Smith Barney. Zurzeit handelt sie mit nordamerikanischen Aktien, wobei sie einen Value-Investment-Stil anwendet.


Quelle: Analysen von T. Rowe Price auf Basis der Daten von FactSet Research Systems Inc. Alle Rechte vorbehalten. Stand 31. Juli 2020.

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