Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken stellt die Anleger vor grosse Herausforderungen. In diesem Umfeld sind Beteiligungsgesellschaften tendenziell aus dem Blickfeld der Anleger verschwunden. Zu Unrecht, findet Daniel Koller von BB Biotech.
Von Daniel Koller, Head Investment Team bei der Beteiligungsfirma BB Biotech
Die Tatsache, dass eine Beteiligungsgesellschaft aufgrund ihres fixen Aktienkapitals keine eigentlichen Mittelzuflüsse beziehungsweise Mittelabflüsse kennt, erlaubt ihr, langfristig und falls notwendig auch antizyklisch zu investieren. Das Management ist speziell bei Marktkorrekturen nicht mit Rücknahmen konfrontiert und muss deshalb Positionen nicht gegen die eigene Überzeugung verkaufen.
Unterstützend wirkt, dass Beteiligungsfirmen entweder Cash-Positionen halten oder über Fremdfinanzierungs-Möglichkeiten verfügen, um den richtigen Einstiegszeitpunkt zu wählen. Traditionelle Fonds hingegen können nur geringe Barquoten halten und sind verpflichtet, für Liquidität zu sorgen, sobald Anleger ihre Anteile zurückgeben wollen.
Höhere Flexibilität in der Anlagestrategie
Beteiligungsunternehmen stehen die liquiden Mittel hingegen langfristig zur Verfügung, zumal Käufe und Verkäufe keine Zu- oder Abflüsse im Portfolio auslösen. Mögliche Fremdfinanzierungen lassen darüber hinaus eine höhere Flexibilität in der Anlagestrategie zu, so dass vielversprechende Investments auch bei vollständigem Investitionsgrad getätigt werden können.
Die Beteiligungsgesellschaft, die sich ihrerseits in vielversprechenden Unternehmen engagiert, gleicht einem Multi-Investment, das die Zielvorgaben der Investoren hinsichtlich Diversifikation, langfristiger Geschäftsmodelle und Risikomanagement erfüllt. Somit entfällt die aufwändige wie anspruchsvolle Selektion von Einzeltiteln des Anlageuniversums.
Unabhängig von Benchmarks
Im Unterschied zu den immer stärker regulierten offenen Fonds können jedoch Beteiligungsgesellschaften mit höheren Freiheitsgraden operieren. Orientieren sich Investmentfonds oftmals an Indizes, können Beteiligungsgesellschaften unabhängiger von Benchmarks agieren und auch gegebenenfalls antizyklisch investieren.
Das Portfoliomanagement hält sich in Bezug auf die Gewichtung einzelner Positionen strikt an interne Richtlinien. Diese sorgen dafür, dass keine Klumpenrisiken im Portfolio entstehen. Sie ermöglichen es aber, dass erfolgreiche Positionen über die für offene Fonds geltende 10%-Limite anwachsen dürfen. Dadurch können Beteiligungsgesellschaften eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen und am langfristigen Wachstum der Portfoliopositionen partizipieren, wodurch mitunter erhebliche Renditen erzielt werden können.
Unter dem Radar
Entsprechend dem rechtlichen Rahmen können sie zudem nicht nur in börsennotierte Gesellschaften aus dem Anlageuniversum investieren, sondern haben auch die Möglichkeit, Risikokapital an Unternehmen zu vergeben. Flexibilität bedeutet hier auch die Option, in weniger liquide Titel aus Wachstumsmärkten bzw. Unternehmen in verschiedenen Entwicklungszyklen zu investieren.
Das birgt en passant die Chance, weniger bekannte – und entsprechend unterbewertete – Weltmarktführer ins Portfolio zu holen, die sich unter dem Radar des breiten Marktes befinden.
Strategische Erfolgsfaktoren
Trotz aller Vorteile, die das Anlagevehikel bietet, sind nicht alle Beteiligungsgesellschaften gleich erfolgreich. Eine Analyse zeigt, dass Beteiligungsgesellschaften nur dann langfristig reüssieren, wenn sie sich durch mehrere strategische Erfolgsfaktoren auszeichnen. Dazu zählen insbesondere:
- Erfahrenes Management
- Nachhaltiges Geschäftsmodell, das nicht einfach zu kopieren ist
- Investition in einen nachhaltigen Wachstumsmarkt
- Strukturierter Anlageprozess
- Rigoroses Risikomanagement
- Enger Kontakt zum Management der Beteiligungen
- Langfristiger Anlagefokus
Bekannte Beispiele langjährig erfolgreicher Beteiligungsgesellschaften sind Berkshire Hathaway und die von der schwedischen Wallenberg-Familie kontrollierten Investor AB. Zu den Beteiligungsgesellschaften, die auf ein bestimmtes Anlagesegment spezialisiert sind, gehören neben Brookfield Asset Management (Realwerte) sowie Gesco (Maschinenbau) auch die schweizerische BB Biotech. Sie wurde 1993 gegründet und ist mittlerweile einer der weltweit grössten Anleger im Wachstumsmarkt Biotechnologie mit einer Marktkapitalisierung von 3,3 Milliarden Euro.
Fazit: Beteiligungsgesellschaften eröffnen institutionellen Anlegern dank ihres hohen Diversifikationspotenzials neue Horizonte. Kostengünstig und mit hohen Freiheitsgraden stellen sie nicht nur in Zeiten rekordtiefer Zinsen, sondern auch in Phasen konjunkturellen Gegenwinds ein probates Anlagemedium dar.
Das Investmentteam von BB Biotech besteht aus Medizinern, Biochemikern und Finanzprofis. Sie fokussieren auf Unternehmen, deren Medikamente einen hohen medizinischen Bedarf adressieren respektive über das Potenzial verfügen, ein überdurchschnittliches Umsatz- und Gewinnwachstum zu erzielen. Derzeit sind das in erster Linie aussichtsreiche mittlere und kleinere Firmen. Das Portfolio ist mit 30 bis 35 Werten relativ konzentriert. Angestrebt wird eine Gesamtrendite über einen mittleren bis längeren Anlagehorizont von 15 Prozent pro Jahr, was nahe an der seit Gründung erzielten Performance des Inneren Werts von 14,1 Prozent (in Dollar) liegt.
Ein weiterer Aspekt, den nur börsennotierte Unternehmen anwenden können, ist die Kombination von Dividenden und Aktienrückkäufen. BB Biotech verfolgt seit 2012 eine strukturierte Ausschüttungspolitik, die pro Jahr bis zu 10 Prozent Kapital zurückführt. Diese Ausschüttungspolitik setzt sich aus einer Dividende von rund 5 Prozent zusammen und kann im Weiteren um bis zu 5 Prozent in der Form von Aktienrückkäufen ergänzt werden. Damit vereint BB Biotech die Vorzüge eines Dividenden-Titels mit jenen eines Wachstumstitels, der sich aus dem zugrundeliegenden Investmentuniversum Biotechnologie ergibt – Eigenschaften, die nicht viele Anlagemöglichkeiten gleichzeitig für sich beanspruchen können.