Das Finance Forum Liechtenstein am 27. März 2019 bietet hochkarätige Referate und Talks zum Thema «Disruption in der Finanzbranche 2019». Das Patronat hat Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler inne.
Herr Regierungschef, das 5. Finance Forum Liechtenstein steht unter dem Titel «Disruption der Finanzbranche 2019». Wie stark werden sich neue Technologien und Innovationen ihrer Ansicht nach auf die Finanzindustrie auswirken?
Neue Technologien und Innovationen sind immer Treiber der Wirtschaft und werden damit auch die Gesellschaft verändern. Die Finanzindustrie ist davon genauso betroffen wie andere Sektoren. Die technologische Entwicklung wirkt sich einerseits auf die Effizienz aus. Das bedeutet, dass professionelle Finanzdienstleistungen in Zukunft auch für weitere Bereiche wirtschaftlich sein werden.
Andererseits glaube ich, dass wir derzeit den Anfang eines Paradigmenwechsels beobachten, der die Art und Weise, wie Finanzdienstleistungen in Zukunft erbracht werden, stark verändern wird. Aus meiner Sicht braucht es aber auch in Zukunft Finanzdienstleister. Jedoch werden sie zum Teil eine andere Rolle einnehmen und veränderten Bedürfnissen nachkommen.
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Wie stark beschäftigen sich die Finanzdienstleister in Liechtenstein bereits mit solchen Themen?
Soweit ich die Situation beurteilen kann, setzen sich die liechtensteinischen Finanzdienstleister schon seit einiger Zeit intensiv mit Innovation und neuen Technologien auseinander. Das begrüsse ich sehr. Ich bin überzeugt, dass diese neuen Technologien unternehmerische Chancen für neue Geschäftsmodelle bieten.
Der Staat kann hierzu die Rahmenbedingungen schaffen. Nach meiner Überzeugung liegt es aber bei den Unternehmen, die Risiken abzuwägen und die sich bietenden Chancen zu ergreifen.
Sie haben am vergangenen Finance Forum Liechtenstein ein sogenanntes Blockchain-Gesetz angekündigt, das im laufenden Jahr verabschiedet werden soll. Was erhoffen Sie sich davon?
Zweierlei. Erstens sind Unternehmen, die ihre Dienstleistungen auf der Blockchain anbieten, bereits in Liechtenstein tätig. Diese wollen Rechtssicherheit für ihre Geschäftsmodelle. Unser Ansatz zielt genau auf diese Rechtssicherheit ab, wobei wir die verschiedenen Dienstleister in der «Token-Ökonomie» regulieren und den Kundenschutz verbessern.
Damit werden wir als Standort für innovative Unternehmen sehr interessant. Zweitens sorgt unser Blockchain-Gesetz für eine hohe internationale Aufmerksamkeit. Nicht nur in der «Blockchain»-Szene, sondern auch bei den zuständigen Behörden erhalten wir sehr positive Rückmeldungen zu unserem umfassenden Ansatz zur «Token-Ökonomie».
Andere Staaten warten ab mit einer Regulierung der Blockchain-Technologie. Wie wollen Sie die Gefahr einschränken, dass Liechtenstein zum Tummelfeld für dubiose Anbieter oder Betrüger wird?
Die Blockchain-Technologie entsteht ja nicht erst durch unser Gesetz. Bereits heute arbeiten schon weltweit viele Unternehmen mit konkreten Anwendungen dieser Technologie. Mit unserem Blockchain-Gesetz schaffen wir Rechtssicherheit und definieren klare Leitplanken für diese Anwendungen: Wer darf in Liechtenstein in diesem Bereich tätig sein? Welche Anforderungen gelten für ihn? Damit wollen wir die Gefahr von dubiosen Anbietern, Betrügern und Kriminellen reduzieren, die den Blockchain-Bereich missbrauchen wollen.
Die Blockchain-Technologie ist noch jung. Hat die Token-Ökonomie das Potenzial ein nachhaltiges Geschäftsfeld für den Finanzplatz Liechtenstein zu werden?
Die Token Ökonomie ist ein wichtiges Element der Digitalisierung von Wirtschaft und Finanzdienstleistungen. Es ist für mich deshalb keine Frage, dass diese Entwicklung weltweit Fuss fassen wird. Es ist zudem klar, dass es in Zukunft eine noch viel grössere Technologiekompetenz seitens der Unternehmen und des Staates braucht. Die zentrale Frage für mich ist vielmehr, ob Liechtenstein Teil dieser Entwicklung sein möchte oder nicht. Und für mich ist diese Antwort sehr klar.
Die Politik hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Finanzplatz besser zu regulieren und international kompatibel aufzustellen. Wo stehen er heute?
Liechtenstein erfüllt heute alle internationalen Standards, und wir werden als verlässlicher Partner wahrgenommen. Dennoch müssen wir uns stets bewusst sein, dass diese Standards nicht in Stein gemeisselt sind, sondern sich kontinuierlich weiterentwickeln. Dieser Prozess wird uns auch in den nächsten Jahren intensiv beschäftigen.
Die Regulierung scheint noch nicht überall zu genügen. Die FMA hat nach einigen Vorfällen Handlungsbedarf im Treuhandsektor angemahnt. Wie reagieren Sie darauf?
Als Staat muss man sich immer die Frage stellen, ob der regulatorische Rahmen angesichts der aktuellen Entwicklungen angemessen ist. Die neusten Fälle zeigen, dass durchaus Handlungsbedarf besteht. Man muss sich aber auch bewusst machen, dass trotz verstärkter Regulierung und Aufsicht Missbrauchsfälle nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden können. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Finanzplatzstrategie haben wir verschiedene Massnahmen diskutiert und sind derzeit dabei, diese zu bewerten.
Der Finanzplatz Liechtenstein ist massgeblich von einer einwandfreien Reputation abhängig. Welchen Stellenwert haben Anlässe wie das Finance Forum Liechtenstein in der Imagebildung?
Für die Reputation ist in erster Linie wichtig, dass Liechtenstein mit hoher Glaubwürdigkeit die internationalen Standards einhält und die kommunizierten Werte auch verkörpert. Veranstaltungen wie das Finance Forum Liechtenstein helfen sehr, dem breiten Publikum darzulegen, für was der Finanzplatz Liechtenstein heute steht und wohin wir uns entwickeln. Zudem gibt uns ein solcher Anlass die Möglichkeit, dass unsere Werte international wahrgenommen werden.
Finance Forum Liechtenstein
Die 5. Ausgabe des Finance Forum Liechtenstein findet am Mittwoch, 27. März 2019, ab 13.30 Uhr in Vaduz statt. Die führende Finanztagung steht unter dem Titel «Disruption in der Finanzbranche 2019» und bietet hochkarätige Referenten, interessante Workshops und attraktive Networking-Plattformen. Zu den Speakern gehören unter anderem Adrian Hasler, Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein, Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, Beatrice Weder di Mauro, Wirtschaftswissenschaftlerin und UBS-Verwaltungsrätin, Jos Dijsselhof, CEO SIX, Stephan Sigrist, Gründer der Denkfabrik W.I.R.E., sowie Hirnforscher Lutz Jäncke. Auf dem Podium diskutieren S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein, CEO LGT Group, Markus Neuhaus, Verwaltungsratspräsident PwC Schweiz/Liechtenstein und Mario Frick, Verwaltungsratspräsident Bank Frick, gemeinsam mit Paul Achleitner über die Zukunft der Finanzplätze Schweiz und Liechtenstein. Im Fintech-Flash erklären Olga Feldmeier, CEO Smartvalor, und Florian Batliner-Staber, Co-Founder Own, warum sie eine Niederlassung in Liechtenstein gegründet haben. Die Tagung vernetzt rund 600 hochkarätige Entscheidungsträger der Finanzbranche.