Verwaltungsratspräsident Mario Frick und CEO Edi Wögerer blicken auf zwei Jahrzehnte unternehmerisches Banking zurück. Sie erzählen, weshalb ihre Vision keine Alibiübung sein darf. Zudem verraten sie, wie sie für Finanzintermediäre Mehrwert generieren, und warum Blockchain nicht der Wilde Westen sein muss.


In der Branche gilt die Bank Frick als europaweit führendes Institut im Bereich Blockchain-Banking. Dennoch reagieren Sie etwas verschnupft, wenn man die Bank Frick auf das Thema Blockchain reduziert. Weshalb?

Edi Wögerer: Weil wir viel mehr sind als nur eine Blockchain-Bank. Wir agieren sehr erfolgreich als Verwahrstelle für Fonds, und die Abteilung Fonds und Emissionen unterstützt unsere Kunden mit massgeschneiderten Produkten bei der Beschaffung von Eigen- und Fremdkapital. Wir sind sehr stark im Bereich Zahlungsabwicklung.

Zudem sind wir als einzige liechtensteinische Bank im Besitz von sogenannten Acquiring-Lizenzen von Visa und Mastercard und zwar sowohl für Zahlungsdienstleister als auch für deren angeschlossene Shops. Daneben offerieren wir die gesamte Palette an klassischen Bankdienstleistungen und ermöglichen unseren Kunden damit ein praktisches One-Stop-Banking. Sie merken also, woher der leichte Schnupfen rührt [lacht].

Die Bank Frick sagt von sich selbst, dass sie eine Intermediär-Bank ist. Weshalb der Fokus auf Intermediären statt auf der direkten Ansprache von Endkunden?

Mario Frick: In der Vergangenheit wurden wir – wie alle anderen Banken in Liechtenstein – als «Privatbank» wahrgenommen. In Wirklichkeit waren wir immer schon eine Intermediär-Bank. Wir wollten natürlich möglichst viele gute Kunden, erhielten diese aber nicht über eigene Werbung und eigene Vertriebskanäle, sondern vor allem über die Kooperation mit anderen Finanzintermediären.

«Vor einem Jahr haben wir unsere Unternehmensvision und -mission geschärft»

Zu den Gründern der Bank Frick im Jahr 1998 gehörten eben verschiedene Unternehmen aus der Finanzbranche. Und so haben wir für andere Finanzintermediäre wie Treuhandunternehmen, Versicherungen oder Vermögensverwalter Finanzdienstleistungen erbracht, welche diese für ihre Kunden weiter veredelt haben.

Vor einem Jahr haben wir dann unsere Unternehmensvision und -mission geschärft, in der wir unterstreichen, dass wir Finanzintermediäre bei der erfolgreichen Differenzierung im Markt unterstützen. Das Ganze haben wir in einem Strategiehaus visualisiert, wo unsere Vision, unsere Mission und unser Leitbild kompakt zusammengefasst sind.

«Es ist eher eine Ausnahme, dass eine Bank eine so klare Mission für sich formuliert»

Edi Wögerer: Ich möchte anmerken, dass wir letzthin externe Fachleute zu Besuch hatten, die unser Strategiepapier mit grossem Interesse studiert haben. Deren Ansicht zufolge ist es eher die Ausnahme, dass eine Bank eine so klare Mission für sich formuliert.

Wir betrachten das Thema auch nicht als Alibiübung, sondern als klare Richtungsvorgabe. Unser Strategiehaus hängt überall in der Bank aus, und alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, Aufgaben und Projekte daraufhin abzuklopfen, ob sie auf unsere Strategie einzahlen. Tun sie das nicht, brechen wir die Übung ab.

Bank Frick Headquarters 500

Im Jahr 1998 wurde die Bank Frick als Vier-Personen-Betrieb in Balzers, Liechtenstein, gegründet. Im Jahr 2007 zog die Bank in ihr neues Hauptquartier ein. Für gegenwärtig 125 Mitarbeitende ist das Gebäude längst wieder zu klein, und es mussten weitere Büroetagen in unmittelbarer Nachbarschaft angemietet werden.

Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, für die Bank eine Vision und Mission zu formulieren?

Mario Frick: Wir sind eine ausgesprochen unternehmerische Bank und packen Projekte rasch an, ohne sie über sieben Hierarchiestufen hinweg bis zur Unkenntlichkeit zu verwässern. Das macht uns sehr schnell. Der Nachteil ist, dass man manchmal ein wenig zu schnell losläuft und erst später feststellt, dass die Richtung nicht mehr stimmt.

Mit der klaren Vision, uns bei Intermediären als anerkannter Anbieter für modulare digitale Bankdienstleistungen zu positionieren, merken wir jedoch sehr schnell, ob eine Geschäftsidee lediglich opportunistisch ist oder im Einklang mit unserer Strategie steht.

Auch wenn es bei der Bank Frick um mehr als nur um Blockchain geht, müssen wir das Thema hier doch aufnehmen. Schliesslich kennt man Sie in der Branche als die Blockchain-Bank. Wie haben Sie das geschafft?

Lesen Sie hier weiter und erfahren Sie auch, wie die Bank Frick Finanzintermediären ermöglicht, sich erfolgreich im Markt zu differenzieren, weshalb Mario Frick bei der Gründung der Bank politische Prügel bezog und Edi Wögerer in den Keller musste.