Neue Risiken, altbekannte Risiken – nichts, so scheint es, kann dem Optimismus Schweizer Unternehmen etwas anhaben, wie die jüngsten Quartalsergebnisse der Deloitte CFO-Umfrage zeigen.

Von Michael Grampp, Leiter Research & Chefökonom, und Dennis Brandes, Research Manager, Deloitte Schweiz

Selten waren Risiken in der öffentlichen Wahrnehmung so präsent, mit gleichzeitig so wenig realwirtschaftlichem Einfluss. Dies spiegelt sich in den aktuellen Ergebnissen der Deloitte CFO-Umfrage.

Optimistische Konjunktur- und Unternehmensaussichten

Einerseits ist die Stimmung so gut seit Aufhebung der Wechselkursuntergrenze zum Euro nicht mehr: Kaum ein Indikator, der sich nicht verbessert hat, seien es Erwartungen für das eigene Unternehmen (66 Prozent positiv), für die Schweizer Wirtschaft (71 Prozent), für Umsätze (76 Prozent), für Investitionen (47 Prozent) oder Mitarbeiterzahlen (42 Prozent).

Neue und altbekannte Risiken sehr präsent

Auf der anderen Seite sind Risiken den Finanzchefs sehr präsent. Mit Abstand die weiterhin drängendsten Risiken aus Sicht von Schweizer CFOs aus allen Branchen bleiben geopolitische Risiken und der starke Schweizer Franken.

Aus Bankensicht sind Regulierungen, das Zinsumfeld und die Herausforderungen durch den digitalen Wandel die grössten Risiken. Vor allem Digitalisierung als Risiko wird deutlich häufiger erwähnt als zuvor. Hierunter werden sowohl Herausforderungen aufgrund neuer, digitaler Geschäftsmodelle als auch Cyber-Security-Risiken verstanden.

Was sind die grössten internen und/oder externen Risiken für Ihr Unternehmen in den nächsten 12 Monaten? (Angabe von bis zu 3 Risiken)

Deloitte CFO Umfrage

Quelle: Deloitte CFO-Umfrage Q2 2017

Wie lässt sich die relative Entkopplung von Risiken und Unternehmensstimmung erklären?

Mitverantwortlich hierfür ist eine gewisse Wahrnehmungsasymmetrie. Wir tendieren dazu, uns und unsere Wahrnehmung höher zu gewichten als nicht direkt von uns erlebte Ereignisse. Und wir leben durchaus in interessanten Zeiten, in denen eine «Breaking News» die nächste jagt, sei es zu politischen Entwicklungen oder zum derzeit aktuellen technologischen Hype.

Entscheidend sind langfristige Entwicklungen

Doch nicht jede Eilmeldung hat langfristige Auswirkungen. Viel entscheidender für eine solche sind im Hintergrund wirkende, langfristige Entwicklungen. Die derzeit wahrgenommenen Risiken könnten sich in der Tat als Vorboten eines langfristigen Wendepunktes erweisen (weswegen sie sehr ernst genommen werden sollten), dies aber nur dann, wenn sie fundamentalen Grundlagen der internationalen Wirtschaftsordnung tatsächlich unterminieren sollten. Dies ist bisher nicht der Fall.

Im Gegenteil, die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt befinden sich im Moment in einem grob synchronisierten Aufschwung. Insbesondere das langsam anziehende Wirtschaftswachstum in der lange darbenden Eurozone ist hochwillkommen für die Schweizer Wirtschaft.

Risiken unterminieren die Planungssicherheit

Umso mehr als dass es nicht nur Nachfrage nach Schweizer Produkten generiert, sondern auch die Frankenstärke lindern kann. Und trotz vieler Befürchtungen und gewichtiger Herausforderungen hat der technologische Fortschritt in der Summe positive Auswirkungen gehabt und stellt gerade für die hochpreisige Schweiz eine enorme Chance dar.

Unternehmensrelevant sind die derzeitigen Risiken trotzdem, indem sie beispielsweise die allgemeine Unsicherheit oder Kosten für Unternehmen erhöhen oder die Planungssicherheit unterminieren. Dass die Schweizer Wirtschaft trotzdem noch gut da steht, ist ein Leistungsausweis für ihrer Unternehmen. Firmen haben sich weitaus besser an die neuen Rahmenbedingungen anpassen können, als häufig befürchtet worden war.

Die derzeitige Wirtschaftsentwicklung ist gewissermassen ein Tanz auf dem Vulkan. Die Stimmung ist gut und solange der Vulkan nicht ausbricht, ist das alles, was zählt. Nur Ausbrechen sollte er besser nicht. Es gilt daher die Krisenresistenz und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und der Schweizer Wirtschaft weiter zu verbessern und gleichzeitig auf mehr Langeweile in der internationalen Entwicklung zu hoffen.

Informationen zur Deloitte CFO-Umfrage:

Die CFO-Umfrage von Deloitte ist die einzige Befragung in der Schweiz, die sich mit den Meinungen und Einstellungen von CFOs zu Geschäftsaussichten, Finanzierungen, Risiken und Strategien befasst. An der aktuellen, 32. Umfrage haben sich 101 CFOs beteiligt. Die kompletten Ergebnisse der Umfrage finden Sie auf: www.deloitte.com/ch/cfosurvey.