Charlie Awdry und May Ling Wee von Henderson Global Investors zeigen, wie aus dem Anstieg der Internetnutzung attraktive Investmentchancen entstehen – in der Social-Media-Werbung und im Mobile Gaming.

Der chinesische Internetsektor ist einer der grössten Nutzniesser des im Umbruch befindlichen Verbraucherverhaltens. Laut China Internet Network Information Center (CINIC) stieg die Zahl der Internetnutzer 2016 um 43 Millionen und damit deutlich schneller als in den vergangenen drei Jahren.

Im Reich der Mitte nutzen 731 Millionen Menschen das Internet. Zum Vergleich: Die USA haben eine Bevölkerung von knapp 320 Millionen.

Starke Wünsche

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Charlie Awdry, Fondsmanager bei Henderson Global Investors

Preisgünstige Smartphones aus inländischer Produktion eröffnen auch der Landbevölkerung einen immer besseren Zugang zum World Wide Web. Bereits heute gehen mehr als 90 Prozent der User über mobile Geräte online. Befeuert durch eine ambitionierte, staatliche Initiative, die bis 2020 eine Festnetz- respektive Mobile-Breitbandpenetration von 70 Prozent respektive 85 Prozent erreichen will, dürfte dieser Anteil weiter wachsen.

Die chinesische Internetlandschaft wird massgeblich durch die Millennial-Generation und ihre Konsumgewohnheiten geprägt. Wie ihre westlichen Altersgenossen haben auch die jungen Chinesen den starken Wunsch, ihre Erlebnisse jederzeit und überall mit einem möglichst grossen Publikum zu teilen.

Freizeit in der digitalen Welt

Unternehmen, die sich dieses immer wichtigere Segment erschliessen möchten, müssen an diesem Wunsch ansetzen, wenn sie erfolgreich sein wollen.

Auch in China lassen sich mehr und mehr junge Menschen den «Digital Natives» zurechnen. Sie sind Teil der ersten Generation überhaupt, die ihre Freizeit zu einem grossen Teil in der digitalen Welt verbringt und dabei eine Fülle von mobilen Apps und Geräten nutzt.

Anzahl Social-Networks-Benützer in China

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(Quelle: Statista, Digital Market Outlook, Angaben ohne Honkong)

Auch in China befinden sich soziale Netzwerke auf dem Vormarsch. So tummelten sich 2016 laut dem deutschen Online-Statistikportal Statista 514 Millionen chinesische User in Social Networks, fast die Hälfte von ihnen sind Millennials. Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass die Online-Population als lukratives Werbeziel entdeckt wurde.

Laut dem US-Marktforschungsinstitut eMarketer dürften im laufenden Jahr 50,5 Milliarden Dollar in Chinas Markt für digitale Werbung fliessen; vor zwei Jahren waren es noch 31 Milliarden Dollar gewesen.

Empfehlungen von Meinungsführern

Einer der bedeutendsten Akteure im chinesischen Social-Media-Sektor ist die Sina Corporation. Ihre Microblogging-Website Weibo hat sich von einer Plattform für News und Social Information zu einem Unterhaltungsangebot gemausert, auf dem Meinungsführer (Key Opinion Leaders, KOLs) ihre Wertungen und Empfehlungen veröffentlichen.

KOLs übernehmen dabei eine wichtige Funktion als Sprachrohr und Multiplikator für die aktive Bewerbung von Produkten, Marken oder Dienstleistungen gegenüber den Plattformnutzern. Weibo verdient gleich in zweifacher Hinsicht an der Online-Werbung: wenn sie von den Markenherstellern geschaltet wird, und wenn KOLs die User auf bestimmte Anzeigen aufmerksam machen.

Monatlich aktive Nutzer von Weibo

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(Quelle: Weibo, Mai 2016)

Nach Angaben des Beratungsunternehmens China Internet Watch stieg die Zahl der Weibo-Nutzer pro Monat (Monthly Active Users, MAU) zwischen Dezember 2015 und Dezember 2016 um 33 Prozent auf 313 Millionen. Rund 90 Prozent dieser Nutzer waren mobil unterwegs.

Begeisterte Follower

Angetrieben durch Online-Werbeeinnahmen konnte die Sina Corporation für das dritte Quartal 2016 einen Anstieg des Nettoertrags aus den Weibo-Aktivitäten um 122 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 32,1 Millionen Dollar melden.

Mittlerweile zählt der Microblog mehr als 300 Millionen Nutzer, die sich als begeisterte Follower über Celebrities, Social Hotspots, Sport- und Wirtschaftsthemen informieren und austauschen.

Verbesserungen beim User-Engagement und der Umstieg von allgemeiner zu personifizierter Werbung dürften nach unserer Einschätzung dazu führen, dass Weibo seinen Anteil an den TV- und Online-Suchmaschinenbudgets weiter ausbauen wird.

Bewegtes Spielvergnügen

Auch das Segment für mobiles Spielvergnügen profitiert vom Appetit der chinesischen Millennials auf Entertainment «on-the-go»; der Wert des Segments könnte laut China Internet Watch im laufenden Jahr auf rund 8,3 Milliarden Dollar steigen.

Chinas zweitgrösster Anbieter von Mobilspielen, NetEase, macht sich diesen Trend zunutze. Fantasy Westward Journey (FWJ), ein extrem erfolgreiches Massive Multiplayer Online Role-Playing Game (MMORPG), steht seit seiner Einführung im März 2015 an der Spitze der Mobile-Game-Rankings auf dem chinesischen Festland.

Coup gelandet

Mit Onmyoji landete das Unternehmen 2016 einen weiteren Coup, der an FWJ vorbeiziehen und sich auf Platz 1 der iOS-Rangliste festsetzen konnte. NetEase ist aber auch im PC-Spielesegment äusserst aktiv: Über eine Partnerschaft mit dem US-Anbieter Activision Blizzard vermarktet es so erfolgreiche Spiele wie die Kultserie World of Warcraft.

Über die Einführung neuer Spiele, die neue Nutzergruppen und Einnahmequellen erschliessen, könnte sich die boomende Gaming-Branche nach unserer Einschätzung ein nachhaltig starkes Wachstum sichern. NetEase ist eine Kernposition unseres Portfolios, da das Unternehmen immer wieder erfolgreiche Spiele veröffentlicht, von einem weiterhin ertragsstarken Gaming-Markt profitiert und nach wie vor attraktiv bewertet ist.

Fazit: Auf solidem Erfolgskurs

Unsere Anlagestrategie setzt auch künftig auf das langfristige strukturelle Wachstum des chinesischen Internetsektors. Dieser scheint angesichts der zunehmenden Kaufkraft der Millennials, der wachsenden Online-Community und der immer stärkeren Durchdringung mit mobilen Endgeräten und PCs auf einem soliden Erfolgskurs.

Unser Schwerpunkt liegt dabei auf professionell gemanagten Unternehmen mit starken Cashflows aus dem Konsumgüterbereich, die bestens positioniert sind, um von der neuen Wirtschaft im Reich der Mitte zu profitieren.


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