Die Meinungen sind gemacht, die Schweiz braucht die Superbank. Der Nutzen einer gemeinsamen Plattform liegt jedoch nicht nur in den Kosten. Denn FinTech ist auf RegTech angewiesen.
Von Micha Bitterli, Head Managed Services, Deloitte
„Wir müssen neue Wege finden, um die Kosten nachhaltig zu reduzieren“ stellte Sergio Ermotti unlängst fest. Auch Urs Rohner und Boris Collardi machten sich für die Idee einer Backoffice-Plattform, mit der die ganze Branche Kosten sparen könnte, stark.
Der Kostendruck ist im aktuellen Marktumfeld sicherlich einer der Hauptbeweggründe für die aktuelle Diskussion, bestimmte bankinterne Dienstleistungen zu zentralisieren. Ohne eine solche Superbank oder einem anderen Dienstleister wird das Hauptaugenmerk jedoch nicht darin liegen bestehende Kosten zu senken, sondern vielmehr eine Explosion der Kosten zu verhindern.
Die technologischen Mittel und die damit verbundenen Möglichkeiten für Finanzdienstleister und ihre Kunden befinden sich in einem rasanten Wandel. Abhängig vom Geschäftsmodell, wird sich die Art und Weise wie und an wen Banken den Hauptteil ihrer Dienstleistungen erbringen ebenfalls fundamental verändern.
Die Kanäle über welche Produkte an den Kunden gelangen werden sich vervielfachen, der direkte Kundenkontakt minimiert. Die Bedürfnisse der neuen Kundengeneration und nach welchen Merkmalen sie ihre Bank aussuchen werden sich verändern.
FinTech ermöglichen Zugang zu neuen Märkten und Kundengruppen
Einige erste Schritte dieser Entwicklung sehen wir nun in der Schweiz: So bieten einerseits erste Banken Online-Identifikationen für Kontoeröffnungen an; andererseits wurden Hypothekarprozesse automatisiert. Diese Innovationen sind jedoch meist nicht aus Kostengründen entstanden sondern vielmehr mit dem Ziel, neue Märkte und Kundengruppen zu erschliessen.
Auch kann derzeit beobachtet werden, dass immer mehr FinTech-Firmen entstehen, welche der Finanzindustrie und ihren Kunden Lösungen für die Zukunft anbieten. Die spannende Frage bei dieser Entwicklung: Welche dieser Lösungen erwartet der Bankkunde in den nächsten zwei, drei Jahren als Standardangebot?
Banken reduzieren aktuell ihr Angebot und Kundengruppen
Während FinTech und Innovationen in der Lage sind, die Bank für neue Kundengruppen und Produkte zu öffnen, sind Banken gerade dabei, die vergangenen regulatorischen Projekte (bspw. AIA, FATCA.) zu verdauen beziehungsweise beschäftigen sich bereits wieder mit der Implementierung weiterer Regulierungen wie MiFID und FIDLEG.
Um die mit Regulationen verbundenen Implementierungskosten zu optimieren und kostspielige Umsetzungen zu vermeiden, haben zahlreiche Banken ihre Kundengruppen und Produkte reduziert. Hier entsteht ein Spannungsfeld, da FinTech-Lösungen wiederum neue Anforderungen an regulatorische Prozesse stellen werden.
RegTech ermöglicht den Einsatz von FinTech
Um das volle Potential von FinTech-Lösungen zu nutzen, sollte die Komplexität der Regulationen nicht vermieden, sondern mittels Regulatory Technology (RegTech) umgesetzt werden. Solche Umsetzungen ziehen jedoch Investitionen mit sich, welche sich mittlere und kleinere Bankinstitute meist nicht leisten können.
So würde ein Zusammenschluss der Aktivitäten in diesem Bereich diesen Banken es ebenfalls erlauben, RegTech-Lösungen einzusetzen. Zudem verlangen FinTech-Lösungen teilweise ebenfalls Support-Funktionen, welche geteilt werden könnten.
Eine Hauptherausforderung stellt jedoch für jede Organisation die Erarbeitung der relevanten RegTech-Regeln dar. Um diese in ansprechender Qualität für eine internationale Kundschaft zu erstellen ist eben eine globale Organisation notwendig.
Was hindert uns daran, solche Aktivitäten zusammenzulegen?
Gemäss der kürzlich veröffentlichen «Industrialisierung in Banking» Studie von Deloitte und dem Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern empfinden 88% der Banken in der Schweiz die Datensicherheit als grosses Outsourcing-Risiko.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Provider (z.B. eine andere Bank) selbst Nutzen aus den gelieferten Daten ziehen kann. Der Diebstahl von Daten kann heutzutage immer noch nicht vollständig verhindert werden. Der automatische Informationsaustausch, welcher nächstes Jahr starten soll, wird jedoch den Wert solcher Daten dramatisch verringern.
Ein weiteres Hindernis ist die Tatsache, dass Banken weiterhin die Meinung vertreten, sich über hochregulierte Prozesse (z.B. Kundenidentifikation) am Markt differenzieren zu können. Teilt man die aktuellen Prozesse jedoch auf und standardisiert man nur die regulatorischen Anforderungen, kann so eine Harmonisierung herbeigeführt werden, ohne die Diversifizierungsfaktoren zu verlieren.
Was denken Sie, braucht die Schweiz eine Superbank? Diskutieren Sie mit am Deloitte Managed Services Launch Event am 4. Oktober 2016 ab 16 Uhr im Papiersaal, Zürich. Hier geht’s zur Anmeldung.