Hans-Peter Bauer — Die Euro-Seilschaft hat eine weitere Gletscherspalte erfolgreich überwunden: Griechenland hat soeben die verbindliche Zusage über einen erneuten Hilfskredit von 130 Milliarden Euro erhalten.
Wenn man aber das Kleingedruckte liest, fragt man sich unwillkürlich, wie viel von dem dringend benötigten Geld eigentlich den Weg in die griechische Realwirtschaft finden wird. Die Einrichtung eines Sonderkontos, die Priorisierung der Mittel zur Begleichung von Zinsen und Tilgung und die permanente Etablierung einer «Troika-Aufsicht» lassen nichts Gutes erahnen. Allem Anschein nach schätzen die Gläubiger die Recovery-Rate für ihre ausstehenden Schulden auf diesem Weg höher ein als im Falle eines Staatsbankrotts.
Das Paket passt also zur närrischen Jahreszeit, Griechenland steht drauf, Gläubiger stecken drin.
Was hat das alles mit der Schweiz zu tun? Sehr viel. Griechenland fehlen nach wie vor nicht nur die Mittel für einen endogenen Aufschwung, nach fünf Jahren Krise ohne unmittelbare Aussicht auf Besserung nimmt die Gefahr sozialer Unruhen zu. All dies wird den Euro auf weiteres belasten, zumal neue Stolpersteine wie Portugal und Spanien ebenfalls immer bedrohlicher erscheinen. Die Europäische Zentralbank wird deshalb wohl auf längere Frist nicht an der Zinsschraube drehen können.
Mit anderen Worten: Die Schweiz wird wohl trotz des EUR/CHF-Mindestkurses von 1.20 noch länger als eine attraktive Alternative für risiko-averses Kapital in Europa betrachtet werden. Durch ihre «Bindung» an den Euro muss die Schweizer Nationalbank zudem die expansive Geldpolitik mittragen. Dies entspricht zur Zeit durchaus der anti-deflationären Grundhaltung der SNB, sie wird dadurch aber immer länger in ihrer Handlungsfähigkeit auf dem Schweizer Immobilienmarkt eingeschränkt.
Summa summarum, Schweizer Immobilien – insbesondere Toplagen und Wohnen – werden trotz dem Griechenland-Deal gesucht bleiben.