Die Zukunft von Biogas ermöglicht es Investorinnen und Investoren, von langfristigen Nachhaltigkeitstrends zu profitieren und gleichzeitig selbst zu einer besseren Welt beizutragen.
Von Robert Wall, Geschäftsführer Lazard Asset Management Limited (London)
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der globale Werkzeugkasten für Netto-Null-Emissionen von einem Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien hin zu immer ausgefeilteren Technologien entwickelt. Biogas und Biomethan sind wesentliche Bestandteile der Veränderung.
Biomethan, ein CO2-neutraler Brennstoff, wird aus Biogas gewonnen und besitzt ähnliche Eigenschaften wie herkömmliches fossiles Gas. Seine Anwendungsbereiche sind die gleichen, beispielsweise Heizen, Kochen, Transport und Stromerzeugung, reduzieren aber Treibhausgasemissionen sowie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen.
Doppellösung für Umweltprobleme
Biogas kann aus Lebensmittel- und landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen werden und erzeugt organischen Dünger als Nebenprodukt. Dies verbessert die Nachhaltigkeit von Abfallbewirtschaftungsmethoden nd fördert die Kreislaufwirtschaft.
Biogas und Biomethan sind zu einer doppelten Umweltlösung für Dekarbonisierung und Ressourcenmanagement geworden. Und ein interessanter Sektor.
Private Vermögensanlagen treiben die Biogasinfrastruktur voran
Private Kapitalgeber spielen eine entscheidende Rolle für das Wachstum und die Innovation der Branche. Sie stellen die erforderlichen finanziellen Mittel und das Fachwissen bereit, um die Infrastruktur aufzubauen. Dies umfasst Investitionen in anaerobe Vergärungsanlagen, Biomethanaufbereitungsanlagen, die Entwicklung grüner Gasnetze und Lieferketten für den Transport von Biomethan sowie dessen Nebenprodukten wie Biodünger und gebundenem Kohlenstoff.
In hohem Masse wird Privatkapital in diesen Sektoren durch verbindliche nationale und internationale Dekarbonisierungsziele sowie unterstützende politische Massnahmen angezogen.
Staatliche Förderung als Impulsgeber
In Ländern, in denen sich der aufstrebende und kapitalintensive Sektor der anaeroben Vergärung erst noch entwickeln muss, kommen private Investitionen manchmal nur langsam an. Frühzeitige staatliche Unterstützung ist hier von grosser Bedeutung, da es riskant sein kann, als Erster in einer noch fragmentierten Branche mit keiner langen Erfolgsbilanz hinsichtlich Rentabilität, Investitionsrenditen und institutioneller Kapitalbeschaffung zu investieren.
Die staatliche Unterstützung hilft, Projekte finanziell umsetzbar zu gestalten, langfristiges politisches Engagement für den Sektor zu zeigen und Investoren Vertrauen zu signalisieren.
Förderung von Biogasinvestitionen
(Quelle: Lazard, zum Vergrössern anklicken)
Regierungen weltweit erkennen zunehmend den Nutzen und die Bedeutung von Biogas und setzen politische Massnahmen und Subventionen ein, um Biogasinvestitionen zu fördern (siehe Abbildung 1). Investitionen in Biogas sind für viele Länder ein wichtiges Ziel, da sie zur Verringerung der Energieabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen beitragen können.
Die EU prognostiziert, dass sich die Biomethanproduktion von derzeit 3 Milliarden Kubikmetern, was weniger als 1 Prozent des gesamten EU-Gasverbrauchs ausmacht, bis 2030 auf 35 Milliarden Kubikmeter verzehnfachen wird, was mehr als 8 Prozent des Energiebedarfs der EU entspricht1.
In drei Jahren verdoppelt
In nur drei Jahren hat sich die Anzahl der Biomethananlagen in Europa von über 500 auf über 1'000 verdoppelt, wie der Europäische Biogasverband berichtet. Trotz dieser ermutigenden Entwicklung sind beträchtliche Investitionen erforderlich, um die Ziele für 2030 zu erreichen.
Hier wird das Interesse des Privatsektors entscheidend sein.
Voraussetzungen für erfolgreiche Investitionen
Die Bedingungen sind für erfolgreiche Biogas-Investitionen von entscheidender Bedeutung, um in einer Netto-Null-Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen. Das Lazard Sustainable Infrastructure Team sucht nach einer soliden Leistungsbasis und vielfältigen Möglichkeiten zur zukünftigen Gewinnsteigerung bei Biogasanlagen.
Staatliche Subventionen und verlässliche Vertragspartner mit hohen Einnahmesicherheiten sind für Lazard wichtige Faktoren bei grundlegenden Geschäften. Die Beschaffung hochwertiger Rohstoffe ist ebenfalls entscheidend für den Betrieb eines robusten Biogasgeschäfts.
Bündelung von Anlagen
Was die Möglichkeiten angeht, so möchte Lazard wissen, ob eine Erweiterung der Anlagen möglich ist, wer die lokalen Abnehmer für Biodünger und Kohlenstoff sind und welche politischen Ziele die lokalen Behörden in Bezug auf Abfallrecycling, anaerobe Vergärung und Biokraftstoffe verfolgen.
Die Bündelung von Anlagen in einem Portfolio kann eine sinnvolle Strategie sein, um betriebliche Synergien zu nutzen und eine Diversifizierung zu erreichen. Allerdings kann dies auch problematisch sein, wenn die Anlagen zu weit voneinander entfernt und zu unterschiedlich sind, da sie zwangsläufig lokal sind.
Angemessener Preis
Letztlich gibt keine einfache Methode, um die richtige Biogasanlage auszuwählen. Investoren sollten sich nicht ausschliesslich auf sektorale und makroökonomische Entwicklungen verlassen. Die Merkmale eines einzelnen Vermögenswerts und die Bestimmung des angemessenen Preises, sind ebenfalls wichtige Überlegungen.
1Die prognostizierte Produktion von 35 Mrd. m3 Biomethan entspricht 350 TWh, was 8,5 Prozent des für 2030 prognostizierten Energiebedarfs der EU von 4.100 TWh entspricht.
Robert Wall
Geschäftsführer für nachhaltige private Infrastruktur bei Lazard Asset Management Limited (London)
