Die Renditen haben Niveaus erreicht, die Schutz vor künftigen Schwankungen bieten und Erträge ermöglichen sollten.

Von Erick Muller, Director Product and Investment Strategy, und Tatjana Greil-Castro, Co-Head Public Markets bei Muzinich & Co.

Es war ein bisher schwieriges Jahr für festverzinsliche Wertpapiere, da die Inflation und steigende Zinssätze in Verbindung mit erhöhten geopolitischen Spannungen auf allen Anlageklassen lasteten.

Der Vorteil einer Zinswende besteht indessen darin, dass sich das Umfeld für die Sparerinnen und Sparer verändert und die Erträge aus Krediten zurückkehren.

Schnell steigende Zinsen

Bis Ende September 2022 fielen die globalen Märkte für Unternehmensanleihen um fast 20 Prozent; zwei Drittel der negativen Performance waren auf steigende Zinsen zurückzuführen, nur ein Drittel auf die Ausweitung der Spreads.

Die Zentralbanken waren aufgrund des raschen Anstiegs der Inflation nach der Covid-Krise gezwungen, die Zinssätze zu erhöhen – ein Trend, der unserer Meinung nach bis Anfang 2023 auf beiden Seiten des Atlantiks anhalten dürfte. Zwar bestehen nach wie vor grosse Unsicherheiten.

Keine Wiederholung

Doch ist es unwahrscheinlich, dass sich das Preisgeschehen von 2022 wiederholt, da sich die Zentralbanken und die Marktteilnehmer stärker aufeinander abgestimmt haben.

Daher sind wir der Ansicht, dass eine sehr deutliche Straffung der Zinssätze bereits in den aktuellen Preisen für kurzfristige Terminzinssätze enthalten ist.

Solide Fundamentaldaten der Unternehmen

Die deutliche Ausweitung der Spreads bei Investment-Grade- und Hochzinsanleihen hat die Prämien gegenüber Staatsanleihen erhöht und spiegelt das sich verschlechternde makroökonomische Umfeld, die gedrückten Margen der Unternehmen und die geringere globale Liquidität wider.

Da die Spreads deutlich über ihrem fünf-Jahres-Durchschnitt liegen, glauben wir, dass sie eine Prämie für eine «leichte Rezession» enthalten. Die Unternehmen scheinen jedoch in einigermassen guter Verfassung zu sein.

Übertriebenes Niveau

Es ist unwahrscheinlich, dass es zu ähnlichen Ausfällen wie in früheren Rezessionszyklen kommt, da der Refinanzierungsbedarf im Jahr 2021 weitgehend gedeckt wurde und die Bilanzen der Hochzins-Unternehmen nach den Massnahmen im Anschluss an die Covid-Krise deutlich stärker sind.

Auch die Energiepreise sind hoch, was verhindern dürfte, dass Energieunternehmen wie in früheren Abschwüngen zu Zahlungsausfällen beitragen. Nichtsdestotrotz preist der Markt derzeit eine kumulative Ausfallrate von 44 Prozent in den nächsten fünf Jahren ein – ein Niveau, das wir für übertrieben halten.

Verbesserte Bewertungen

Unserer Ansicht nach hat die Kombination aus höheren Renditen und breiteren Spreads die Bewertungen deutlich verbessert und die Aussichten für die Gesamtrenditen von Krediten verändert. Jahrelang waren Sparer mit sehr niedrigen Gesamtrenditen konfrontiert.

Doch heute kann eine Allokation in einen globalen Kreditmarkt mit durchschnittlichem Investment-Grade-Niveau und begrenzter Zinssensitivität eine Bruttorendite von über 5 Prozent in Euro bieten. Die neuen Bewertungen von festverzinslichen Wertpapieren ermöglichen es, dass die Renditen als Schutzschild gegen die künftige Volatilität der Finanzmärkte dienen.

Einkommen ist wieder da

Der Mechanismus ist einfach – die aktuelle Rendite müsste wegfallen, bevor der Anleger Geld verliert. Tatsächlich zeigten Simulationen Ende September, dass ein ähnlicher Anstieg der Renditen und Spreads, wie er bisher in diesem Jahr zu beobachten war, keine Verluste zur Folge hätte, wenn ein Anleger in ein globales Crossover-Mandat investieren würde – unter der Annahme eines Portfolios, das zu 60 Prozent aus globalen Investment-Grade-Unternehmensanleihen und zu 40 Prozent aus globalen Hochzinsanleihen besteht.

Das «Einkommen» in festverzinslichen Wertpapieren ist wieder da. Anleger, die ihr Portfolio vor übermässiger Volatilität der Finanzmärkte schützen wollen, sollten die Chancen an den globalen Kreditmärkten nach einer längeren Phase schlechter Renditen nicht länger ignorieren.

Für mittelfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger

Unserer Ansicht nach bieten die aktuellen Bewertungen einen attraktiven und vorhersehbaren Ertragsstrom für mittelfristig orientierte Anleger. Es ist an der Zeit, diesen zu nutzen.


Erick Muller ist Head of Product and Investment Strategy bei Muzinich & Co. Er ist verantwortlich für die Strategie und das Produktmanagement sowie die Kundenbeziehungen zwischen Institutionen, globalen Vertriebsplattformen und globalen Privatbanken. Muller hat einen MBA in Finanzen und Marketing von der ESLSCA Business School und einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Université Panthéon-Assas.

Tatjana Greil-Castro ist Co-Head Public Markets bei Muzinich & Co. und Fondsmanagerin der Muzinich Enhancedyield Short-Team Strategie sowie der Muzinich Sustainable Credit Strategie. Sie hat einen Doktortitel von der London School of Economics, einen Masterabschluss vom Kieler Institut für Weltwirtschaft in Deutschland und einen Bachelorabschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Wien.


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