ESG-Ratings und Risikomanagement sind Grundpfeiler einer nachhaltigen Finanzwirtschaft, und immer mehr Anleger suchen nach Möglichkeiten, ihre Investitionen auf konkrete, nachhaltige Ergebnisse auszurichten. Hilfe bieten datengestützte Lösungen wie SDG Fundamentals, ein Tool, das vom dänischen Fintech-Unternehmen Matter und von BNP Paribas Asset Management entwickelt wurde.

Von Bérénice Lasfargues, Sustainable Development Goals (SDG) Lead, BNP Paribas Asset Management

Mit den 17 ambitionierten Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, UN SDGs) sollen Ungleichheit, Armut und Hunger bekämpft, der Klimawandel angegangen und inklusive, gerechte wirtschaftliche Ergebnisse gefördert werden. Die im Jahr 2015 angekündigten SDG sollen plangemäss bis 2030 umgesetzt sein, wobei sich die geschätzten Kosten damals auf 5 bis 7 Billionen Dollar pro Jahr beliefen. Diese Mittel wurden seither jedoch nicht aufgebracht; die jährliche Finanzierungslücke beträgt 2,5 bis 3,5 Billionen Dollar.

Einen bedeutenden Anteil soll hierbei die Privatwirtschaft durch konventionelle Marktmechanismen beitragen. Damit dies auch effektiv geschieht, müssen institutionelle Anleger in grossem Stil Mittel in Unternehmen umlenken, deren Güter und Dienstleistungen zur Erreichung der SDG bis 2030 beitragen. Gleichzeitig verzeichnen Anlagestrategien mit ESG- und Nachhaltigkeitszielen hohe Zuflüsse.

Wieso treibt die Finanzwirtschaft die Umsetzung der SDG nicht voran?

Die jüngsten Berichte des IPCC (Weltklimarat) zeigen allerdings, dass sich nicht alle öffentlichen und/oder privaten Stakeholder effizient mit dem Klimawandel und seinen Folgen auseinandersetzen. Die Covid-19-Pandemie hat zudem überdeutlich gezeigt, wie gross die Ungleichheit auf dieser Welt ist: Als Folge der Pandemie ist die Armutsquote von 7,8 auf 9,1 Prozent gestiegen. Zudem wird die Finanzierungslücke von 2,5 Billionen Dollar nicht kleiner, sondern grösser.

Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen, wie falsch gesetzte Anreize und ein Mangel an aussagekräftigen Daten. Anleger können häufig nicht nachvollziehen, wie die von ihnen finanzierten Unternehmen zur Verwirklichung der SDG beitragen. Das liegt jedoch nicht zuletzt an der Natur der SDG selbst, die nicht als Rahmenwerk für Investitionen angelegt wurden. Ein Grossteil der Zielvorgaben ist qualitativer Art und somit nur schwer messbar.

Mit SDG Fundamentals die Datenlücke schliessen

Wenn die SDG nicht umgesetzt werden, ist der Wohlstand unserer Erde langfristig in Gefahr. Laut den Vereinten Nationen bietet eine Priorisierung von SDG-Anlagen die Möglichkeit zur Schaffung von 380 Millionen Arbeitsplätzen pro Jahr, sowie Marktchancen im Umfang von 12 Billionen Dollar.

Auch die Regulatoren legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit im Anlageprozess – die SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation der EU) und MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive II) verlangen inzwischen eine entsprechend definierte Zielerreichung als auch Offenlegung der zur Zielerreichung zugrunde liegenden Berechnungsmassstäbe.

SDG Fundamentals ist eine datengestützte Lösung für die Analyse der einzelnen Ertragsströme von Unternehmen und inwieweit sie auf die SDG ausgerichtet sind. Diese Daten werden monatlich aktualisiert und decken über 53'000 Unternehmen ab, sodass Anleger klar erkennen können, ob und in welchem Ausmass ihre Anlagen den SDG entsprechen.

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SDG Fundamentals prüft, ob die einzelnen Ertragsströme eines Unternehmens mit den UN-Nachhaltigkeitszielen (SDG) übereinstimmen – Abbildung zur Illustration (jeder farbige Punkt entspricht einem SDG). Quelle: Matter, BNP Paribas Asset Management; Juni 2022


SDG Fundamentals unterscheidet sich von anderen SDG-Datensätzen durch vier wesentliche Aspekte:

  1. Jeder einzelne Ertragsstrom eines Unternehmens wird mit den SDG abgeglichen – bei Impact-Daten besteht sonst die Gefahr, dass sie eine Geschäftstätigkeit übermässig vereinfachen: Nicht alle Gesundheitsunternehmen tragen immer und überall zu «Gesundheit und Wohlergehen» (SDG 3) bei.
  2. Geschäftstätigkeiten decken sich mit einzelnen SDG, mit anderen jedoch nicht – so kann ein Unternehmen, das Früchte anbaut, zu SDG 2 «Kein Hunger» beitragen und zugleich negative Auswirkungen auf SDG 15 «Leben an Land» haben.
  3. SDG Fundamentals evaluiert alle 17 SDG – jedes SDG gilt als potenziell investierbar (nicht aber jedes zugrunde liegende Ziel).
  4. Konservativ und realistisch – SDG Fundamentals misst die (fehlende) SDG-Ausrichtung anhand der zugrunde liegenden SDG-Ziele und -Indikatoren anstatt sich an «Anlagethemen» zu orientieren.

Gemessen an einem SDG-Standard kann beispielsweise ein US-Gesundheitsunternehmen einen Score von 100 Prozent erreichen. Jedoch hat die Analyse anhand von SDG Fundamentals gezeigt, dass 10 Prozent der Erträge aus Reinigungsprodukten stammten, die potenziell schädliche Auswirkungen auf das Leben an Land und unter Wasser haben.

Die Entwickler von SDG Fundamentals sind sich bewusst, dass bei gewissen Geschäftstätigkeiten nicht eindeutig ist, ob sie mit den SGD in Einklang stehen. Dennoch können Tools wie SDG Fundamentals zur Schliessung der SDG-Datenlücke beitragen, sodass mehr Anlagemittel in Unternehmen gelenkt werden können, die zur vollen Umsetzung der SDG-Ziele bis 2030 beitragen.

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