Der Besitz eines Privatflugzeugs ist eine teure Angelegenheit – keine Frage, doch die eifrigsten Nutzer sehen einen klaren, sinnvollen Grund für den Besitz eines Flugzeugs. Vielleicht sehen sie ja etwas, was die meisten Leute nicht erkennen…

Von Olga Tcacenco, Director und Leiterin der Abteilung KENDRISfly

Wenn man von Geschäftsflugzeugen spricht, denkt man natürlich zuerst an Luxus, Privatsphäre und Exklusivität. Das ist zwar richtig, aber sollte man das von einem Produkt dieser Preisklasse nicht ohnehin erwarten? Luxuriöse Autos, Immobilien, Ferienanlagen usw. werden alle aus dem gleichen Grund gekauft.

Doch wenn es um die Besitzer von Privatflugzeugen geht, haben diese eine ganz andere Wertvorstellung: Zeit und Bequemlichkeit sind die wichtigsten Faktoren, gefolgt von Sicherheit und Privatsphäre. Für hochrangige Geschäftsleute, Unternehmer oder VIPs ist Zeit ein wesentlicher Parameter wenn sie Privatflugzeuge als Transportmittel nutzen.

Ein Umgehen von Verspätungen, fehlenden Flugverbindungen, Warteschlangen beim Einchecken und bei der Sicherheitskontrolle sowie die Einhaltung starrer Flugpläne kann die Reisezeit um Stunden, wenn nicht sogar um Tage verkürzen. Dieselbe Reise lässt sich mit einem Privatflugzeug in wenigen Stunden bewältigen.

Wenn man bedenkt, dass ein Unternehmen mit einem Wert von 100 Millionen Dollar in einer Stunde mehr Umsatz macht als die stündlichen Kosten der meisten Geschäftsflugzeuge, wird der Ersatz einer zweitägigen Geschäftsreise durch zwei sechsstündige Flüge das Geschäft eindeutig so stark beflügeln, dass sich die Zusatzkosten für einen Privatjet bezahlt machen.

Sicherheit und Privatsphäre

Falls jemand in der Rohstoffindustrie tätig ist, könnten seine Reisen in Regionen führen, in denen der Luftverkehr knapp, unzuverlässig und potenziell unsicher ist. Zudem bietet keine Fluggesellschaft (wie diejenige, von der aus ich gerade schreibe) eine wirkliche Form der Privatsphäre. Dies hindert die Führungskräfte, ihre Laptops zu benutzen oder gar wichtige Angelegenheiten zu besprechen, so dass Reisen im Grunde genommen zu verlorener Zeit für jedes Unternehmen werden.

Wenn die oben genannten Parameter erst einmal geklärt sind, muss man privat fliegen. Doch was ist der wirtschaftliche Grund dafür? Wenn die oben genannten Kriterien (oder andere) erfüllt sind und jemand privat fliegen muss, gibt es zwei Möglichkeiten: mieten oder besitzen.

Die wichtigsten Faktoren

Wie bei jedem Vermögenswert sind Nutzung/Abzahlung die wichtigsten Faktoren, wenn eine Entscheidung zwischen Miete und Eigentum getroffen werden soll. Nehmen wir das Beispiel einer Falcon 2000, die zu den erfolgreichsten Flugzeugen in Europa gehört. Auf dem Chartermarkt werden Flüge zwischen 6'000 und 7'000 Euro pro Stunde angeboten, was multipliziert mit genügend Stunden (rund 400 Stunden) den jährlichen Betriebskosten desselben Flugzeugs (ohne Abschreibung) entspricht. Die Kosten für den Betrieb eines solchen Flugzeugs würden sich auf etwa 2,5 bis 3 Millionen Euro pro Jahr belaufen – ausgehend von 500 Stunden pro Jahr (durchschnittliche Nutzung eines Geschäftsflugzeugs).

Die stündlichen Kosten würden 5'000 bis 6'000 Euro pro Stunde betragen und lägen damit günstiger als das gleiche Flugzeug auf dem Chartermarkt. Allerdings erscheinen 500 Flugstunden pro Jahr ein sehr hohes Ziel für einen einzelnen Eigentümer, so dass die Lösung eher darin besteht, das Flugzeug zu chartern. Unter der Annahme, dass 150 Stunden Eigennutzung und 300 Stunden von Dritten gechartert werden, würde ein Flugzeug dieser Grösse 1,5 Millionen Euro an Fixkosten (Besatzung, geplante Wartung usw.) erfordern. Die variablen Kosten für einen Flug würden bei 3'500 Euro pro Stunde liegen, wofür der Drittkunde 7'000 Euro zahlen müsste.

Die Charteraktivität würde einen Beitrag von 1,05 Millionen Euro zu den Fixkosten beisteuern. Die variablen Kosten der Stunden an Eigennutzung (3'500 Euro) plus die Abzahlung der verbleibenden Fixkosten (0,45 Millionen Euro) würden einen effektiven Stundenpreis von 6'500 Euro ergeben, der mit dem Chartern identisch wäre.

Zugunsten des Eigentums

Man kann sich daher fragen: «Warum sollte man ein Flugzeug besitzen wollen?» Auch hier sind Bequemlichkeit und Flexibilität die Antwort. Ein Charterflugzeug, egal wie es strukturiert ist, bietet im Vergleich zum Eigentum nur eine begrenzte Flexibilität.

Zunächst einmal würde kein Betreiber fliegen, ohne im Voraus bezahlt zu werden. Dies erfordert daher die Planung oder die Bereitstellung grosser Summen im Voraus für die Betreiber oder Agenturen. Selbst mit diesen Massnahmen wäre eine Vorlaufzeit für Zahlungen erforderlich und würde in den meisten Fällen echte Last-Minute-Flüge verhindern. Ausserdem werden Stornierungsgebühren fällig. Eine Alternative besteht darin, Block-Charter oder Gemeinschaftseigentum in Betracht zu ziehen. Diese Anbieter stellen ihren Kunden jedoch hohe Rechnungen und lassen sie die tatsächlichen Kosten für diese «gefühlte» Flexibilität (die vertraglich noch begrenzt ist) zahlen.

Ausserdem zahlt der Charterkunde bei der Buchung eines Charterflugs in 90 Prozent der Fälle für die Bereitstellung des Flugzeugs vor und/oder nach dem Flug. Ein Charterkunde zahlt also oft bis zu zwei Stunden pro besetzter Flugstunde. Diese letzte Tatsache verzerrt die vorangegangene Berechnung zu Gunsten des Eigentums. Unter bestimmten Umständen kann die Verdoppelung der Stunden sogar die Amortisation einiger gebrauchter Geschäftsflugzeuge ausgleichen, so dass Eigentum tatsächlich billiger ist als eine Miete.

Beratung durch Experten

Daher lautet die eigentliche Frage: «Warum sollte man für einen geringeren Wert das Gleiche oder mehr bezahlen?» Denn der Markt ist wechselhaft, er ist komplex, und nicht alle Flugzeuge oder Betreiber sind in der Lage, diese Einsparungen zu erzielen. Daher ist es wichtig, sich vor dem Einlassen auf Flugzeugbesitz von Experten beraten zu lassen, die einem Käufer das effizienteste Flugzeug für seine spezifischen Anforderungen empfehlen können.

Die zukünftigen Eigner eines Privatflugzeugs werden durch technische und kaufmännische Fachleute beraten; beim weiteren Erwerb stehen ihnen zudem Experten für Steuer- und Vermögensrecht zur Seite.


Olga Tcacenco hat einen Abschluss in Rechtswissenschaften von der University of Wales, ist STEP-Vollmitglied und hat mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Verwaltung internationaler Trusts und Gesellschaften. Sie befasst sich mit komplexen grenzüberschreitenden Strukturen von multinationalen vermögenden Familien und legt dabei den Schwerpunkt auf rechtliche und grenzüberschreitende Aspekte. Sie leitet die Luftfahrt-Beratungsabteilung KENDRISfly.