Die fortschreitende Urbanisierung, der demografische Wandel, die Digitalisierung sowie die Anpassungen an den Klimawandel eröffnen Anlegern die Möglichkeit, von neuen Wachstumsbereichen Nutzen zu profitieren, erklärten die Experten der Natixis-Tochtergesellschaft Thematics Asset Management im Interview.


Frédéric Dupraz, wo verläuft für Sie die Grenze zwischen themenbezogenen Investments und ESG-Investments?

Bei Thematics Asset Management sind wir nicht unbedingt der Ansicht, dass es sich dabei um zwei getrennte Welten handelt. Wir praktizieren eine nachhaltige und verantwortungsbewusste Herangehensweise.

Fortschreitende Urbanisierung, demografische Entwicklung, Digitalisierung, steigender Lebensstandard sowie die nötige Anpassung an den Klimawandel eröffnen Anlegern ausnahmslos Gelegenheiten, aus neuen Wachstumsbereichen Nutzen zu ziehen.

«Wir gehen davon aus, dass die Integration von ESG-Aspekten zu fundierteren Anlageentscheidungen führt»

Im Zusammenhang mit einem langfristigen Investmenthorizont sind auf jeden Fall auch die Faktoren Umwelt, Soziales und Governance zu berücksichtigen, die sich aus offensichtlichen Gründen auf das Risikoprofil eines Unternehmens auswirken dürften, denn je länger der Zeithorizont, desto wahrscheinlicher, dass solche Risiken früher oder später eintreten. Ausserdem gehen wir davon aus, dass die Integration von ESG-Aspekten zu fundierteren Anlageentscheidungen führt, zur Verringerung von Portfoliorisiken beiträgt und der langfristigen Wertschöpfung für die Inhaber von Vermögenswerten dient.

Könnten Sie ein paar der ESG-Aspekte umreissen, die Ihren themenorientierten Investmentansatz derzeit beeinflussen – vor allem zum Thema Sicherheit?

Matthieu Rolin: Wir haben bestimmte Themen ermittelt, die ein dynamischeres Wachstum versprechen als die breitere Weltwirtschaft und dabei über längere Zeit Bestand haben und nicht auf saisonalen oder zyklischen Trends beruhen. Zu diesen Themen zählen Wasser, künstliche Intelligenz und Robotik, die Subscription Economy und Sicherheit.

Per definitionem steht Sicherheit für das Bedürfnis nach einer besseren Welt. Die Notwendigkeit, die Menschen auf der Erde zu schützen, ist tief verankert in der Bereitstellung von Umweltschutz, sozialem Gleichgewicht und Governance, was zu positiver Aktivität und nachhaltigem Wohlergehen führt.

«Ausgangssperren werden ferner beeinflussen, wie wir arbeiten und den Trend zu Telearbeit verstärken»

Klimawandel und Urbanisierung wirken sich auf viele Sicherheitsaspekte aus. Da Menschenleben auf dem Spiel stehen, steigt endlich die Nachfrage nach Technik und Dienstleistungen, die Menschen helfen können, sich an sichere Orte zu retten, wenn ihr Leben in Gefahr ist, und grundlegende Dienste aufrechtzuerhalten, ‚wenn das Licht ausgeht’.

Wie wirkt sich die derzeitige Krise auf die Sicherheitsstrategie aus?

Dupraz: Im aktuellen Kontext treten Sicherheitserwägungen umso stärker zutage und nehmen Einfluss auf unser Denken, unsere Interaktionen und unseren Lebensalltag. Die Krise hat noch deutlicher gemacht, wie notwendig stärkere Gesundheitskontrollen sind, was unserem Segment «Essen» auf lange Sicht zweifellos zugutekommen wird.

Ausgangssperren werden ferner beeinflussen, wie wir arbeiten, den Trend zur Telearbeit verstärken und in Bezug auf die IT-Infrastruktur ganz allgemein ein Umdenken herbeiführen. Das könnte auch für E-Commerce- und M-Commerce-Anbieter von Vorteil sein, also für unser Segment «Einkaufen».

Ereignisse wie das Auftreten des Coronavirus und anders gearteter Naturkatastrophen fungieren als Weckruf für Staaten und Unternehmen, die in Krisenzeiten schnelle und effiziente Kommunikation mit der Bevölkerung sicherstellen müssen. Unternehmen wie Everbridge, die Kommunikationslösungen für solche Fälle anbieten, dürften ebenfalls profitieren.

Wie können sich Anleger durch themenorientierte Investments Vorteile verschaffen?

Wir betrachten die Welt in unserem langfristigen Streben nach nachhaltigen risikobereinigten Überschusserträgen durch eine thematische Linse. Der Begriff «Safety» mag weit gefasst erscheinen, doch etliche spezifische Themen führten zu gezielten Investmentgelegenheiten, die robuste langfristige Wachstumschancen bieten.

«Die rasche Entwicklung neuer Technologien führt auf breiter Front zu Anfälligkeiten»

Die zunehmende Urbanisierung mit einer Stadtbevölkerung, die weltweit bis 2050 um 44 Prozent anwachsen dürfte, kann Schwachstellen schaffen, die im Kontext grosser, konzentrierter Bevölkerungen angegangen werden müssen. Zu den weiteren relevanten Themen – abgesehen vom Klimawandel – gehört die Digitalisierung. Die rasche Entwicklung neuer Technologien führt auf breiter Front zu Anfälligkeiten.

Ebenso beobachten wir eine zunehmende Regulierung in allen Wirtschaftsbereichen. Vorschriften für Nahrungsmittel, Umwelt, Automobilwirtschaft, Arbeitnehmer und Strassenverkehrssicherheit und so weiter sind allesamt Beispiele für Bereiche, in denen die Aufsicht strenger wird. Daraus können sich Investmentgelegenheiten entwickeln.

Wie definieren Sie Sicherheit als Investmentchance?

Rolin: Sicherheitsbezogene Investments stellen ausserdem ein breit gestreutes, robustes Chancenspektrum dar, das einen Markt mit einem Volumen von 600 Mrd. US-Dollar repräsentiert, der jedes Jahr um 11 Prozent anwächst (Stand: Mai 2020, Quelle: Thematics Asset Management). Sicherheit bezieht sich ebenso auf die digitale wie auf die reale Welt, wodurch ebenfalls sichergestellt ist, dass sich das Investmentuniversum auf verschiedene Wirtschaftsbereiche erstreckt.

«Daraus ergibt sich ein investierbares Universum von 250 bis 300 Unternehmen»

Bei Thematics Asset Management haben wir sechs Marktsegmente ermittelt, die diese Investmentchance verkörpern: Vernetzen (Sicherheitschips, Cybersecurity, Rechenzentren…), Einkaufen (digitaler Zahlungsverkehr, Zahlungsverarbeiter), Essen (saubere Verarbeitung, Tests), Mobilsein (Fahrzeugsicherheit), Leben (Zugangskontrolle, Schädlingsbekämpfung) und Arbeiten (persönliche Sicherheit, Arbeitsschutz), die uns erlauben, von der gesamten Wertschöpfungskette «Schutz und Sicherheit» zu profitieren.

Wir interessieren uns nicht nur für Chancen durch Unternehmen, die in dem jeweiligen Segment nachweislich gut etabliert sind, sondern auch für Akteure, die in einem oder mehreren Teilbereichen eine massgebliche Führungsstellung einnehmen. Der Schwerpunkt auf Führungspositionen als entscheidendes Kriterium vermittelt klare Vorstellungen von künftigen Spitzenreitern und ermöglicht es uns, unser Investmentuniversum noch aussichtsreicher zu gestalten.

Insgesamt ergibt sich daraus speziell für unser Unternehmen ein investierbares Universum von 250 bis 300 Unternehmen, die Sicherheitsprodukte, -dienstleistungen, -lösungen und -technik anbieten oder entwickeln.

Wie sieht Ihr spezifischer Ansatz zur Portfoliokonstruktion aus?

Dupraz: Unser fundamentaler Bottom-up-Prozess zur Einzeltitelauswahl ist vollkommen benchmarkunabhängig, da wir ein zukunftsgerichtetes Portfolio für am besten aufgestellt halten, um rentable, gut kapitalisierte Unternehmen aus der globalen Sicherheits-Wertschöpfungskette ausfindig zu machen, die direkt von langfristigen, nachhaltigen Trends profitieren.

Ausserdem richtet sich unser Portfolio nicht nach konventionellen Klassifizierungen, ob unter Aspekten wie Region, Sektor oder Marktkapitalisierung. Infolgedessen überschneidet sich unser Portfolio nur gering mit globalen Aktienindizes und weist im Vergleich zu diesen einen hohen aktiven Anteil auf, wodurch ein bestehendes globales Aktienengagement breiter diversifiziert wird.

«Risiken machen heutzutage nicht an Landesgrenzen Halt und können in Echtzeit überall auf der Welt auftreten»

Unser Ansatz zum Portfolioaufbau orientiert sich an einem disziplinierten wiederholbaren Prozess: Zunächst erfolgen eine qualitative Analyse unseres thematischen Investmentuniversums und eine quantitative Analyse der damit verbundenen langfristigen Wachstumschancen. Anschliessend rücken Ideenfindung und Einzeltitelauswahl in den Fokus.

Nicht zuletzt widmen wir uns der Positionsdimensionierung und dem Dialog mit den Unternehmen. Die Positionsgrösse richtet sich in erster Linie nach dem Risiko-Rendite-Profil. In solche Entscheidungen fliessen Aspekte wie Unternehmensqualität, Bewertungseinschätzung sowie ESG- und Handelsrisikofaktoren ein.

Welchen Bezug haben Privatanleger zum Investmentthema Sicherheit?

Rolin: Wir stellen fest, dass es nicht nur darauf ankommt, zu wissen, worin man investiert, sondern auch darauf, was man mit den eigenen Investments erreichen will. Wer in Sicherheit investiert, engagiert sich beispielsweise in Unternehmen, die an der Bereitstellung von Produkten und Lösungen beteiligt sind, die zu unserem Gemeinwohl beitragen.

Sicherheit hat für Einzelpersonen, aber auch für CEOs und Staatslenker oberste Priorität. Urbanisierung, mehr behördliche Aufsicht, Innovation und Globalisierung werden Treiber bleiben, denn Risiken machen heutzutage nicht an Landesgrenzen Halt und können in Echtzeit überall auf der Welt auftreten.


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