Jérôme Pfund, Mitgründer und CEO von Sectoral Asset Management, sagt, wie er die weitere Entwicklung im Anlageuniversum der Generika beurteilt. Seit kurzem ist Sectoral auch in der Deutschschweiz präsent.
Herr Pfund, was hält den Trend für Generika-Medikamente intakt?
Drei grosse Entwicklungen werden das Wachstum im Markt für Nachahmer-Medikamente prägen: Höhere Durchdringungsraten von Generika in den Industrieländern, einfacherer Zugang zu Medikamenten und Generika im Speziellen in Schwellenländern sowie das Aufkommen von Biosimilars.
Was sind Biosimilars?
Das sind die Generika-Medikamente biotechnologisch entwickelter Produkte. In den kommenden zehn Jahren werden biotechnologisch hergestellte Markenprodukte von rund 100 Millionen Dollar ihren Markenschutz verlieren. Dies schafft einen Markt für Hersteller von Biosimilars. Die Nachfrage nach Generika-Produkten ist weltweit.
Trotzdem unterscheiden sich die Bedürfnisse der westlichen Industrieländer von denjenigen der Schwellenländer doch erheblich.
Der Hauptunterschied ist der Reifegrad der Märkte. In Industrieländern ist der Kostendruck das grosse Thema, in Schwellenländern der Zugang zu medizinischen Dienstleistungen. Langfristig werden die Schwellenländer aber auch stärker mit Themen wie Kostendruck und Demografie konfrontiert sein.
Hat diese unterschiedliche Situation einen Einfluss auf Ihre Anlagestrategie?
Ja, der Fokus liegt auf jeweils anderen Unternehmen. In Industrieländern finden wir vor allem grosse Unternehmen, da dort in den vergangenen Jahren ein Konsolidierungsprozess eingesetzt hat. In Entwicklungsländern finden wir dagegen ein einzigartiges Geschäftsmodell, das wir mit «Branded Generics» bezeichnen.
«Generika kommen aus Kostengründen ins Spiel»
Diese Unternehmen haben mit ihren Generikaprodukten eine eigene, wertvolle Marke geschaffen. Die Menschen vertrauen der Produktqualität, weshalb die Anbieter höhere Preise verlangen können.
Worauf achten Sie bei den Firmen, in die sie investieren?
Wir schauen genau auf die Wachstumsraten der Unternehmen, die Qualität des Managements und die Bewertungen am Markt.
Für welche Investoren eignen sich – über Ihre Fonds – Engagements im Generika-Markt?
Ich denke, jeder Anleger, jede Anlegerin ist sich heute der Problematik explodierender Kosten im Gesundheitssektor bewusst. Die Frage ist, was lässt sich dagegen tun?
Und zu welchem Schluss kommen Sie?
Dass hier die Nachahmermedikamente ins Spiel kommen. Aus Anlegersicht braucht es einzig die grundsätzliche Bereitschaft, in Aktien zu investieren und anzuerkennen, dass Anlagen in Generikawerte ein grosses Fachwissen voraussetzen. In den vergangenen zehn Jahren hatte unsere Strategie eine Volatilität ähnlich dem MSCI-World-Index.
«Wir sind auch in Hongkong präsent»
Anleger, die in einen Generika-Fonds investierten, gingen also kein höheres Risiko ein. Und bezüglich Performance war unsere Strategie seit 2004 erfolgreicher als der MSCI-Pharmaceuticals und der MSCI-World-Equity-Index. Während wir per Ende Febraur 2015 eine kumulierte Nettorendite von 166 Prozent erzielten, lagen die Indizes bei 138 Prozent respektive 109 Prozent.
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?
Der Portfolio-Manager dieser Strategie heisst Stephan Patten, er ist CFA und Deputy-CIO. Er arbeitet seit 15 Jahren bei Sectoral. Er verfügt über einen Abschluss in Biochemie und besitzt einen MBA. Er wird durch acht Analysten unterstützt, welche die Industrie- und Schwellenländer abdecken. Seit zwei Jahren sind wir zudem in Hongkong präsent, wo wir mit zwei Analysten die Abdeckung der Schwellenländer ausgebaut haben.
Die USA gelten das der wichtigste Markt für Healthcare und Generika. Welche anderen Märkte haben ebenfalls ein Entwicklungspotenzial?
Japan und China sind aus verschiedenen Gründen sehr interessante Generikamärkte. Japan ist spannend, weil die Durchdringung mit Generika im Vergleich mit anderen Industrieländern wie den USA sehr tief ist. Dort werden heute 80 Prozent Generika verschrieben, wogegen diese Quote in Japan bei nur 40 Prozent liegt. Das wird sich aber ändern, weil die Regierung neue Anreize eingeführt hat. Zudem ist der demographische Alterungsdruck im Land der aufgehenden Sonne schlicht nicht mehr zu ignorieren.
«Die Schweiz ist für uns sehr wichtig»
China ist interessant, weil die Bevölkerung verbesserten Zugang zum Gesundheitswesen hat, die Bevölkerung wächst und Krankheiten wie Diabetes, Lungenkrankheiten oder Krebs zunehmen.
Welchen Stellenwert hat der Schweizer Markt für Sie?
Die Schweiz ist für uns sehr wichtig. Seit 15 Jahren verwalten wir Vermögen für Schweizer Kunden in verschiedenen Strategien im Gesundheitswesen. Wegen den grossen Pharmaunternehmen im Schweizer Aktienmarkt macht es für Schweizer Anlegen besonders Sinn zur Diversifikation in Generika zu investieren.
Was sind Ihre Pläne in der Schweiz?
Während mehr als zehn Jahren haben wir eine Generika-Strategie für einen institutionellen Investor verwaltet. Nun lancieren wir einen eigenen in Luxemburg domizilierten UCITS IV Fonds. Diesen werden wir selber in Europa vertreiben.
«Wir reagieren rasch auf Kundenwünsche»
Zusammen mit unserer Schwellenländer-Gesundheitsstrategie sowie einer globalen Gesundheitsstrategie decken wir die heute relevanten Themen des Sektors sehr gut ab. Als Investment-Boutique sind wir auch in der Lage, rasch und unkompliziert auf besondere Wünsche unserer Kunden einzugehen, um bestimmte Anlagethemen des Sektors beispielsweise in Mandatsform anzubieten.
Seit rund einem halben Jahr haben wir in der Deutschschweiz eine aktive Präsenz aufgebaut, was die Kundenbetreuung erheblich verbessert.
Wer sind Ihre Kunden?
Unsere direkten Kunden sind in der Regel so genannte «Asset Gatherer», also Banken, Versicherungen und unabhängige Vermögensverwalter, die Geld im Namen ihrer Kunden investieren. Aber auch Pensionskassen, die ihr eigenes Geld anlegen, gehören zu unseren Kunden.