In der aktuellen Tiefzinsphase stellt sich immer wieder die Frage, ob bei solch idealen Hypothekarzinsverhältnissen der Abbau der Schulden überhaupt sinnvoll ist.
Von Werner Egli, Mitinhaber der HypothekenBörse AG in Uster ZH.
Soll denn amortisiert werden, wenn aktuell eine Hypothek unter 1 Prozent Zins pro Jahr erhältlich ist? So wird vielfach argumentiert, dass es doch besser sei, möglichst hohe und günstige Schulden zu generieren, statt viel «wertvolles» Eigenkapital einzusetzen.
In der Tat werden bald viele Eigenheimbesitzer ihren Eigenmietwert mit Schuldzinsen und abzugsfähigen Nebenkosten nicht mehr ausgleichen können. Bei diesen günstigen Zinslagen gilt es deshalb zu überlegen, ob nun dafür aktiv steuerabzugsfähiger Unterhalt an den eigenen vier Wänden vollzogen werden soll.
Zinsanstieg ab 2011 erwartet
Die kürzeren Zinslaufzeiten werden nicht heute und morgen, aber in absehbarer Zeit (unsere Prognose ab 2011) vermutlich wieder anziehen. Wer also nun zufolge der Zinsvorteile «überschüssiges» Geld zur Verfügung hat, soll entweder Erneuerungen als Werterhaltung prüfen oder diese Zeitspanne tiefster Zinsen für aktive Rückzahlungen bei den Hypotheken nutzen.
Wenn nämlich die vom Bundesrat bevorzugte Lösung bezüglich Wegfall des Eigenmietwertes eingeführt wird, dann wird es wahrscheinlich Schluss sein mit Steuerabzügen bei den Schuldzinsen und beim Unterhalt. Ein Abbau von Schulden ist so oder so immer eine gute Sache. Egal ob nun vordergründig steuerliche Konsequenzen anstehen oder nicht.
Spielraum prüfen
Eigenheimbesitzer prüfen daher bei der nächsten Erneuerung ihrer Hypothek oder beim Neuabschluss, dass genügend Spielraum für ausserordentliche Rückzahlungen vorhanden ist.
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Werner Egli – Aus seiner 15-jährigen Tätigkeit im Hypothekar- und Kommerzgeschäft einer Grossbank, als Leiter der Hypothekarberatung beim VZ VermögensZentrum in Zürich, als Geschäftsführer und Partner der Firma egli & partner und heute als Mitinhaber der HypothekenBörse AG in Uster kennt er die Anliegen und Bedürfnisse der Kunden genau.