Auf kurze Sicht ist eine Dekorrelation zwischen der Wertentwicklung von Value- und Growth-Werten und dem Zinsniveau zu beobachten. Welche Lehren können Anlegerinnen und Anleger daraus ziehen? Besuchen Sie den exklusiven Roundtable von Rothschild & Co.

Von Anthony Bailly, Fondsmanager für europäische Aktien, Rothschild & Co Asset Management

Der Grund für diese Dekorrelation ist die befürchtete Konjunkturverlangsamung, die der Markt für 2023 einpreist, und die das bereits erwähnte zyklische Segment der Value-Sektoren belastet. Man muss jedoch bis Februar 2014 zurückgehen, um auf eine Bund-Rendite zu stossen, die mit dem derzeitigen Niveau vergleichbar ist.

Die Überperformance von Wachstumswerten seit dieser Zeit beläuft sich auf fast 50 Prlzent – eine enorme Differenz, die es aufzuholen gilt. Dies bietet darüber hinaus eine Gelegenheit, sich in diesem Thema erneut zu positionieren und vom Beginn des Paradigmenwechsels zu profitieren.

Exklusive Einladung zur Roundtable-Debatte von Rothschild & Co

Über einen längeren Zeitraum betrachtet, können wir momentan eine anormale Niedrigzinsphase infolge der grosszügigen Liquidität, mit der die Zentralbanken die Markt in den letzten zehn Jahren geflutet haben, ausschliessen. Wir sind davon überzeugt, dass sich die Inflation nach Abschluss der geldpolitischen Normalisierung (einschliesslich der derzeitigen Straffung und eines anschliessenden geldpolitischen Kurswechsels) auf einem höheren Niveau als in den letzten zehn Jahren stabilisieren wird.

Struktureller Inflationsdruck

Dahin gehen im Übrigen auch die 10-jährigen Inflationserwartungen von inflationsindexierten Anleihen, die in zwei Jahren in den USA von 1,6 Prozent auf 2,4 Prozent und in Europa von 0,7 Prozent auf 2,4 Prozent gestiegen sind.

In Bezug auf die grossen Herausforderungen, mit denen unsere Volkswirtschaften zu kämpfen haben, wird der strukturelle Inflationsdruck vor allem durch folgende aktuelle Probleme angeheizt:

  • 1. Zunehmende Umweltauflagen, die beispiellose Investitionen und einen hohen Rohstoffeinsatz erfordern;
  • 2. Auswirkungen der Deglobalisierung infolge der Umstrukturierung von Lieferketten, Standortverlagerungen und des Umbaus der Energiemärkte;
  • 3. Politische Entwicklungen in den westlichen Ländern, die notwendige Verringerung der Ungleichheit und Eindämmung des Populismus, was Geringverdienenden zugutekommen und eine Angleichung der Löhne und Gehälter von Männern und Frauen bewirken dürfte.

Anders als in den vergangenen zehn Jahren, als die Zentralbanken gegen die Deflationsdruck kämpften, ist ihre zukünftige Priorität wohl der Kampf gegen den Inflationsdruck. Deshalb dürften sich auch die Zinsen auf höheren Niveaus stabilisieren als in der Dekade von 2010 bis 2020. Auch wenn die Covid-19-Pandemie den Zeitpunkt des Paradigmenwechsels in der Zinspolitik markiert hat, ist der Inflationsdruck die treibende Kraft.

Sinnvolle Positionierung

Dieser Paradigmenwechsel beendete die Serie von Zinssenkungen und leitet das neue Inflationsregime ein – er bedeutete aber auch das Ende der Unterperformance von Value- gegenüber Wachstumstiteln.

Mit Blick auf die Anlagestile muss sich das kommende Jahrzehnt an den grossen Herausforderungen messen lassen, die unsere Volkswirtschaften bewältigen müssen. Wir sind davon überzeugt, dass sich der Inflationsdruck aufgrund dieser Herausforderungen stark verdichten wird, so dass eine erneute Positionierung im Anlagestil «Value» jetzt sehr sinnvoll ist.


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