Das Baloise Asset Management integriert Nachhaltigkeit in alle selbstverwalteten Gelder. Der Geltungsbereich ihrer Responsible Investment-Policy wird von den eigenen Versicherungsgeldern bald auf alle Produkte für Drittkunden ausgeweitet, wie Agnes Neher und Marc Dünki im Interview erklären.


Baloise und nachhaltiges Investieren: Wie passt das zusammen?

Marc Dünki: Die Baloise Gruppe setzt sich schon seit Längerem mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. So haben wir schon 1995 die vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen formulierte Versicherungserklärung zur nachhaltigen Entwicklung unterzeichnet.

Für uns haben nachhaltige Entwicklung und das Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgeschäft wesentliche Gemeinsamkeiten: langfristig ausgerichtetes Handeln und verantwortlicher Umgang mit Risiken und Ressourcen. Diese Überzeugung lassen wir auch in die Geldanlage systematisch einfliessen.

«Wir verstehen diese Integration als zusätzliches Risikomanagement-Instrument»

Seit Anfang 2019 wenden wir für alle Neugelder im Versicherungsbereich unsere Responsible Investment (RI)-Policy an, und ab Anfang 2020 wird diese Policy auch für Produkte (Aktien-, Obligationen- und Mischfonds) für unsere Drittkunden gelten.

Warum integrieren Sie Nachhaltigkeitsüberlegungen in die Geldanlage?

Marc Dünki 530

(Marc Dünki, Baloise Asset Management)

Wir sind davon überzeugt, dass sich die Integration von ökologischen und sozialen Faktoren und jene der Unternehmensführung (ESG-Faktoren) in unseren Anlageprozess positiv auf das Rendite-Risiko-Profil auswirkt und das Downside-Risiko in unseren Anlagen reduziert.

Insofern verstehen wir diese Integration als zusätzliches Risikomanagement-Instrument neben den traditionellen Risikomanagement-Instrumenten wie Kreditanalysen oder Vermeidung von Konzentrationsrisiken. Statistisch gesehen sind Unternehmen mit einer guten Unternehmensführung weniger anfällig für zum Beispiel Reputations- oder Rechtsrisiken.

«Unser Responsible Investment-Ansatz folgt drei strategischen Grundsätzen»

Ganz spezifisch sind Klimarisiken zu nennen. Auswirkungen wie die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen mitsamt deren Schäden sind essentiell für das Geschäftsmodell der Baloise. Es liegt in unserem Interesse, Umweltrisiken gering zu halten und gleichzeitig die Umwelt positiv zu beeinflussen, um sie langfristig zu erhalten.

Was versteht die Baloise unter nachhaltigem Investieren, und was wird konkret unternommen?

Agnes Neher: Unser Verständnis von verantwortungsbewusstem Investieren ist die Einbindung von ESG-Faktoren in unsere Anlageentscheidungen. Unser Responsible Investment-Ansatz folgt drei strategischen Grundsätzen:

1. ESG-Integration: Wir sind überzeugt, dass die Integration von ESG-Faktoren wirtschaftlich sinnvoll ist und das Rendite-Risiko-Profil langfristig positiv beeinflusst. Dabei sind Investitionen in Titel, welche ein ESG-Rating tiefer als B (gemäss MSCI) aufweisen, nicht Teil unseres Anlageuniversums.

2. Ausschluss: Wir vermeiden kontroverse Risiken. Wir sind uns bewusst, dass bestimmte Investitionen nicht mit einer verantwortungsbewussten Anlagepolitik vereinbar sind und daher einer besonderen Beurteilung bedürfen. Baloise Asset Management wendet daher seit Jahren Ausschlusskriterien an.

3. Ausübung der Stimmrechte: Wir nehmen unsere Verantwortung als Aktionär wahr und üben unsere Stimmrechte bei Schweizer Aktien aus.

Wir sind bestrebt, unser Engagement gegenüber unseren Kunden, Aktionären und Mitarbeitenden zu stärken. Deshalb haben wir die Principles for Responsible Investments (PRI) 2018 unterzeichnet und sind Mitglied bei Swiss Sustainable Finance.

Wie sieht die Ausweitung der RI Policy auf Produkte für Drittkunden konkret aus?

In Zukunft werden wir unsere Grundsätze auf Produkte für Drittkunden anwenden. Um dabei eine hohe Transparenz gewährleisten zu können, kategorisieren wir unsere Produktpallette in «Pure Responsible» und «Classic Responsible».

«Wir werden auch in Zukunft engagiert die Entwicklung unserer nachhaltigen Investitionsstrategie beibehalten»

Pure Responsible gewährleistet unsere RI Policy für 100 Prozent der angelegten Gelder. Classic Responsible gewährleistet unsere RI-Policy zu 100 Prozent aller von uns verwalteten Produkte innerhalb eines Fonds, aber nicht für Drittprodukte, passive Produkte und White Label Fonds. Unsere Kunden erhalten durch die Ausweitung der RI-Policy den Vorteil einer nachhaltigen Anlagestrategie.

Wie geht es weiter?

Wir werden auch in Zukunft engagiert die Entwicklung unserer nachhaltigen Investitionsstrategie beibehalten, indem wir zum Beispiel an der Umsetzung einer Strategie im Bereich der Aktiven Eigentümerschaft arbeiten. Als Schweizer Akteur mit Niederlassungen in der EU beobachten wir dort sehr genau die regulatorischen Entwicklungen, um optimal vorbereitet für unsere Kunden und uns zu sein.


Marc Dünki ist seit Juli 2017 als Leiter Asset Strategy & Investment Controlling Teil des Leitungsteams im Unternehmensbereich Asset Management von Baloise. Er begann seine Karriere im Risiko Management mit Fokus auf Solvenzmodelle und übte danach verschiedene Positionen im Asset Management der Baloise aus.

Agnes Neher ist seit Juli 2019 Senior Responsible Investment Manager im Unternehmensbereich Asset Management von Baloise. Die promovierte Ökonomin war mehrere Jahre als Corporate Sustainability Manager und Sustainable Investment Analyst in einer Schweizer Privatbank tätig.