Am 1. Januar 2024 ist es fünf Jahre her, dass der wegweisende Artikel über die Fintech-Lizenz in Kraft getreten ist. Diese neue Gesetzgebung hat eine neue Innovationswelle in der etablierten Schweizer Finanzlandschaft ermöglicht. Mit dieser Initiative festigt die Schweiz ihre Position als globaler Vorreiter in der Finanztechnologie und zeigt ihr Engagement, die Entwicklung des Sektors zu fördern, schreibt Mihkel Vitsur in seinem Beitrag für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Im März 2024 sind fünf Firmen mit Fintech-Lizenzen aktiv:

  • Yapeal AG, ein Neo-Fintech mit einem Banking-as-a-Service-Angebot
  • Klarpay AG, eine globale Zahlungsinfrastruktur für grenzüberschreitende Firmenzahlungen
  • SR Saphirstein AG (Fiat24), ein Web3-Fintech, das die Blockchain-Technologie nutzt
  • SWISS4.0 SA, ein Akteur im Schweizer Private Banking
  • Relio AG, eine Anbeiterin von Zahlungskonten für B2B-Kunden

Alle Unternehmen verändern das Finanzwesen in ihren jeweiligen Nischen. Der regulatorische Rahmen für Fintechs in der Schweiz bietet einen deutlichen Vorteil gegenüber seinen europäischen Pendants. Das Schweizer Modell ermöglicht es lizenzierten Fintechs, bankähnliche interne Strukturen zu übernehmen, einschliesslich des Vorteils, dass Kundengelder direkt bei der Schweizerischen Nationalbank abgesichert sind.

Solche Bestimmungen bieten nicht nur unmittelbare Vorteile, sondern legen auch den Grundstein für die Entwicklung zu einem vollwertigen Bankinstitut.

«Die technologieneutrale Haltung der Finma stärkt die Branche»

Fintechs dürfen jedoch weiterhin keine Kredite vergeben und müssen mit einer Obergrenze von 100 Millionen Franken für öffentliche Einlagen rechnen. Dies steht im Gegensatz zu E-Geld-Institute-Lizenzen in der EU oder im Vereinigten Königreich, die keine vergleichbaren Vorteile bieten.

Die technologieneutrale Haltung der Finma stärkt die Branche und stellt sicher, dass sich die Regulierung auf die Funktion und Wirkung von Finanzdienstleistungen und nicht auf die Technologie konzentriert.

Dieser Ansatz, gepaart mit einem offenen regulatorischen Dialog, ermöglicht es Fintechs, den regulatorischen Rahmen effizient zu verwalten, die technologische Integration voranzutreiben und das Wachstum innerhalb des Schweizer Finanzökosystems zu fördern.

Trotz der Vorteile, die der Schweizer Regulierungsrahmen bietet, müssen sich Fintechs folgenden Herausforderungen stellen:

  1. Der regulatorische Rahmen für Fintechs ist weder in der Schweiz noch international weit verbreitet. Ihr Regulierungsansatz, der einige weit gefasste Klauseln im Bankenrecht und seine Unterschiede zu den Bankenvorschriften enthält und gleichzeitig von den etablierten Regeln für Banken abhängt, kann für die meisten Menschen verwirrend sein, insbesondere für diejenigen, die mit den Schweizer Bankgesetzen nicht vertraut sind. Während «Swissness» zunächst im Ausland auf Interesse stossen kann, sollten Sie darauf vorbereitet sein, den regulatorischen Rahmen zu erläutern, um dieses Interesse klar aufrechtzuerhalten.
  2. Die aktuellen Vorschriften hindern Fintechs daran, Zinsen auf öffentliche Einlagen anzubieten. Während dies bei negativen Zinssätzen kein Problem war, könnte es heute zu einem erheblichen Wettbewerbsnachteil werden, wenn sich keine anderen Alleinstellungsmerkmale durchsetzen.
  3. Vertrauen und Stabilität sind im Finanzsektor von entscheidender Bedeutung. Fintechs bieten zwar Innovationen, könnten aber von der Öffentlichkeit als anfälliger wahrgenommen werden als traditionelle Banken. Ein Einlagensicherungssystem wie das robuste «esuisse»-System könnte das Vertrauen der Konsumenten stärken. Dies wäre einzigartig im Umfeld der Bankenregulierung und hat das Potenzial, die Schweiz als Vorreiterin in der Fintech-Regulierung zu positionieren und einen globalen Präzedenzfall für verantwortungsvolle Innovationen zu schaffen. Derzeit ist dies nicht verfügbar und sollte den Kunden klar kommuniziert werden.
  4. Die Limite von 100 Millionen Franken für Publikumseinlagen könnte nach dem geltenden Bankengesetz eine grosse Herausforderung darstellen, da die Finma diese Schwelle nach eigenem Ermessen anpassen kann. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit solchen Anpassungen birgt jedoch Risiken für Fintechs, die sich dieser Grenze nähern, da sie gezwungen sein könnten, Einlagen abzuweisen. Diese Situation könnte sich negativ auf ihre Marktposition auswirken. Darüber hinaus wirft diese Obergrenze einen Schatten auf die Bewertungen von Fintechs. Investoren, die die Skalierbarkeit und das zukünftige Umsatzpotenzial eines Fintechs bewerten, könnten dieses Einlagenlimit als direkte Einschränkung des Wachstums betrachten.
  5. Es gibt zwar einen definierten Weg für lizenzierte Fintechs, um in Banken überzugehen, aber dem Prozess mangelt es an Vorhersehbarkeit, Vorrang und klaren Meilensteinen. Darüber hinaus wirft die langfristige Rentabilität eines Fintechs, das keine Lizenz erhält, Fragen auf. Diese Unsicherheiten müssen mit den Anlegern ausgeräumt werden.

Die Schweizer Fintech-Lizenz läutet einen transformativen Wandel bei der Integration von Innovationen in den Bankensektor des Landes ein. Ein Gleichgewicht zwischen Innovation, regulatorischer Aufsicht und Stabilität des Finanzsystems zu finden, bleibt ein zentrales Anliegen der Finma und der Fintechs gleichermassen.

Mit zunehmender Reife der Branche werden sich ein nachhaltiger Dialog und eine Verfeinerung der Rechtsvorschriften als unerlässlich erweisen. Nur so kann die Schweiz ihre Position als Fintech-Marktführerin sichern, ohne die Sicherheit und Widerstandsfähigkeit ihres Finanzsystems zu gefährden.


Mihkel Vitsur ist seit 2005 Internet-Unternehmer. Er war Mitbegründer eines Einzelhandelsmaklers, der weltweit 1,5 Millionen Nutzer erreichte und 2019 erfolgreich ausstieg. Derzeit entwickelt er ein von der Finma reguliertes Fintech namens Klarpay, das eine moderne Zahlungsinfrastruktur schafft, um den Anforderungen global tätiger Unternehmen gerecht zu werden.


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