Martin Vogel, der CEO der Schaffhauser Kantonalbank, will die Kürzung des Mutterschaftsurlaubs nicht rückgängig machen. Seine Sparwut zeichnet seine Amtszeit. Gemäss Recherchen von finews.ch versuchte Vogel einmal, seine Angestellten mit einer Nazi-Parole zu motivieren.

Die geplante Kürzung des Mutterschaftsurlaubs bei der Schaffhauser Kantonalbank (SHKB) sorgte im nördlichen Kanton für Aufregung. Die Schweizer Tageszeitung «Blick» hatte Anfang der Woche berichtet, die SHKB erlaube künftig nur noch 14 statt der bisherigen 16 Wochen Mutterschaftsurlaub.

Die Senkung auf das gesetzliche Minimum sei ein Schritt in Richtung Gleichbehandlung von Frauen und Männern bei der SHBK, da seit Anfang 2021 die Regelung eines Vaterschaftsurlaubs von zwei Wochen gelte, hiess es damals.

Gleichstellung ja, aber nicht grundsätzlich

Nach Protesten der Gewerkschaft Unia und der Lancierung einer Petition in Schaffhausen nahm am (gestrigen) Donnerstag schliesslich SHKB-CEO Martin Vogel in einem Radiobeitrag Stellung. Der Entscheid werde nicht umgestossen, denn er sei Teil eines Massnahmenpaketes, mit dem die SHKB flexiblere Arbeitsmodelle einführe.

Dazu gehöre auch die Gleichstellung von Mann und Frau, begründete er die Kürzung. Vogel fügte dabei an, dass die SHKB diese Gleichstellung «im Grundsatz» vorerst aber nicht anstrebe, da dies zu viele Änderungen nach sich ziehen würde.

Laufend neue Sparmassnahmen

Recherchen von finews.ch zeigen, dass der langjährige SHKB-CEO während seiner Amtszeit immer wieder Sparmassnahmen zulasten der Angestellten traf. Im Jahr 2011 liess er die Überbrückungsrente für Frühpensionierte von fünf auf ein Jahr kürzen. Gleichzeitig folgte eine Reihe von Rabattreduktionen für Bankprodukte.

Für 2018 führte die SHKB ein neues Personalreglement ein, in welchem die Familienzulage ganz gestrichen wurde. Ein marktwirtschaftlicher Entscheid, hiess es damals. Die Saläre der Angestellten sollten nicht nach ihrer Familiensituation bemessen werden.

Die SHKB kommentierte gegenüber finews.ch, als Ganzes sei ihr Lohnnebenleistungs-Paket fortschrittlich und umfassend. «Es handelt sich nicht um einen Abbau, sondern um einen Umbau», so eine Sprecherin. «Als jüngstes Beispiel haben unsere mehr als 300 Mitarbeitenden Ende 2020 1'000 Franken auf ihr Vorsorgekonto erhalten.»

Garant für Effizienz und Ausschüttungen

Vogel, der 2008 von der UBS zur SHKB als CEO wechselte, gilt als Garant für Rekordergebnisse beim Staatsinstitut, das sich als familienfreundlicher Arbeitgeber bezeichnet. Die Ausschüttungen an den Kanton erhöhten sich über die Jahre kontinuierlich und erreichten 2020 knapp 37 Millionen Franken. Gleichzeitig wurde die SHKB laufend effizienter. Die Cost-Income-Ratio liegt bei 40 Prozent, was in der Schweiz seinesgleichen sucht.

Der 62-jährige Banker führt gemäss Aussagen von SHKB-Angestellten ein strenges Kontrollregiment. Jeder Entscheid und jede Ausgabe ginge über seinen Schreibtisch, «ob Lohn, Bonus, Kugelschreiber oder Briefpapier», drückte es eine Person gegenüber finews.ch aus, die anonym bleiben will.

Vogels Sparwut machte auch nicht vor dem SHKB-Archiv halt. Im Jahr 2018 liess er SHKB-Dokumente aus 130 Jahren vernichten. Die gesetzliche Aufbewahrungspflicht belaufe sich nur auf zehn Jahre, lautete eine Begründung.

Nazi-Parole: «Arbeit mach frei»

Die SHKB-Arbeitnehmenden bekamen auch schon massive verbale Entgleisungen ihres CEO zu hören. Wie weitere Recherchen von finews.ch zeigen, hielt Vogel während eines Anlasses zum Jahreswechsels 2018 eine Rede, in der er der SHKB-Belegschaft bedeutete: «Arbeit macht frei».

Diese aus dem 19. Jahrhundert stammende deutsche Parole prangte unter dem Regime der Nazionalsozialisten über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz. In dem Arbeits- und Vernichtungslager wurden weit über eine Million Frauen, Kinder und Männer ermordet.

Es war «gut gemeint»

Ende Januar 2018 erreichte die SHKB-Angestellten eine Email von Vogel, in welcher er sich entschuldigte. «Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht», schrieb er. Die drei Worte seien «unglücklich gewählt» gewesen. Es sei ihm nicht bewusst gewesen, diese in einen Zusammenhang mit dem geschichtlichen Kontext zu bringen.

Zuvor hatte es unter der SHKB-Belegschaft offenbar gebrodelt. Schliesslich hatte die Personalkommission Vogel informiert, dass innerhalb der SHKB schon seit Wochen Betroffenheit und Empörung herrsche.

Die SHKB teilte auf Anfrage mit, der Bankrat sei über den Vorfall informiert worden. Vogel sei selber betroffen gewesen, nachdem er auf diese Aussage hingewiesen worden sei. Er habe sich umgehend entschuldigt.