Die Credit Suisse lässt die Milliarden-Debakel mit Archegos und Greensill von Externen untersuchen. Gemäss Recherchen von finews.ch ist es dieselbe Kanzlei, welche im «Spygate»-Fall nicht überzeugt hatte.
Die Credit Suisse (CS) hat ein internes Untersuchungsteam aufgestellt, um die Umstände zu untersuchen, die zum Milliarden-Verlust bei Archegos Capital geführt haben und zu den möglicherweise ebenso verlustreichen Greensill-Investments.
Von extern lässt die CS die Vorfälle auch untersuchen. Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, hat die Grossbank diese Mandate an die Zürcher Wirtschaftskanzlei Homburger sowie an das Beratungsunternehmen Deloitte vergeben. Dies erfuhr finews.ch von zwei mit den Vorgängen vertrauten Personen.
Überraschend – und doch nicht
Dass die Wahl auf die Homburger-Anwälte gefallen ist, überrascht – und doch wieder nicht. Homburger und Flavio Romerio, er leitet das Team für Untersuchungen von Wirtschaftskriminalität, waren schon verschiedentlich für die CS tätig gewesen.
Die CS erklärte gegenüber finews.ch am Freitagabend, dass sie Homburger nicht mit der Untersuchung der Vorfälle beauftrag habe.
Homburger war unter anderem im «Spygate»-Skandal für die CS tätig gewesen. Romerio untersuchte im Herbst 2019 die Beschattung von Iqbal Khan durch Privatdetektive, die von der CS beauftragt worden waren. Khan hatte davor die CS in Richtung UBS verlassen.
Auch die Finma im Haus
Romerio und Homburger fabrizierten einen Abschlussbericht, in dem die Bespitzelung Khans als isolierter Vorfall beschrieben wurde. Später stellte sich heraus, dass die CS mindestens einen weiteren Top-Manager ausspioniert hatte. Als Konsequenz kündigte die CS ihrem damaligen COO Pierre-Olivier Bouée fristlos. CEO Tidjane Thiam wurde zwar vom Verdacht rein gewaschen, von der Affäre gewusst zu haben, doch musste er im Februar 2020 auch den Hut nehmen.
Neben den Homburger-Anwälten hat die CS auch ein Untersuchungsteam von der Finma im Haus. Die Bankenaufseher wollen sich auch ein Bild über das Risikomanagement und die Compliance innerhalb der Bank machen. In der Regel beauftragt die Finma ebenfalls externe Juristen für solche Fälle – im «Spygate»-Fall war es Thomas Werlen Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan gewesen.
Weder Homburger noch Deloitte wollten ihr CS-Mandat kommentieren.