In einer neuen Erhebung ist jeder fünfte Befragte der Meinung, eine Vergütung von mehr als 3 Millionen Franken sei nicht vertretbar und 40 Prozent sehen die Grenze bei 5 Millionen Franken.
Von Andreas Jacobs, CEO Ausbildungszentrum Azek und SFAA (Swiss Financial Analysts Association)
In einer breit angelegten Umfrage der Swiss Financial Analysts Association (SFAA) in Zusammenarbeit mit der Universität Bern hat sich gezeigt, dass unter anderem die angemessene Berücksichtigung der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielt.
Im Frühling publizieren die Unternehmen ihre Jahresberichte und damit auch Informationen zur Vergütung der Geschäftsleitung. Dies führt oft zu kontroversen Diskussionen um die absolute Höhe der Entschädigung, die Aufteilung in variable und fixe Anteile, aber auch um mögliche Sanktionen, wenn die mit dem CEO vereinbarten Unternehmensziele nicht erreicht werden.
Aktuelle Situation zählt
An der Umfrage zur Entschädigung von CEO’s nahmen rund 150 Finanzspezialisten der SFAA teil. Nach Meinung der Befragten sollen die CEO’s in erster Linie nach der aktuellen Situation auf den Absatzmärkten und der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens beurteilt werden.
Gradmesser dafür sind die Marktanteile, die Kundenzufriedenheit sowie, für die künftige Entwicklung, der Innovationsgrad, die Nachhaltigkeit oder die Mitarbeiterzufriedenheit. Die finanzielle Performance des Gesamtunternehmens und die Operational Excellence folgen an zweiter Stelle.
Wie viel Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit soll denn auch in die Vergütung der CEOs einfliessen. Rund drei Viertel der Befragten erachten den Einbezug der Nachhaltigkeitsperformance als wichtig bis sehr wichtig. Dabei sind die Unterschiede zwischen den ökologischen Kriterien (Zustimmung von 87 Prozent) und gesellschaftlichen und sozialen Aspekten (92 Prozent) nur gering.
Rund ein Drittel wünscht denn auch, mindestens 50 Prozent der variablen Vergütung auf der Nachhaltigkeitsperformance zu basieren. 8 Prozent der Befragten möchte die variable Vergütung nicht an die Nachhaltigkeitsperformance knüpfen.
Hoher Fixlohnanteil
Wenn es um die Aufteilung der Vergütung geht, sind 75 Prozent der Befragten der Meinung, der Fixlohnanteil müsse 50 Prozent oder mehr betragen, während nur 9 Prozent der variablen Vergütung mehr als 50 Prozent Gewicht geben möchten.
Exakt 29 Prozent der Befragten möchten keine kurzfristige und 21 Prozent keine langfristige variable Vergütung. Mit 49 Prozent sind fast die Hälfte der Befragten gegen eine Zuführung der variablen Lohnanteile zur Pensionskasse. Mit der Reduktion des Fixgehalts zusätzlich zum Verlust des variablen Anteils bei schlechter Performance des Unternehmens ist nur ein Drittel einverstanden.
Mehr als drei Millionen Franken nicht vertretbar
Jeder fünfte Befragte ist der Meinung, eine Vergütung von mehr als 3 Millionen Franken sei nicht vertretbar und 40 Prozent sehen die Grenze bei 5 Millionen Franken. Exakt 82 Prozent erachten eine Mindestvergütung von 1 Million Franken als opportun und 53 Prozent setzen die Grenze bei 2 Millionen Franken.
Zur Vergütungspraxis der SMI-Unternehmen befragt, äussert sich die Mehrheit der Befragten neutral oder zufrieden. Für den Fall, dass Aktionäre mit bestimmten Unternehmensentscheiden und -praktiken nicht einverstanden sind, stehen diverse Rechte und Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung.
Abstimmung «mit den Füssen»
Exakt 90 Prozent der Befragten sehen in einem solchen Fall eine Veräusserung ihrer Wertpapiere oder die Ausübung ihrer Stimmrechte gegen die Vorschläge der Unternehmensleitung vor; 59 Prozent der Befragten behalten sich vor, sich an der Generalversammlung zu äussern und 63 Prozent würden versuchen, einen Führungswechsel herbeizuführen.