Die Art Basel Paris hat sich innert kürzester Zeit zur angesagtesten Kunstmesse Europas entwickelt. Und dies in Zeiten, in denen das Geschäft alles andere als ein Selbstläufer ist. Erstmals findet das Stelldichein in der französischen Metropole im Grand Palais statt.
In der Kunstszene herrscht Hochbetrieb. Nur eine Woche nach der Frieze London beginnt die im Vorfeld schon viel gepriesene Art Basel Paris (18. bis 20 Oktober) in der französischen Hauptstadt. Viel ist in deren Vorfeld bereits darüber sinniert worden, ob diese aufstrebende Kunstmesse anderen Grossanlässen in Europa, namentlich der erwähnten Frieze London wie auch der Art Basel in der Schweiz, schon bald den Rang abläuft.
Diese Frage kommt nicht von ungefähr, denn die Kunstwelt befindet sich seit geraumer Zeit in einer Selbstfindungsphase. Viele Sammlerinnen und Sammler halten sich derzeit mit Neuanschaffungen zurück, was wiederum auch die Auktionshäuser zu spüren bekommen, und manche Galerie ist mit laufend höheren Kosten konfrontiert, was in diversen europäischen Städten bereits zur Schliessung einiger namhafter Adressen geführt hat.
Galerie Francois Ghebaly (Bild: Art Basel Paris)
Vor diesem Hintergrund strahlt die Art Basel Paris eine besondere Anziehungskraft aus, zumal sie kleiner ist als die beiden wichtigsten Konkurrenzveranstaltungen in Europa, die Frieze London und die Art Basel, obschon sich die insgesamt 195 Austellerinnen und Austellern durchaus sehen lassen – und mehr oder weniger alles, was Rang und Namen hat an der Seine vertreten ist. Erstmals findet die Messe auch im Grand Palais (Bild ganz oben) statt, nachdem sie die vergangenen zwei Jahre mit dem Grand Palais Éphémère vorliebgenommen hatte.
Tiefgründiger und klassischer
Das Grand Palais ist ein für die Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris errichtetes Ausstellungsgebäude. Es stellt mit dem gegenüberliegenden Petit Palais und der benachbarten Pont Alexandre III ein bedeutendes Architekturensemble der Belle Époque dar.
«Paris» gilt als anders – klassischer, tiefgründiger und kunstbezogener als «London» und «Basel»; Anschaffungen erfolgen viel stärker aus Leidenschaft, denn als Investition mit einem erhofften Wertsteigerungspotenzial. Das verleiht der Messe einen anderen Charkater, von dem sich Künstlerinnen und Künstler umso mehr angezogen fühlen – und was auch die wachsende Bedeutung und den Stellenwert der Art Basel Paris erklären könnte.
Galerie Lisson (Bild: Art Basel Paris)
Mit neuen Sektionen innerhalb der Messe wie «Premise» oder den parallel stattfindenden Ausstellungen in Pariser Museen, der «Oh La La!»-Initiative, getragen von 33 Galerien, sowie der zweiten Auflage des Art Basel Shops und der Zusammenarbeit mit diversen Luxusgüter-Häusern wie Guerlain, Louis Vuitton oder Miu Miu gibt sich das dreitägige Stelldichein in der Pariser Metropole höchst vielgestaltig und geschäftig. Gerade das gefällt vor allem den vielen asiatischen Besucherinnen und Besuchern, die nach London in der vergangenen Woche nun Paris aufsuchen.
Credo der Veranstalter
«An der Seitenlinie liegt noch immer sehr viel Geld», sagte ein Galerist zur Eröffnung der Art Basel Paris; Geld, das sehr schnell in Umlauf kommen könnte, sobald ein Trend, eine Kunstrichtung oder eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern nachhaltig zum Thema avancieren könnten. Das Credo der Veranstalter ist bemerkenswert. Sie stellen sich vor, dass Besucherinnen und Besucher die Art Basel Paris möglichst mehrmals in den nächsten Tagen aufsuchen; unter diesen Prämissen erklären sich auch die verschiedenen Aktivitäten und Bemühungen der Organisatoren und der Ausstellerinen jnd Austeller.
Avenue Winston Churchill, Rahmenprogramm (Bild: Art Basel Paris)
Solche Überlegungen dominierten bereits auch in Basel im vergangenen Juni, als sich die Art Basel in neuem Gewand zeigte, und die Frieze Art von voriger Woche in London überraschte ebenfalls mit einem neuen Konzept, wie finews.art berichtet hat.
Krisenbedingte Identitätssuche
Insofern trifft es durchaus zu, dass der Austausch und die Vermittlung in der Kunstwelt derzeit auf einem Prüfstand stehen – ausgelöst durch eine krisenbedingte Situation, die wiederum zu einer identitätsstiftenden Suche geführt hat. Die Art Basel Paris ist ein Zeugnis davon und mit diesem Ansinnen sowie den fast 200 Austellerinnen und Austellern bereits weit, möglicherweise weiter als andere Messen, fortgeschritten.