Rückversicherer kommen nicht so schnell in Schieflage, sagt Denis Kessler. In Europa gerate kaum ein Grossversicherer in Gefahr. «Bankrott» stamme aus der Bankenwelt.

In der aktuellen Situation will der Chef des französischen Rückversicherungskonzerns Scor nicht von Gewinnern reden. Aber Denis Kessler glaubt, dass diese Finanzkrise auch positive Auswirkungen zeigt, die den Wertverlusten der Anlagen gegenüberstehen. In früheren Krisen konnten sich Erstversicherer nämlich – anders als heute – an der Börse leicht mit zusätzlichem Eigenkapital eindecken. Ausserdem gab es früher etwa nach kostspieligen Naturkatastrophen neue Anbieter, die, ausgestattet mit dem Geld von Hedge-Fonds, auf den Markt drängten. Von diesen Anbietern sei heute wenig zu sehen. «Die Erstversicherer sind deshalb mehr als sonst auf die etablierten Rückversicherer angewiesen», sagte Denis Kessler in einem Gespräch mit der der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».

Keine Liquiditätsprobleme

Grosse Versicherer in Europa werden in seinen Augen nicht in Gefahr geraten. Schadensversicherer hätten keine Schwierigkeiten mit der Liquidität. Bei den Lebensversicherern komme es zwar auf die Art des Geschäfts an, aber das Risiko eines Runs der Kunden, bestehe nicht. Bei den Banken sei dies anders. Der Begriff «Bankrott» stamme ja aus der Welt der Banken. Kessler begrüsst die Tendenz, die Bilanzierungsregeln wieder solider zu gestalten und die gefährlichen prozyklischen Praktiken nicht nur im Versicherungswesen auszumerzen.

Scor hatte sich im August 2007 den Schweizer Rückversicherer Converium in einem mehrmonatigen Übernahmekampf einverleibt.