Trotz eines Anstiegs des verwalteten Vermögens musste das Asset Management in Europa 2023 einen Gewinnrückgang in einem ausserordentlich starken Ausmass hinnehmen. Dies zeigt eine Studie von McKinsey & Company. Sehen wir das Ende eines Zyklus' oder den Beginn einer neuen Ära?

Christian Zahn kann sich nicht erinnern, wann er schon einmal eine solche Entwicklung im Asset Management-Sektor auf europäischer Ebene gesehen hat: Drei Quartale hintereinander waren die Gewinne rückläufig. Erst gegen Ende Jahr wendete sich das Blatt, sagt der Co-Leiter European Wealth & Asset Management Practice bei McKinsey & Company in Zürich.

Dass unter dem Strich die verwalteten Vermögen (AuM) um rund 9 Prozent anstiegen, sei vor allem der positiven Marktperformance im vierten Quartal 2023 zuzuschreiben gewesen.

Die Gewinne indessen gingen zum zweiten Male in Folge zurück, und lagen fast ein Drittel unter dem Höchstwert von 2021.

Unterschiedliche Dynamik im Markt

Ausgeprägt ist die Verlagerung hin zu passiven Investmentfonds. Der Grund dafür liegt laut McKinsey auch entgegen der üblichen Markterwartung in der erhöhten Marktvolatilität. Laut Zahn stellt sich die Frage: Sehen wir das Ende eines Zyklus' oder den Beginn einer neuen Ära?

Eine eindeutige Antwort hat auch der Asset-Management-Spezialist nicht. «Wir beobachten im Markt unterschiedliche Dynamiken. Klar ist aber, dass durch radikale strategische Entscheidungen Chancen genutzt werden, was einigen Marktteilnehmern bereits gelingt», sagt er.

Aber folgende Erkenntnisse bietet die aktuelle Studie von McKinsey & Company:

1. Nur wer die Kosten im Griff hat, ist erfolgreich

2023 war für die Branche kein gutes Jahr. Dies trifft aber nicht auf alle Teilnehmer zu. Zwischen Top-Performern und den schwächsten Marktteilnehmern klafft eine grosse Profitabilitätslücke, der Wert ist auf 28 Prozentpunkte angestiegen. Sprich: Den einen ist es in den vergangenen fünf Jahren gelungen, gute Geschäfte zu machen und zu wachsen, während die anderen sich nicht wirklich weiterentwickeln können.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt beim Kostenmanagement und Fokussierung des Geschäftsmodells auf Kernwachstumsfelder. Nur wer die Kosten im Griff hat, aktiv in Wachtumsfelder mit klarem Mehrwert für die Kunden investiert und entsprechend seine Preise gestaltet, erzielt Gewinne und einen höheren Skalierungseffekt. Eine aktive Preisgestaltung kann zwar eine schwache Investmentsperformance bei aktiven Rentenfonds kompensieren, nicht aber bei Aktienfonds.

«Es fehlt bei vielen ein stärker industrialisierter Ansatz», bringt es Zahn auf den Punkt. Die Folge davon: der Konsolidierungsdruck nimmt zu.

2. Der Anstieg des nicht-verwalteten Vermögens

Auch wenn die Geschäfte gesamthaft im vergangenen Jahr nicht mehr so gut liefen wie in anderen Jahren: Die Aussichten sind nicht grundsätzlich schlecht. Es bieten sich weiterhin gute Chancen, das nicht-verwaltete Vermögen zu adressieren. Dieses stieg im Jahr 2023 auf knapp 70 Billionen Euro an. Vor allem die liquiden Mittel in Höhe von 22 Billionen Euro bieten mittelfristig ein enormes Potenzial: 20 Billionen Euro machen die nicht-verwalteten Vermögen in Einlagen aus und rund 2 Billionen Euro jene in niedrigmargigen verwalteten Geldmarktfonds.

Allerdings kann das Potenzial nur durch ein klares Wertversprechen adressiert werden, vor allem im Hinblick auf die Investmentperformance nach Kosten. Zudem sind starke Vertriebspartnerschaften ein entscheidender Hebel, um potenzielle Investoren zu überzeugen.

3. Grosses Potenzial dank GenAI

Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) erlaubt es, Arbeitsprozesse schlanker zu gestalten und damit die Effizienz zu steigern. McKinsey beziffert das wirtschaftliche Potenzial im Asset Management-Sektor auf weltweit 60 Milliarden Dollar.

4. Der Trend Richtung Net-Zero-Investments

Im Bereich Nachhaltigkeit zeichnet sich ein Trend weg von ESG-Fonds Richtung Zero-Net-Investments ab. Mit einem Anteil von 20 Prozent der AuM in ESG-Investmentfonds nimmt Europa mit dem Nahen Osten und Afrika im Vergleich zu anderen Regionen wie Asien oder Amerika zwar noch immer eine Spitzenposition ein. Doch lag das Wachstum bei jährlich 1 Prozent seit 2021.

Besser laufen dagegen andere Produkteklassen wie Private Markets Impact- oder Dekarbonisierungsfonds auf. Zahn: «Eine Verschiebung zeichnet sich immer deutlicher ab», sagt Zahn.

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