Trotz Margendruck und Bankensterben: Es gibt gute Gründe, warum Kundenberater in der Schweiz sich nicht übermässig vor Lohneinbussen fürchten müssen.
Geht es um das noble Swiss Private Banking, dann überschlagen sich die Beobachter derzeit fast in ihrem Pessimismus. Zu teuer, zu veraltet und unfähig zu lernen seien die Institute, stellte eine viel beachtete Studie jüngst fest. Die Private Banker seien gar zu träge, um aus ihrem Untergang Gewinn zu schlagen, so die beissende Kritik.
Entsprechend ohne Zukunft müsste demnach das Metier des Beraters sein, der als «Relationship Manager» die Kunden an der Front betreut. Ein Relikt aus vergangenen Zeiten, von dem sich die Banken möglichst schnell trennen sollten.
Alles bauen die Beratung aus
Indes, vorläufig bleibt es beim Konjunktiv. Wie der Arbeitgeberverband der Banken in der Schweiz am Freitag vermeldete, ist es trotz fortschreitender Konsolidierung – jede zehnte hiesige Privatbank hat das vergangene Jahr nicht überstanden – nicht zu einem massiven Stelleneinbruch gekommen.
Branchenweit sanken laut dem «Monitor 2016» die Bank-Stellen um rund 1 Prozent im Jahr 2015. Ebenfalls sei die Arbeitslosen-Quote mit 1,9 Prozent deutlich unter dem Schweizer Durchschnitt und in den letzten 18 Monaten gar rückläufig gewesen, wie es weiter hiess. So gibt es weniger Arbeitslose als offene Stellen (siehe Grafik unten).
Das ist noch ist alles: Laut einer Umfrage der Vereinigung besteht in der Branche ein akuter Mangel an Fachkräften, wobei insbesondere fähige Kundenberater gesucht sind. So gab jede zehnte Bank an, dass sie sehr von diesem Mangel betroffen sei (im Jahr zuvor waren es noch jede Fünfzigste).
Posten ein halbes Jahr verwaist
19 Prozent der Banken gaben zudem an, mehr als ein halbes Jahr zu benötigen, bis die Position einer spezialisierten Fachkraft in der Kundenberatung besetzt werden kann (siehe Grafik unten). Kein Wunder eigentlich – denn fast die Hälfte der befragten Banken will die Kundenberatung ausbauen.
Für Balz Stückelberger, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands der Banken, ist klar, wie sich das auf den Lohn auswirken wird. «Für ein knappes Gut wird mehr bezahlt» erklärte er am Freitag.
Mit einem mittleren Bruttolohn von 9'549 Franken pro Monat liegt das Swiss Banking laut der Studie bereits über dem Lohnniveau der anderen Branchen. Stückelberger zufolge könnte der Median-Lohn künftig noch steigen. Dies, weil die Banken mehr teure Spezialisten einstellen, während die Sparrunden vor allem im (günstigeren) rückwärtigen Dienst anfallen.
Wie lange geht das gut?
Auch wenn die niedrigen Margen zunehmend auf die Boni durchschlagen: so richtig Sorgen um ihren Lohn müssen sich die Kundenberater also nicht machen.
Bleibt lediglich die Frage, wie lange das gut geht. Angesichts stagnierender Volumen und sinkender Erträge werden die Banken bei den Löhnen mittelfristig ihre Schmerzgrenze erreicht haben. Dann haben sie die Wahl: Untergehen oder Personalkosten sparen.