Die Handelsplattform der Schweizer Börse ist die schnellste der Welt. Christian Katz, CEO der SIX Swiss Exchange, erklärt, was das für den Finanzplatz bedeutet.
Herr Katz, seit dieser Woche hat die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange die weltweit modernste Handelstechnologie in Betrieb. Was bringt das?
Christian Katz: Mit dem System-Upgrade lassen sich im Aktienhandel deutlich mehr Aufträge in signifikant kürzerer Zeit abschliessen. Dadurch erhöht sich auch die Liquidität im Markt. Ermöglicht wird dies durch die Kombination der Funktionalitäten der X-stream-Plattform mit der Handelstechnologie INET sowie dem gleichzeitigen Angebot eines Co-Location Services.
In Verbindung mit dem neuen Co-Location-Service erfolgt der Handel nun fast 22-Mal schneller als zuvor, da sich die durchschnittliche Latenzzeit auf nur 37 Mikrosekunden reduziert. Damit sind wir jetzt die schnellste Börse der Welt.
Die Stimmung an den Märkten ist derzeit aber alles andere als berauschend. Gibt es für derlei Upgrades überhaupt eine Nachfrage?
Aber sicher. Dank der schnelleren Abwicklungsmöglichkeiten lassen sich Investitionsentscheide schneller ausführen. Zudem stellt das Upgrade eine Verbesserung dar für den Vertrieb von Marktdaten und ermöglicht eine viel höhere Kapazität für die Entgegennahme und Ausführung von Aufträgen.
Welchen Marktteilnehmern bringt das Upgrade konkret am meisten?
Unser neues Angebot steht allen Teilnehmern zur Verfügung. Im Moment haben wir vor allem von ausländischen Akteuren Interesse, die bisher bestehende Ungleichheiten aus der geographischen Distanz zur Handelsplattform in Kauf nehmen mussten. Mit dem Co-Location-Service ist das nicht mehr der Fall.
Das müssen Sie uns schon genauer erklären.
Bestehende und neue Kunden der SIX Swiss Exchange können neu ihre Handelssysteme im Rahmen des so genannten Co-Location-Services über das Rechenzentrum der Equinix Schweiz betreiben und so von der gleichen Nähe zur Börse wie alle anderen (lokalen) Marktteilnehmer profitieren.
Führt diese weitere Automatisierung zum Abbau von Stellen?
Nein, das ist nicht der Fall. Der Upgrade entspricht der fortschreitenden Globalisierung und der technologischen Vernetzung in der Finanzwelt. Das Bedürfnis für derlei Neuerungen kommt auch von Kundenseite her und trägt dazu bei, dass die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange mit anderen grossen Handelsplattformen wie beispielsweise der London Stock Exchange Group oder Deutschen Börse eben nicht nur gleichzieht, sondern in diesem Fall sogar eine Vorreiter-Rolle übernimmt.
Was hat der Upgrade gekostet?
Das kommunizieren wir nicht. Ich kann aber sagen, dass die Ausgaben dafür in der Regel überschätzt werden. Schliesslich handelt es sich um die Verbesserung eines bereits bestehenden Systems. So besehen verlief der Upgrade in «höchst homöopathischen Dosen» ab.
Warum ist diese jüngste Ankündigung wichtig?
Wir etablieren hier einen neuen Standard für den Handel und das Risikomanagement sowie für das zukünftige Wachstum an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange. Diese technologische Weiterentwicklung stärkt unsere Position im globalen Börsenumfeld und damit auch den Schweizer Finanzplatz, der in anderen Bereichen derzeit eher unter Druck steht und an Marktanteilen verlieren könnte.
Christian Katz leitet den Geschäftsbereich Swiss Exchange. Dieser betreibt die Schweizer Börse SIX Swiss Exchange sowie als Joint Venture Scoach, die europaweit erste spezialisierte Börsenorganisation für strukturierte Produkte, weiter STOXX, den europäisch führenden Indexanbieter, sowie Swiss Fund Data.
Vor seinem Eintritt Anfang 2009 führte Christian Katz das Representative Office von Goldman Sachs in der Schweiz, wo er sich auf das institutionelle Aktien- und Aktienderivatgeschäft fokussierte. Zuvor war er acht Jahre für J.P. Morgan Chase tätig.