Vermögensverwalter bilden ihre Fonds und Produkte oft anhand von Indizes nach. Die Nutzung dieser Angebote lassen sich Firmen wie MSCI und S&P Global gut bezahlen – oft zu gut, wie eine Studie zeigt.
Vermögensverwalter zahlen sehr ungleiche Gebühren für die Nutzung von Indizes, schreibt die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) unter Berufung auf eine Marktuntersuchung des Beratungsunternehmens Substantive Research.
Demnach berechnen Indexanbieter einigen Vermögensverwaltern bis zu 13 Mal so viel wie anderen Kunden für ähnliche Produkt- und Dienstleistungspakete. Das kann zu überzogenen Kosten für die Anleger führen – und ruft nun auch die Regulierungsbehörden auf den Plan.
Die Preismodelle des Index-Marktes seien sehr undurchsichtig, so der Bericht. Während Billionenwerte in an Indizes ausgerichteten Anlagen investiert würden, blieben die Kosten, die für den Zugang gezahlt werden, ein streng gehütetes Geheimnis. Indexanbieter würden ihre Produkte und Dienstleistungen häufig bündeln, so dass es für Vermögensverwalter schwierig sei, genaue Vergleiche anzustellen.
Untersuchung der Preismodelle
Die Aufsichtsbehörden haben ihre Kontrolle der Indexanbieter verschärft, die zu Preissteigerungen für die Nutzer führen könnten. So plant die britische Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) bald die Veröffentlichung der Ergebnisse einer Untersuchung über «unnötig komplexe Lizenzvereinbarungen» und Hindernisse beim Wechsel zwischen Benchmarks.
Eine Markterhebung der Firma Substantive Research ergab, dass die Preise für Indexierungslizenzen für ähnliche Produkt- und Dienstleistungspakete teils um das Dreizehnfache variieren. Die Untersuchung basiert auf Daten von 40 Asset Managern, die zusammen ein Vermögen von 5 Milliarden Dollar verwalten.
«Die Kosten für Indexlizenzen können je nach den Vertragsbedingungen stark variieren», sagt Mike Carrodus, Geschäftsführer von Substantive Research. «Indexanbieter bieten auch Quersubventionen für ihr gesamtes Angebot an, so dass ein Nutzer möglicherweise einen Rabatt erhält, wenn er ein anderes Produkt oder eine andere Dienstleistung kauft. Aber auch die Anwendung von Rabatten scheint uneinheitlich zu sein.»
«Must-have»-Benchmarks belasten Budget
«Einige Datenanbieter sind in Bezug auf ihre Preise uneinheitlicher als andere», so Carrodus weiter. Der Mangel an Transparenz bei der Preisgestaltung mache es den Datenbeschaffungs-Teams schwer, die Kosten zu verwalten, da ihre Budgets von den «Must-have»-Benchmarks, Ratings und Marktpreisdaten aufgebraucht werden.
Die hohe Kostensteigerung bei Datendiensten – die in der Vermögensverwaltungs-Branche als wesentlich für die Einhaltung von Vorschriften sowie für regulatorische und technologische Zwecke angesehen werden – ist ein weiteres Problem. Dieses steht im Gegensatz zu den Preisen für das Investment Research, welche in den letzten Jahren stark gesunken sind.
Die Studie habe auch kleinere, aber signifikante Unterschiede bei den Kreditratings festgestellt, die häufig zur Bewertung von Emittenten verwendet werden. Hier würden einige Institute dreimal so viel zahlen wie andere. Die grossen Rating-Agenturen S&P Global, Moody's und Fitch dominieren den Markt für Kreditratings.
Beliebte Indizes meiden
Alan Miller, Chief Investment Officer bei dem in London ansässigen Vermögensverwalter SCM Direct, der sich auf den Aufbau von Index-Portfolios spezialisiert hat, vermeidet es, beliebte Indizes wie den FTSE 100 als Benchmark zu verwenden. «Wir wollen nicht mit Lizenzgebühren für die Verwendung von Indexmarken wie dem FTSE belastet werden und suchen daher nach Alternativen, um die Kosten für unsere Kunden zu senken», so Miller.
Nach Angaben des Beratungsunternehmens Burton-Taylor erreichten die weltweiten Einnahmen von Indexanbietern im Jahr 2021 einen Rekordwert von 5 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Keiner der größten Indexanbieter – MSCI, S&P Global, FTSE Russell und Bloomberg – stellt jedoch detaillierte öffentliche Daten über die Kosten ihrer Produkte und Dienstleistungen zur Verfügung, die für das effiziente Funktionieren der Finanzmärkte weltweit unerlässlich geworden sind.