Burnout ist die Krankheit der Leistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts – und auf dem Schweizer Finanzplatz allgegenwärtig. So erkennen Sie Burnout – und das sind die Gegenmittel.
Für die Schweizer Versicherer ist das Geschäft mit Krankentaggeldern nicht mehr tragfähig. In diese Richtung hatte sich kürzlich Joachim Masur, CEO Zurich Schweiz, geäussert. Der Grund ist der immer häufigere und vor allem längerfristige Ausfall von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Probleme oder eines Burnouts.
Der Schweizerische Bankenpersonalverband hat in den letzten Jahren einen bedenklichen Anstieg von Burnout-Fällen auf dem Finanzplatz festgestellt. Gemäss Zahlen der Suva fallen 35 Prozent der frisch rekurtierter Kader innert 36 Monaten aus psychischen Gründen ganz oder teilweise aus.
Ein persönliche Katastrophe verhindern
Burnout ist die Krankheit der Leistungsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Ständiger Arbeits- und Erwartungsdruck, Stress, Restrukturierungen in Unternehmen und Jobverlustängste sind die Treiber.
Eine Früherkennung und Prävention können persönliche Katastrophen verhindern. Zielgerichtetes und konsequentes Handeln können gemäss dem US-Magazin «Forbes» die Krankheit besiegen.
Wie aber erkennen Sie Burnout?
1. Beziehungen am Arbeitsplatz und im Privatleben leiden
Vielleicht können Sie den Stress am Arbeitsplatz noch kontrollieren, doch Ihre Freunde und Familie spüren den Effekt, weil Ihr Nervenkostüm hauchdünn ist oder sie sich vollkommen zurückziehen.
2. Gesundheitliche Probleme häufen sich
Kopf- oder Rückenschmerzen, Depressionen, Gewichtzunahme oder einfach diese nicht enden wollenden Erkältungen und Grippeanfälle: Dass Ihre Arbeitswelt einen bestimmenden Einfluss auf Ihre Gesundheit hat, dürfen Sie niemals vergessen.
3. Sie haben kognitive Schwierigkeiten
Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Stress sich direkt auf den präfrontalen Kortex auswirkt, einen Teil des Frontallappens der Grosshirnrinde. Das ist der Teil des menschlichen Hirns, der Handlungen plant und Entscheidungen trifft sowie die Emotionen kontrolliert. Bemerken Sie, dass Sie dumme Fehler machen, wichtige Dinge vergessen, falsche Entscheidungen treffen oder unkontrollierte Gefühlsausbrüche haben, können dies Anzeichen von Burnout sein.
4. Sie können nicht abschalten
Sie wälzen sich nachts im Bett und denken an den Berg von Akten, der auch nach einem 12-Stunden-Tag noch auf Ihrem Schreibtisch liegt? Ihre Gedanken drehen sich pausenlos um Dinge, die Sie noch erledigen müssen oder vielleicht vergessen haben? Das sind starke Signale eines Burnouts.
5. Sie fühlen sich nur noch ausgepumpt
Obwohl Sie auf Ihren Schlaf achten, fühlen Sie sich am morgen schwer und ausgelaugt. Dank literweise Kaffeekonsum hangeln Sie sich durch die Arbeitstage. Das ist kein Normalzustand.
6. Sie sind negativ, unbefriedigt und unmotiviert
Anstatt allem eine positive Seite abgewinnen zu können, ist es nun das Gegenteil. Sie sind nur noch miesepetrig, zynisch und sehen das Negative. Gleichzeitig sind Sie andauern unzufrieden mit sich und mit anderen. Arbeiten ist Selbstzweck und völlig frei von Lust und Motivation? Auch dies kann ein Anzeichen von Burnout sein.
7. Ihre Leistung lässt nach
Bemerken Sie einen Leistungsabfall? Versuchen Sie zu vergleichen: Wie war meine Leistung vor einem Monat, vor sechs Monaten, vor einem Jahr? Zeigt die Kurve konstant nach unten, ist der Grund womöglich ein Burnout.
8. Sie werden nachlässig
Sie bemerken eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber sich selber, geben Versuchungen nach, verlieren öfters die Selbstkontrolle? Das ist eine typische Art der Stresskompensation, aber auch eine Folge geringeren Selbstvertrauens und tieferer Motivation. Auch hier kann ein Burnout lauern.
Wenn Sie einige oder gleich mehrere der genannten Anzeichen an sich selbst bemerken, sollten Sie zur Tat schreiten und präventiv werden.
1. Gehen Sie offline
Sie werden nie abschalten können, wenn Sie ständig Ihren Email-Eingang oder nur schon Ihr Twitter-Account checken. Definieren Sie Zeiten, in denen Sie nicht erreichbar sind und weder Ihr Smartphone noch Ihren Computer einschalten. Oder umgekehrt: Legen Sie genaue Zeitblöcke fest, wann Sie nach Feierabend oder an Wochenenden für Ihren Job tätig sein wollen. Sie können Sie Stress abbauen und erreichbar bleiben.
2. Achten Sie auf Ihre Körpersignale
Kopfschmerzen können durch Dehydrierung auftauchen, Magenschmerzen durch Übersäuerung, Nackenschmerzen nach einer unbequemen Nacht. Doch sind Schmerzen und Gebrechen oftmals Folgen von Stress und Ängsten. Ein Burnout meldet sich im Körper an. Achten Sie auf die Signale, die er aussendet.
3. Planen Sie Pausen ein
Eine Pause kann Vieles bedeuten: Einen Spaziergang einlegen, während einer halben Stunde Zeitung lesen oder über Mittag Sport treiben. Wichtig ist, dass Sie die Pause einplanen und auch einhalten. Sie haben etwas, worauf Sie sich freuen können. Legen Sie auch regelmässige Kurzpausen ein, um zu trinken und etwas zu essen. Sie werden damit produktiver und können Stress abbauen.
4. Lassen Sie die Finger von Schlaf- und Beruhigungsmitteln
Jedes chemische Mittel, das Sie zur Entspannung oder zum Schlafen einnehmen, auch Alkohol, bringt Ihren natürlich Schlafprozess durcheinander. Sprich: Die Qualität Ihres Schlafs und Ihrer Ruhephasen leidet massiv. Um Burnout zu bekämpfen, ist ein gesunder Schlaf ein Muss.
5. Organisieren Sie sich
Stress ist oftmals nicht eine Folge von zu hoher Arbeitsbelastung, sondern von unorganisierten und chaotischen Arbeitsprozessen. Nehmen Sie sich Zeit für die Planung – und ein Haufen Arbeit sieht plötzlich machbarer aus.
6. Nehmen Sie Unterstützung an
Die Versuchung ist gross, sich in Stresszeiten völlig zurückzuziehen. Doch Ihre Mitwelt kann ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen Burnout sein. Sprechen Sie mit Familienmitgliedern oder Freunden über Ihre Situation. Sie fühlen sich danach lebendiger.
7. ... und wenn alles nichts hilft
Führen die genannten Strategien nicht zu einem besseren Befinden, dann liegt das Problem vielleicht nicht bei Ihnen, sondern an Ihrem Job. In diesem Falle müssen Sie sich entscheiden, was Vorrang hat: Ihre Gesundheit oder der Job.