BHF und KBL: Zwei aktuelle Fälle lassen ahnen, wie schwer es geworden ist, heute noch spektakuläre Übernahmen im Private Banking zu stemmen.
Die erste Meldung des gestrigen Tages: Die Deutsche Bank hat Mühe, einen Käufer für ihre BHF Bank zu finden. Nach diversen Bieterrunden war am Ende noch der Private-Equity-Investor RHJ International übrig geblieben (in der Schweiz bekannt durch CEO Leonhard Fischer).
Doch offenbar geht RHJ nun auf Distanz – das in Brüssel angesiedelte Unternehmen habe keinen Co-Investor gefunden, meldet die «Financial Times Deutschland»: RHJ habe nun dem deutschen Regulator BaFin mittgeteilt, dass man die Übernahmepläne ruhen lasse.
Die zweite Meldung aus diesem Bereich: Die luxemburgische Privatbankengruppe KBL geht an einen der Staatsfonds von Katar. Für 1,05 Milliarden Euro übernimmt die Precision Capital von der belgischen KBC eine Gruppe, zu der unter anderem Merck Finck in Deutschland, Brown Shipley & Co in England, KBL Richelieu Banque Privée in Frankreich und KBL in der Schweiz gehören.
KBL: 47 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen
Insgesamt beschäftigt KBL 2'550 Personen, darunter 400 Kundenberater. Die verwalteten Vermögen belaufen sich auf 47 Milliarden Euro (in der Schweiz hat KBL rund 145 Angestellte und 4,2 Milliarden Franken an Assets under Management). Die Übernahme kommt also zum Preis von 2,25 Prozent der AuM zustande (wobei unklar ist, wieviel Kapital dabei auch noch die Hand wechselt).
Interessant dabei: Der Verkauf von KBL war ebenfalls schon mal gescheitert – das geschah im Mai letzten Jahres, als die indische Hinduja-Familie die Gruppe übernehmen wollte. Damals stellte sich der luxemburgische Regulator quer. Der vereinbarte Preis damals: 1,35 Milliarden Euro.
Mit anderen Worten: Der Marktwert der Privatbank ist innert 17 Monaten um ein Viertel gesunken.
BHF: 40 Milliarden Euro an verwalteten Vermögen
Auch die BHF stand bereits einmal kurz vor einer Übernahme: Ende letzten Jahres hatten sich die Deutsche Bank und LGT auf einen Kauf verständigt – doch dann harzten die weiteren Verhandlungen, wobei ebenfalls mitspielte, dass die deutsche Aufsichtsbehörde bremsend wirkte. Im April wurden die Gespräche dann abgebrochen.
Welchen Preis die LGT damals geboten hatte, ist unklar – die Deutsche Bank hatte die Privatbanken-Tochter, die ihr 2009 mit dem Kauf von Sal.Oppenheim zugefallen war, zu 650 Millionen Euro in ihren Büchern. Laut Informationen der «Financial Times Deutschland» hätte RHJ International nun etwa 500 Millionen Euro auf den Tisch legen müssen.
Zum Vergleich: Die BHF Bank verwaltet ein Vermögen von etwa 40 Milliarden Euro und beschäftigt rund 1800 Mitarbeiter (in der Schweiz hat die Privatbank gut 1,6 Milliarden Franken an Assets under Management und rund 70 Mitarbeiter).
Insgesamt wird hier spürbar, wie schwierig es derzeit ist, für eine grössere Privatbank überhaupt einen Käufer zu finden. Als Interessenten stehen dann plötzlich die Staatsfonds aus dem Osten in der ersten Reihe. Denn immerhin: Ein katarischer Herrscherfonds entpuppte sich gestern ja auch als Käufer von Dexia-Bil in Luxemburg, der schwergewichtig im Private Banking tätigen Tochter der taumelnden Dexia-Gruppe.
Für die Schweiz und die hier anstehende Konsolidierung bedeutet das noch nicht viel; ausser dass man sich vielleicht noch bewusster wird, wie langwierig der Prozess noch sein dürfte.