Die UBS will von ihren Mitarbeitenden in der Schweiz wissen, welcher Ethnie sie angehören. Dabei tappt die Grossbank in eine Falle und bemüht Stereotypen, die man überwunden glaubte.
Die UBS hat in ihrem Schweizer Intranet die Mitarbeitenden aufgefordert, in einem Personalbogen Angaben zu ihrer Ethnie zu machen. Für die UBS sei die ethnische Diversität ein Schlüsselelement zum Erreichen ihrer strategischen Ziele.
Illustriert ist der Aufruf «Ethnische Vielfalt ist uns wichtig» mit einem Bild von acht Espressotassen, in denen der Kaffee jeweils eine andere Farbtönung hat. Von pechschwarz über braun zu strahlend weiss.
Gerademal vier Ethnien
Auf dem Personalbogen erscheint dann eine Seite, auf der die Mitarbeitenden die Wahl haben, sich einer von vier Ethnien zuzuordnen: Asiatisch, Schwarz, Lateinamerikanisch oder Weiss. Weitere Optionen sind «Zwei oder mehr ethnische Gruppe» sowie «Andere ethnische Gruppe». Die Mitarbeitenden haben auch die Möglichkeit anzuklicken, dass sie es vorziehen, keine Angaben zu ihrer Ethnie zu machen.
Die Absicht der UBS mit diesem Fragebogen mag löblich sein. Ihre Diversitätsziele kann sie nur erreichen, wenn sie mögliche unternehmensinterne Probleme mit Diskriminierung auch angeht. Dafür braucht die Grossbank entsprechende Daten.
Ursprung im kolonialen Zeitalter
Die Ausführung der UBS dieser Datenerhebung ist allerdings unbeholfen und nimmt Stereotypen auf, die ihren Ursprung im kolonialen Zeitalter haben. Die Personalabteilung scheint der Meinung zu sein, dass sich die globale Bevölkerung grundsätzlich in vier Ethnien einteilen lässt. Eine Ethnie ist eine Volksgruppe. Ethnologen zählen über 1'300 verschiedene Ethnien weltweit.
Die von der UBS vordefinierten Ethnien orientieren sich einerseits an der Geografie (Asien, Lateinamerika) und andererseits an der Hautfarbe (schwarz, weiss). Das grösste Fettnäpfchen, nämlich alle ihre vier Ethnien an der Hautfarbe festzumachen, also auch an Gelb und Rot, hat die UBS gerade noch umschifft. Warum sie «Weiss» und «Schwarz» für Ethnien hält, entzieht sich der Kenntnis.
Rasseneinteilung nach «Hautfarbe»
Aber eine ethnische Zugehörigkeit aufgrund der Hautfarbe zu bestimmen, folgt einem rassistisch geprägten Stereotyp. Es geht auf den schwedischen Botaniker Carl von Linné zurück, der im 18. Jahrhundert lebte, der Blütezeit des europäischen Kolonialismus. Er teilte die Menschen in vier Typen ein: weiss, schwarz, rot und gelb.
Im Zuge der Aufklärung etablierte sich diese Rasseneinteilung und blieb lange erhalten. Indianer waren Rothäute, Afrika war der schwarze Kontinent und die Chinesen waren gelb. Weil Aufklärer wie Immanuel Kant und Rassengelehrte die Farbigkeit und dunkle Schattierung der Haut als Degenerationserscheinung sahen, waren die «Weissen» die höhere und überlegene Zivilisation. Damit war der Kolonialismus auch «wissenschaftlich» legitimiert.
Bei der UBS kann man also ankreuzen, dass man einer überlegenen Ethnie angehört.
Kaffeefarbene Haut und «Exotik»
Mit der Espressotassen-Illustration begeht die UBS einen weiteren Fehler. Dunkle Hautfarben werden teils bis heute noch in der hiesigen Werbung benutzt, um beispielsweise Kaffee oder Schokolade zu verkaufen.
Werber verfolgten dabei die Absicht, solche Genusswaren mit «Exotik» und «Wildheit» in Verbindung zu bringen. Illustriert haben sie solche Kaffee-Werbung gerne auch mit Menschen und vor allem mit Frauen, deren kaffee- oder schokoladebraune (oder -schwarze) Haut dann in verführerischen Posen zur Schau gestellt wurde.
Solche Werbekampagnen gibt es heute nicht mehr. Mögen sie ästhetisch wirken, so werden sie heute als Fassade für rassistische oder koloniale Bilder und Zuschreibungen gewertet.
Man hätte den UBS-Diversity-Expertinnen und -Experten ein entwickelteres Bewusstsein in Bezug auf überkommene Stereotypen gewünscht, als sie den Fragebogen erstellten.