Der Quartalsgewinn trüge, sagte der Rechtsanwalt Daniel Fischer an der UBS-Generalversammlung. Die Bank sei mit Milliardenforderungen konfrontiert.

Gemäss einem Betreibungsauszug seien vom 1. Januar 2008 bis heute gegen die UBS Betreibungen im Gesamtwert von 3,5 Milliarden Franken eingegangen.

Dies erklärte der Rechtsanwalt Daniel Fischer vom Advokaturbüro Fischer & Partner an der heutigen Generalversammlung in Basel.

Der durchschnittliche Betrag einer Betreibung betrage 22,3 Millionen Franken, so Fischer weiter. Diese Zahlen erfüllten ihn als Aktionär mit Sorge.

Enorme Forderungen

Denn in der Jahresrechnung 2009 weise die UBS Rückstellungen von 2,3 Milliarden Franken für Prozessrisiken auf. Zusammen mit den Betreibungen bedeute dies, dass auf die UBS Forderungen in der Grössenordnung von 5,8 Milliarden Franken zukommen könnten.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit sei dieser Betrag sogar erheblich höher, sagte Fischer weiter – seien doch Auslandsforderungen und Sammelklagen in den USA darin nicht berücksichtigt.

82 Prozent von Anwälten eingereicht

Wenn gegen ein internationales Unternehmen Betreibungen von 3,5 Milliarden Franken in der Schweiz eingereicht worden seien, dann könne «erfahrungsgemäss international von einem Mehrfachen an offenen Forderungen ausgegangen werden, also von mindestens 10 Milliarden Franken», sagte Daniel Fischer an der GV weiter.

Fischer vertrat als Rechtsanwalt die Lehman-Opfer im Streit mit der Credit Suisse und führt Rechtsstreitigkeiten gegen die UBS in Sachen Lehman Brothers, UBS Wealth Management Global Property Fund und Absolute Return.

82 Prozent der Betreibungen gegen die UBS seien von Anwälten eingereicht worden: Damit deutete Fischer an, dass die Forderungen ernst zu nehmen seien – diese Leute seien schliesslich «keine Idioten».

Grübel: «Keine Scheingewinne»

«Unsere Erfahrung als Anwälte von UBS-Kunden und anderen UBS-Stakeholdern zeigt eindeutig, dass sich auch in der Ära Grübel/Villiger in der Geschäftskultur kaum etwas bewegt hat», so Fischer.

Immer noch wiegle die Bank bei berechtigten Kundenforderungen ab, sie blockiere und vertraue auf ihre Juristen.

Markus Diethelm, der oberste Jurist der UBS, antwortete auf Fischers Vorhaltungen: Es sei nicht bekannt, wie seine Zahl von 3,5 Milliarden Franken errechnet worden sei. Die Rückstellungen der Bank seien «aufgrund derjenigen Klagen» erfolgt, «die eingereicht worden sind». Und zwar «insofern, als sie schätzbar sind und als wahrscheinlich gelten.»

Die Rechtsabteilung der UBS setze auf Offenheit und Transparenz, sagte Diethelm weiter. Sie sei «jederzeit bereit, offene Gespräche zu führen.»

Oswald Grübel widersprach der Vermutung, die UBS weise letztlich ungesicherte Gewinne aus: «Natürlich ist das kein Scheingewinn», sagte der Konzernchef. Wenn er Scheingewinne ausweisen würde, könnte man ihn bald im Gefängnis besuchen.

Das UBS-Betreibungsregister des Stadtammann- und Betreibungsamts Zürich I liegt finews.ch vor. Die grösste geforderte Summe beträgt 1 Milliarde Franken (scheint aber nicht sehr ernstzunehmend), die kleinste bei 222 Franken (sie stammt von der Stiftung Schloss Greifensee). Rund vier Fünftel der Forderungen wurden von Anwälten im Kundenauftrag eingereicht.