In Trams und Bussen wird fleissig geschnäuzt und gehustet. Mit der kalten Jahreszeit packt uns die Erkältungswelle. Auch den Schweizer Finanzsektor hat es erwischt, findet Daniela Lüpold von der Bankiervereinigung.
Daniela Lüpold ist Leiterin Kommunikation Latin World der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg)
Die Zahlen der neusten Studie, die das Forschungsinstitut BAK Basel im Auftrag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) und des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV) erstellt hat, zeigen, dass der Schweizer Finanzsektor kränkelt, denn der Anteil, den die Banken an das Bruttoinlandprodukt (BIP) beitragen, ist leicht rückläufig (0,9 Prozent). Was auf den ersten Blick als wenig erscheint, ist ein Symptom, das nachdenklich stimmt.
Trotzdem nimmt der Finanzsektor seine volkswirtschaftliche Funktion wahr. Sein Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) ist nach wie vor äusserst hoch. So wurden 2015 rund 60 Milliarden Franken von Unternehmen des Finanzsektors erwirtschaftet.
Viele Profiteure
Dies entspricht jedem zehnten Franken, wobei die Banken an der Wertschöpfung den grössten Anteil haben. Gleichzeitig stellt der Finanzsektor 220‘000 Vollzeitstellen oder knapp sechs Prozent aller Stellen in der Schweiz. Und nicht nur das: Vom Erfolg der Banken profitieren im Zuge der wirtschaftlichen Verzahnungen auch Unternehmen aus anderen Branchen der Schweiz. Dazu zählen beispielsweise Prüf- und Revisionsgesellschaften, Fintech- oder Beratungsunternehmen.
Die Bedeutung des Finanzsektors geht aber noch weiter, denn er ist ein wichtiger Steuerzahler für Bund, Kantone und Gemeinden. Sie profitieren von Steuergeldern in der Höhe von geschätzten knapp 20 Milliarden Franken, was beinahe 15 Prozent der gesamten Steuererträge entspricht.
Volkswirtschaftliche und fiskalische Bedeutung des Finanzsektors 2015
(*Banken inklusive bankennahe Finanzdienstleistungen, ** Versicherungen inklusive versicherungsnahe Dienstleistungen, Rundungsdifferenzen möglich. Quelle: BAKBASEL)
Nicht ohne Grund etwas angeschlagen
Gründe dafür, dass der Bankensektor nicht in seiner besten Form ist, gibt es einige: der starke Franken, der bewirkt, dass die Banken im wichtigen grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft unter Kursverlusten in Fremdwährungen leiden.
Dazu kommen ein stärkerer Wettbewerb und die sich immer weiter verschärfende Regulierung. Alle diese Faktoren tragen dazu bei, dass die Banken einem grossen Druck ausgesetzt sind.
Es braucht Medizin
Trotzdem ist die Studie für die Zukunft verhalten optimistisch, denn auf lange Sicht kann davon ausgegangen werden, dass die Bankenbranche sowohl von der fortschreitenden Digitalisierung profitiert als auch von der Industrialisierung. Das daraus entstehende Wachstum und der Erfolg kommen wiederum der Schweizer Volkswirtschaft zu Gute.
Wenn der Finanzplatz also erste Symptome eine Erkältung aufweist, hilft rechtzeitig eingenommene Medizin, um eine schlimmere Erkältung abzuwenden. Im Falle des Bankensektors ist es eine Verbesserung der Rahmenbedingungen, welche eng verknüpft sind mit der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.
Dringend nötig ist ausserdem die Anerkennung der Regulierungen als EU-äquivalent. Und schlussendlich darf nicht vergessen werden: Der Schweizer Finanzplatz ist auch mit ersten Erkältungssymptomen stark. Und das soll auch das Ausland noch besser wissen.